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Sommer, Sonne und dein Lächeln: Sommerträume (German Edition)

Sommer, Sonne und dein Lächeln: Sommerträume (German Edition)

Titel: Sommer, Sonne und dein Lächeln: Sommerträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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immer.“
    „Ich bin müde.“ Auf gewisse Weise stimmte das. Sie war ihrer Emotionen müde, die sich ihr aufdrängten.
    „Spiel keine Spielchen mit mir, Blanche. Darin bin ich besser als du.“
    Himmel, ob er eine Ahnung hatte, wie sehr sie sich in diesem Moment wünschte, festgehalten zu werden? Konnte er auch nur annähernd verstehen, was sie alles dafür gegeben hätte, wenn er sie jetzt in die Arme genommen hätte? „Dräng mich nicht, Sidney.“
    Sie hätte wissen müssen, dass er nicht auf sie hören würde. Mit einer Hand berührte er ihr Kinn und hielt ihr Gesicht ruhig. Die Augen, die viel mehr sahen, als ihm zustand, blickten in ihre Augen. „Sag es mir.“
    „Nein.“ Sie sprach es ruhig aus. Wäre sie wütend gewesen, beleidigt, kalt, hätte er gegraben, bis er alles aus ihr herausgebracht hätte. Aber so konnte er nicht gegen sie kämpfen.
    „Na schön.“ Er trat zurück und schob seine Hände in die Hosentaschen. Er hatte draußen auf der Veranda etwas gefühlt, etwas, das ihn bedrängt hatte, sich ihm angeboten hatte. Hätte Blanche bloß eine Geste gemacht, auch nur die allerkleinste Geste, hätte er ihr in diesem Moment vielleicht mehr gegeben, als einer von ihnen beiden sich vorstellen konnte. „Vielleicht solltest du ein wenig schlafen. Wir brechen um sieben auf.“
    „Okay.“ Sie wandte sich ab, um ihre restliche Ausrüstung wegzupacken. „Ich werde bereit sein.“

6. KAPITEL
    W eizenfelder. Blanche fand ihre vorgefasste Meinung nicht zerstört, als sie durch den Mittleren Westen fuhren, sondern bekräftigt. Kansas bestand aus Weizenfeldern, unendlich vielen Weizenfeldern.
    Was immer Blanche auch bei der Durchquerung des Staates sah, die endlosen, sich wiegenden goldenen Ähren nahmen sie zuallererst gefangen. Farbe, Oberfläche, Gestalt und Form. Emotion. Es gab auch Ansiedlungen, natürlich, Städte mit modernen Gebäuden und vornehmen Häusern, aber dies zu sehen – weite Kornfelder gegen den Himmel – war für Blanche der Inbegriff von Amerika.
    Manche mochten die endlose Ausbreitung sonnengereiften, sich wiegenden Korns eintönig finden. Nicht so Blanche. Das war eine neue Erfahrung für eine Stadtbewohnerin. Es gab keine herausragenden Berge, keine schimmernden Wolkenkratzer, keine geschwungenen Freeways, um die Konturen einer Landschaft zu unterbrechen. Hier war Weite genauso beeindruckend wie das Gebiet von Arizona, nur üppiger und irgendwie ruhiger. Sie konnte es betrachten und sich wundern.
    In den Weizenfeldern und den weiten Flächen von Mais sah Blanche das Herz und den Schweiß des Landes. Es war nicht immer eine idyllische Szene. Es gab Insekten, Schmutz, lehmige Maschinen. Die Menschen arbeiteten hier mit ihren Händen, mit ihren Rücken.
    In den Städten sah sie das Tempo und die Energie. Auf den Farmen sah sie einen Zeitplan, der einen leitenden Angestellten eines Unternehmens schlappmachen ließe. Jahr um Jahr gab sich der Farmer dem Land und wartete darauf, dass das Land ihm zurückgab.
    Mit dem richtigen Blickwinkel und dem passenden Licht konnte sie ein Weizenfeld fotografieren und es endlos erscheinen lassen, machtvoll. Mit abendlichen Schatten konnte sie ein Gefühlvon heiterer Ruhe und Beständigkeit erzeugen. Im Grunde war es nur Gras, nur Halme, die wuchsen, geschnitten, bearbeitet, genutzt wurden. Doch das Korn besaß ein eigenes Leben und eine eigene Schönheit. Blanche wollte es so zeigen, wie sie es sah.
    Sidney sah die harte, unausweichliche und gegenseitige Abhängigkeit des Menschen von der Natur. Der Pflanzer, Bewahrer und Schnitter von Weizen war unwiderruflich an das Land gebunden. Es war gleichzeitig seine Freiheit und sein Gefängnis. Der Mann, der im Sonnenschein von Kansas auf seinem Traktor fuhr, schweißnass, hager von Jahren voll Arbeit, war von dem Land genauso abhängig wie das Land von ihm. Ohne den Menschen würde der Weizen zwar wild wachsen und gedeihen, dann jedoch verwelken und absterben. Es war dieses Band, das Sidney erfühlte, und das Band wollte er festhalten.
    Vielleicht zum ersten Mal seit ihrem Aufbruch von Los Angeles fotografierten er und Blanche nicht als getrennte Personen. Sie mochten es noch nicht erkannt haben, aber ihre Gefühle, ihre Intuition und ihre Sehnsüchte zogen sie beide näher zu demselben Ziel.
    Einer brachte den anderen zum Nachdenken. Wie sah sie diese Szene? Was empfand er bei diesem Motiv? Während sie zuvor ihre Fotos voneinander getrennt gesehen hatten, begannen sie nun behutsam, unbewusst zwei

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