Sommer in Venedig
flauschigen Teppich.
»Es ist diese Tür, gleich rechts neben der Treppe«,
flüsterte er ihr zu. »Buona Fortuna! Viel Glück!« Und schon war auch er
verschwunden.
Rebecca atmete tief durch, klopfte beherzt an und
öffnete die Tür.
»Permesso!«, sagte sie laut und deutlich.
»Bitte, bitte, Signorina! Treten Sie ein!«,
forderte Signora Ilaria mit ausladender Geste. »Ich will auch gar nicht lange
herumreden. Sie haben mehr als genug zu tun. Die anderen Mädchen haben schon
vor einer halben Stunde mit ihrer Arbeit begonnen.«
Missbilligend musterte Signora Ilaria Rebeccas
Arbeitskleidung und ihre mit einem Haargummi zusammengefassten Locken.
»Signorina Emilia hat befunden, dass Sie bereits
heute Ihren eigenen Flur in der zweiten Etage übernehmen können.«
»Davvero? Tatsächlich?« Rebecca war sichtlich überrascht.
Sicherlich wollte Emilia nur alleine arbeiten. Damit sie sich zwischendurch mit
Gregorio treffen konnte oder mit wem auch immer. Wenn sie ehrlich war, war es
ihr nur recht, eigenständig zu arbeiten. So schwer würde es schon nicht werden.
»Donnerstags werden Sie Signorina Ariana zum
Wochenmarkt begleiten«, ordnete Signora Ilaria weiter an. »Samstags abends
findet immer ein kleines Willkommensfest für die neuen Gäste statt. Dafür müssen
Vorbereitungen getroffen werden, bei denen Sie helfen.«
»Molto volentieri! Sehr gerne!« Rebecca knickste,
wie sie es bei den anderen Bediensteten gesehen hatte. Erfreut nickte die
Signora.
»Sonntags und montags haben Sie frei. Ich habe
von meinem Sohn gehört, dass Sie sich für die Geschichte unserer Stadt
interessieren.«
Rebecca nickte eifrig.
»Na, an den Tagen haben Sie dann ja Zeit dafür.«
Damit war das Gespräch beendet. Signora Ilaria griff
nach ihrem Telefon und verlangte nach Signorina Stefania. Die kannte Rebecca
schon aus der Küche. Sie war zumindest freundlich.
Kurz darauf erschien das Mädchen und holte
Rebecca ab. Sie brachte sie in den zweiten Stock, zog aus einer Abstellkammer einen
Handwagen mit dem nötigen Arbeitsgerät hervor, übergab Rebecca den Schlüssel für
die Kammer, wünschte ihr viel Erfolg und entschuldigte sich. Auch sie hatte
ihre Arbeit abzuleisten. Sie war zuständig für die Etage der Saveras. Eine
Pause war da nicht drin.
Rebecca betrachtete die gefüllten Regale ihrer
Abstellkammer genau. Da lagen ordentlich gestapelte Handtücher, Duschtücher und
Bettlaken, sogar ein paar Überdecken für den Notfall. Auf der anderen Seite war
ein großer Korb, in den sie die schmutzige Wäsche abladen konnte. In der Mitte
war Platz für den Arbeitswagen. Dieser war ausgestattet mit Besen und Schaufel,
Wischeimer und Mob, Reinigungsmitteln, Schwämmen und Müllbeuteln. Ganz vorn
hing ein großer Schlüsselbund, mit dem sie Eintritt in jedes der Zimmer bekam.
Sie schloss die Kammer, atmete noch einmal tief durch und machte sich dann mit
ihrem Handwagen an die Arbeit.
Kapitel 9
Drei Tage waren vergangen, seit sie Gregorio zum
letzten Mal gesehen hatte. Die Blumen auf ihrem Tisch waren zwar noch schön,
aber sie sorgten auch dafür, dass sie immer wieder an den Hotelierssohn denken
musste. Sogar nachts hatte sie von ihm geträumt. In ihrem Traum hatten ihn die
Damen der Modenschau nach Rom begleitet und sich dort ausgiebig mit ihm amüsiert.
Ganz genau hatte sie gesehen, wie er die kleinen Brüste der Models geknetet und
mit seinen vollen Lippen liebkost hatte. Eines der Mädchen hatte beim Tanz
ihren Po immer wieder an seinem Körper gerieben, bis Rebecca ganz deutlich
diese Beule in seiner Hose gesehen hatte. Schweißgebadet war sie aufgewacht.
Und es war nicht das laue Sommerlüftchen vom Fenster gewesen, das ihr die Hitze
in den Schoß trieb.
Mittlerweile hatte Rebecca sich an ihre Arbeit
gewöhnt. Der Ablauf war immer derselbe, außer es standen besondere
Veranstaltungen an. So wie am heutigen Samstag. Zwar trafen auch während der
Woche neue Gäste ein. Manche blieben auch nur ein paar Nächte. Dennoch, am
Samstagabend wurde gefeiert. Es gab ein Buffet, das vom Küchenpersonal
aufgebaut wurde, zahlreiche Sitzgelegenheiten und natürlich eine Liveband, die
von rockig bis romantisch für jeden Tanzwilligen etwas parat hatte.
Rebecca half, wo sie nur konnte, legte sich aber
in ihrer Mittagspause brav schlafen. Sie wollte mitfeiern, wenn auch nur als
Bedienung. Es würde trotzdem ein schöner Sommerabend werden. Morgen war
Sonntag, ihr erster freier Tag. Sie hatte inzwischen ihren Reiseführer
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