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Sommer mit Nebenwirkungen

Sommer mit Nebenwirkungen

Titel: Sommer mit Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
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plötzlich stehen. »Da ist ja eine Tür. Schau, da, neben der Quelle. Was ist dahinter?«, fragte er aufgeregt.
    Der Krötenraum.
    Sophie, die auf der Holzbank saß, versuchte gleichmütig dreinzuschauen.
    »Welche Tür?«, fragte sie und bemühte sich, keinerlei Interesse in ihre Stimme zu legen.
    Aufgeregt zeigte Johann zwischen die Stäbe.
    Sophie zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht Gartengeräte – ein Rasenmäher oder so?«
    Misstrauisch schaute Johann sie an: »Weißt du etwas, Sophie?«
    Da half nur Ablenkung. Sophie schaute auf die Uhr und sagte leichthin: »In Peking wird es langsam spät, wenn du noch telefonieren willst …«
    Das überzeugte. Johann, der noch einige Telefonate nach Asien führen wollte und dem die Zeitverschiebung im Nacken saß, ließ vom Quellhäuschen ab und sich den Ort zeigen, an dem er Empfang hatte.
    Zehn Minuten später standen sie auf der Wiese. Johann strahlte vor Glück, als sein Handy wieder Empfang hatte. Es war zwar nur ein kurzes Strahlen, aber es war das erste Mal seit achtundvierzig Stunden, dass Sophie ihren Verlobten glücklich sah. Sein Handy vibrierte heftig, Nachricht folgte auf Nachricht – vermutlich war das blöde Ding noch nie so lange offline gewesen.
    Er legte gleich mit dem ersten Telefonat los. Allerdings musste er sich mit dem rechten Teil der Wiese begnügen, da links schon der in seinen Wollschal gewickelte Familienvater hockte. Er hatte sich einen kleinen Beistelltisch aus dem Hotel besorgt und auf die Wiese gestellt. Den Stein als Stuhl, davor der Tisch – ein richtiges kleines Bergwiesenbüro. Sein Organizer lag vor ihm, und er tippte hektisch darauf herum, während seine Frau und die Kinder wie immer oben mit den Schafen spielten. Ein Kind kreischte vor Freude.
    Johann machte Sophie unwirsch Zeichen. Die Kinder sollten still sein, signalisierte er mit den Händen. Kann nichts machen, funkte Sophie zurück. Und zeigte mit einer Wickelgeste auf den Familienvater. Johann kapierte sofort. Im Nu band er sich seinen lila Kaschmirpullover um den Kopf. Jetzt telefonierten zwei vermummte Kerle auf der Wiese.
    Sophie lehnte sich mit dem Rücken zu ihnen an einen Pfosten des Holzzauns und begann, Gänseblümchen zu pflücken. Wie früher schlitzte sie mit dem Fingernagel ein längliches Loch in den Stiel und bildete so eine Blumenkette. Vielleicht würde sie den Blumenkranz einem der Mädchen schenken, die gerade auf der Wiese herumtollten. Ihr eigenes Handy hatte sie im Hotelzimmer gelassen, sie verspürte keine Lust auf Anrufe. Seit Tagen lebte sie ihr Leben offline.
    Die Sonne, die frische Luft, der leichte Wind, das alles tat gut. Sie genoss es, endlich raus aus dem Zimmer zu sein, das zunehmend stickig geworden war, so viel Ungesagtes staute sich darin. Und da näherte sich auch noch willkommene Ablenkung. Mit dem Picknickkorb in der Hand kamen Zoe, Julia und Katalin den Weg entlanggeschlendert. Sophie grinste sie an.
    »Na, welcher ist deiner?«, fragte Julia, als sie bei Sophie angekommen war, und zeigte auf die Wiese.
    Sophie drehte sich um und betrachtete die beiden vermummten Männer. »Ich glaube, der Rechte. Die Figur ist besser. Aber so ganz genau kann man das nicht sagen.«
    »Und – wie lange hockst du schon hier rum?«, erkundigte sich Katalin mitfühlend.
    »Eine halbe Stunde auf jeden Fall. Vielleicht auch eine Dreiviertelstunde.« So konnte man seine Tage auch verbringen.
    »Willst du uns nicht zum Picknick begleiten? Dein Johann kann sicherlich auch allein telefonieren. Und wie es aussieht, dauert das noch eine Weile.«
    Zoe sagte nichts. Sie wirkte wieder sehr blass, schaute unruhig zur Wiese hinauf und sah dann wieder gehetzt weg – dort stand die Frau, deren Mann sie sich für eine Nacht ins Bett geholt hatte. Keine Frage, sie wollte nicht hier sein.
    Kurz entschlossen nickte Sophie. Zoe brauchte schnell Erlösung. Außerdem konnte sie dann vorsichtig vom Krötenraum erzählen. Ob die anderen inzwischen drinnen gewesen waren? »Klar komme ich mit!« Behutsam hängte sie ihre Gänseblümchenkette an den Zaunpfosten. Danach signalisierte sie Johann, dass sie gehen würde. Er reagierte kaum, ob er sie verstanden hatte? Egal. Auf ging’s. Der Picknickkorb schwang in Julias Hand, Zoe klemmte sich die Decke unter den Arm, und Sophie nahm den Flaschenkühler, während Katalin den gekühlten Crémant trug. Vier hübsche, sommerlich gekleidete Frauen auf dem Weg zu einem schönen Sonnenfleck irgendwo auf einer Waldlichtung in

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