Sommer, Sonne und dein Lächeln: Sommerträume (German Edition)
aber nicht zu alt, um zu träumen. Dieses Bild ist so kraftvoll in der Aussage, weil es so grundlegend einfach ist, so geradeheraus und so unglaublich voll von Emotionen. Und dieses hier …“ Sie wühlte in den Vergrößerungen und holte das Bild des Straßenarbeiters hervor. „Schweiß, Entschlossenheit, Ehrlichkeit. Wenn man in dieses Gesicht sieht, weiß man, dass der Mann an harte Arbeit glaubt und seine Rechnungen pünktlich bezahlt. Und hier, diese Teenager. Ich sehe Jugend, kurz vor diesen unvermeidlichen Veränderungen des Erwachsenwerdens. Und dieser Hund.“ Lee lachte, als sie ihn betrachtete. „Beim ersten Ansehen kam er mir nur niedlich und lustig vor, aber er sieht so stolz drein, so … also … menschlich. Man könnte fast glauben, das Boot gehörte ihm.“ Während Blanche schwieg, ordnete Lee die Bilder wieder. „Ich könnte jedes Einzelne mit dir durchgehen, aber der Punkt ist, dass jedes eine Geschichte erzählt. Es ist nur eine Szene, ein winziger Teil der Zeit, aber die Geschichte ist da. Die Gefühle sind da. Ist das nicht Sinn und Zweck der Sache?“
„Ja.“ Blanche lächelte, während ihre Schultern sich entspannten. „Das ist Sinn und Zweck.“
„Wenn Sidneys Bilder nur halb so gut sind, bekommt ihr einen wunderbaren Bildbericht zusammen.“
„Sie werden es sein. Ich habe ein paar von seinen Negativen in der Dunkelkammer gesehen. Sie sind unglaublich.“
Lee hob eine Augenbraue und sah zu, wie Blanche die Schokolade verschlang. „Stört dich das?“
„Was? Oh, nein, nein, natürlich nicht. Seine Arbeit ist seine Arbeit … und in diesem Fall wird sie auch Teil meiner Arbeit sein. Ich hätte nie einer Zusammenarbeit mit ihm zugestimmt, würde ich ihn nicht bewundern.“
„Aber?“ Diesmal drängte Lee mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem leichten Lächeln.
„Ich weiß nicht, Lee, er ist so – so perfekt.“
„Wirklich?“
„Er fummelt nie herum“, klagte Blanche. „Er weiß immer genau, was er will. Wenn er morgens aufwacht, ist er völlig klar. Er verpasst nie eine Abzweigung. Er macht sogar anständigen Kaffee.“
„Dafür muss man ihn ganz einfach verabscheuen“, sagte Lee.
„Es ist frustrierend, das ist alles.“
„Das ist Liebe oft. Du bist in ihn verliebt, nicht wahr?“
„Nein.“ Blanche starrte Lee ehrlich überrascht an. „Gütiger Himmel, es fällt mir schon schwer, ihn überhaupt zu mögen.“
„Blanche, du bist meine Freundin. Andernfalls würde es Neugierde genannt werden, was ich als Sorge bezeichne.“
„Was bedeutet, dass du mich ausfragen wirst.“
„Genau. Ich habe gesehen, wie ihr zwei auf Zehenspitzen umeinander herumschleicht, als hättet ihr Angst, einander zu streifen, weil es sonst auf der Stelle eine Verbrennung gäbe.“
„So ungefähr.“
Lee berührte Blanches Hand. „Blanche, erzähl es mir.“
Ausflüchte waren unmöglich. Blanche blickte auf ihre miteinander verschlungenen Hände und seufzte. „Ich fühle mich zu ihm hingezogen“, gab sie zögernd zu. „Er ist anders als alle, dieich je kennen gelernt habe, hauptsächlich weil er nicht der Typ Mann ist, mit dem ich normalerweise zusammenkommen würde. Er ist sehr verschlossen, sehr ernst. Ich habe gern Spaß. Einfach Spaß.“
„Beziehungen müssen auf mehr als Spaß gegründet sein.“
„Ich suche keine Beziehung.“ In diesem Punkt war sie ganz klar. „Ich verabrede mich, damit ich tanzen gehen kann oder auf eine Party, Musik hören oder einen Film sehen. Mehr nicht. Am allerwenigsten will ich die Spannungen und die Mühe, die eine Beziehung kostet.“
„Wenn man dich nicht kennen würde, könnte man behaupten, das sei eine reichlich öberflächliche Einstellung.“
„Vielleicht ist es das. Vielleicht bin ich oberflächlich.“
Lee sagte nichts, sondern tippte nur mit einem Finger auf die Vergrößerungen.
„Das ist meine Arbeit“, setzte Blanche an und gab auf. Eine Menge Leute würden ihre Worte für bare Münze nehmen, nicht Lee. „Ich will keine Beziehung“, wiederholte sie, allerdings ruhiger. „Lee, ich habe schon einmal eine gehabt, und ich war lausig schlecht darin.“
„Zu einer Beziehung gehören zwei“, wies Lee sie zurecht. „Gibst du dir noch immer die ganze Schuld?“
„Die meiste Schuld traf auf mich zu. Ich war nicht gut als Ehefrau.“
„Als eine ganz bestimmte Art von Ehefrau“, verbesserte Lee. „Ich schätze, im Lexikon gibt es nicht so viele Definitionen von diesem Begriff.“
Lee hob lediglich eine
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