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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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George gab sich ganz seiner Vorstellung von Nat King Coles L-O-V-E hin. Die ersten paar Noten waren ein wenig unsicher. Seine Stimme war dünn, und nach der ersten Zeile stockte er.
    „Tut mir leid.“ Er ließ die Schultern sinken. „Ich … ich wollte für euch besser sein.“
    „Granddad, du machst das prima!“ Ivy eilte zur Bühne. „Du bist großartig!“ Sie gab dem Pianospieler ein Zeichen, und das Lied fing von vorne an. Dieses Mal sang sie mit und drehte den Karaoke-Monitor zum Publikum, sodass alle mit einstimmen konnten. Die Unterstützung machte George sicherer, und so erklang nun sein weicher und erstaunlich sicherer Bariton. Am Ende des ersten Refrains sangen alle mit. Einige waren trunken vor Cocktails oder Wein, andere vor Gefühlen. Angefeuert von den anderen Gästen im Saal sangen sie das Lied noch einmal von vorne. Das zweite Mal sah George so gelöst und selbstsicher aus, als hätte der Geist von Dean Martin von ihm Besitz ergriffen.
    Claire sang leise mit und wiegte sich ein wenig im Takt der Musik. Ein paar Paare standen auf und tanzten. Sie schaute zu Ross und sah ihn zurückgelehnt in seinem Stuhl mitsingen; ganz offensichtlich genoss er diesen Moment seines Großvaters. Am Ende des Liedes gab es tosenden Applaus, viel Gelächter und natürlich Tränen.
    Ihr könnt euch alle so glücklich schätzen, dachte Claire. Sie musterte die Familie. Sogar diejenigen, die schluchzend zusammenbrachen, hatten Glück, weil ihr Leben durch George bereichert worden war. Und so schmerzhaft die Trauer auch war – sie würden immer die Liebe besitzen, die er ihnen geschenkt hatte.
    „Ich werde euch jetzt nicht weiter mit meinem Gesang belästigen“, sagte er und steckte das Mikrofon in den Ständer zurück. „Ich schnappe mir einfach nur meine jüngste Enkelin für einen letzten Tanz, und dann gehe ich ins Bett.“ Er nahm seine Enkelin Jessica, die ein wenig untersetzt und sehr schüchtern war, an der Hand. Ihr Gesicht war ganz rot vom Weinen, aber sie folgte ihrem Großvater willig auf die Tanzfläche, wo sie sich in die anderen tanzenden Paare einreihten.
    Ein Schatten fiel über Claire. Ross stand mit ausgestreckter Hand vor ihr.
    Sie tupfte sich die Augen mit einer Serviette trocken. „Er ist einfach so wunderbar.“
    „Tanz mit mir. Das wird ihm gefallen.“
    Sie zögerte einen Augenblick, dann gab sie um Georges willen nach. Ross war ein sehr guter Tänzer, der ein angenehmes Selbstbewusstsein ausstrahlte. Was Ross’ Zukunft betrifft, muss George sich keine Sorgen machen, dachte Claire. Seine Nähe machte sie schwindelig; sein Geruch und das Gefühl seiner muskulösen Arme um sich. Irgendeine Frau würde sich in nicht allzu ferner Zukunft Hals über Kopf in seinen Enkel verlieben.
    Korrigiere, dachte sie. Eine Frau hat das bereits getan. Unglücklicherweise war es die falsche.
    Es war ein langsames Lied, und sie legte ihre Wange leicht an seine Brust. Es passierte nicht bewusst, es fühlte sich einfach so natürlich und richtig an. Vielleicht fühlte er es auch, denn seine Hand auf ihrer Taille drückte sie ein kleines bisschen näher an ihn. Sie hätte es kommen sehen müssen – dass sie eines Tages einen Mann kennenlernen und ihr Herz verlierenwürde. Aber sie war doch immer so vorsichtig gewesen. Wie hatte das passieren können?
    Die Wirklichkeit drängte sich in Form einer vibrierenden Tasche in ihre Gedanken.
    „Tut mir leid.“ Ross trat einen Schritt zurück und holte sein Handy aus der Hemdtasche. Auf dem Display leuchtete eine Nachricht auf, die vermutlich nicht für Claires Augen gedacht war, aber er drehte das Display um, sodass sie es lesen konnte: „OH MEIN GOTT! DU BIST JA TOTAL VERLIEBT.“
    „Von meiner Cousine Ivy“, sagte er leichthin.
    Claires Wangen brannten vor Verlegenheit. „Sie zieht andere gerne auf.“
    „Vielleicht. Aber manchmal hat sie auch recht.“
    Jetzt, wo die Familie da war, wurde alles komplizierter. Sie nahmen das Resort beinahe vollkommen in Beschlag. Die Cousinen zogen in ein Mehrbettenhäuschen namens Saratoga Bunk, und die Cousins bezogen sein Gegenstück, das Ticonderoga Longhouse. Die Familien ließen sich in den A-förmigen Hütten am Wasser nieder. Aber der Haupttreffpunkt, zu dem es alle jeden Tag zog, war das Summer Hideaway, wo man George oft vorfand, wie er sich entspannte, Musik hörte, jemanden im Schach oder Parcheesi herausforderte oder ein Buch las. In Unterhaltungen brandete oft sein Lachen auf, und manchmal, wenn Ross die Augen

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