Sommer in Maine: Roman (German Edition)
dass ein bisschen Regen bei der Hitze gar nicht schaden könnte. Aber der Regen kam nicht.
Der nächste Tag war Sonntag der fünfzehnte August, Mariä Himmelfahrt. Alice war früh aufgestanden, um zur Feier der Legion Mariens pünktlich zu sein. Sie wollte Zimtwecken mitbringen und war dafür extra zu einer Bäckerei in Wells gefahren.
Sie zog ihr nagelneues blasslila Hosenkleid an und gab sich mit der Frisur und dem Augen-Make-up besonders Mühe. Anders als bei den normalen Zusammenkünften trafen sie sich diesmal schon vor der Messe, um der Aufnahme der Jungfrau in den Himmel zu gedenken und sich auf ihre jeweilige Rolle bei der Opfergabe vorzubereiten.
Als sie zum Wagen hinausging, blickte sie über das Meer und dachte daran, dass die katholischen Mütter ihrer Generation – ihre eigene, Daniels, Ritas und viele andere – noch geglaubt hatten, dass das Meer am fünfzehnten August jeder noch so verzweifelten jungen Frau zu einer erfolgreichen Schwangerschaft verhelfen könne. Zu Beginn ihrer Ehe, als auch Alice damit zu kämpfen hatte, war auch sie einmal ans Ufer von Nantasket Beach gefahren. Bevor sie sich ins Wasser begab, war sie zurückgeblieben, um zuzusehen, wie sich die vielen hübschen, jungen Kriegsbräute mit derselben Hoffnung auf ein Wunder ins kalte Meer Neuenglands stürzten, angetrieben von einem Glauben und einer Entschlossenheit, die nur mit der von Heiligen zu vergleichen war.
Das war im Jahr vor Kathleens Geburt gewesen, und Daniel hatte ihre erste Tochter am Morgen ihrer Geburt einen göttlichen Segen genannt.
Alice stieg in den Wagen und fuhr Richtung St. Michael los. Im Radio lief gerade die Irish Hitparade, Daniels Lieblingsradiosendung. Sie wechselte den Sender nicht, sondern drehte sogar auf. Fünf Minuten später parkte sie den Wagen und stieg die Treppen zur Kirche hinauf. Schon beim Aufschieben der unverschlossenen Tür roch sie den Weihrauch. Sie trat ein. Die Kirche war noch leer und eindrucksvoller als sonst. Bis zum Treffen blieb ihr noch eine halbe Stunde, eine Stunde bis zum Beginn der Messe.
Sie ging zu ihrem Stammplatz und kniete auf der rotsamtenen Bank nieder. Dann nahm sie ihren Rosenkranz aus der Handtasche und sah zu dem Buntglasfenster hinter dem Alter auf, das Jesus am Kreuze darstellte.
Die Glasperlen glitten durch Alices Finger, und sie betete für Maggie, Ann Marie und alle anderen Familienmitglieder, die lebenden wie die verstorbenen. Sie betete auch für ihre eigene Seele und bat um Vergebung für Dinge, die sie nicht würde wiedergutmachen können. Dabei wiederholte sie immer wieder die Worte, die sie vor so langer Zeit gelernt hatte, und die ihr seitdem Trost gespendet hatten, wenn sie sich untröstlich geglaubt hatte.
Bei der letzten Perle angekommen, begann sie noch einmal von vorn. Alice betete, bis sich ihr von hinten den Gang entlang schwere Schritte näherten, und eine vertraute Stimme leise ihren Namen sprach: »Alice? Alice. Es ist Zeit.«
Danksagung
Meiner Lektorin Jenny Jackson und meiner Agentin Brettne Bloom danke ich für ihre unersetzliche Hilfe bei der Produktion dieses Buches.
Tausend Dank an Hilary Black, Lauren Semino und Eugene und Joyce Sullivan für unverzichtbare Kommentare zum Manuskript. Und an Laura Smith und Joshua Friedman dafür, alles andere gelesen und lektoriert zu haben.
Mein Dank geht auch an die Mitarbeiter bei Knopf, Vintage und Kneerim and Williams, darunter ganz besonders an Andrea Robinson, Jill Kneerim, Hope Denekamp, Leslie Kaufmann, Nicholas Latimer, Russell Perreault, Sara Eagle, Kate Runde und Abby Weintraub.
Aus den Archiven des Boston Globe erhielt ich unentbehrliche Informationen über den Brand im Cocoanut Grove. Ein Besuch bei der Familie Held-Semino inspirierte meine Darstellung des Sommerhauses, und Larry Ravelson stellte mir das Buch Ogunquit By-the-Sea von John Bardwell zur Verfügung, das mir große Dienste geleistet hat. Dorothy Joyce, M. Patricia Gallagher und Lawrence und Florence Sitterle waren eine einzigartige Wissensquelle für alles, was mit dem Zweiten Weltkrieg und den 1940er-Jahren zu tun hat. Beth Mahon, Noreen Kearney und Caitlain McCarthy haben freigebig ihre Erinnerungen an ihre irisch-katholische Jugend in Massachusetts mit mir geteilt.
Ich danke all denen, die mir großzügig inspirierende Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt haben: Jane Callanan, Amanda Millner-Fairbanks, Sudhir Venkatesh, Karla Adam und Bennet Morris. Ihr habt mich in Euren Heimen willkommen geheißen und
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