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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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sich wohlfühlte.
    George witzelte, wenn der Sprung ihn umbringen würde, müsste er sich um die restlichen Punkte auf seiner Liste keine Gedanken mehr machen. Ross hatte eine Firma im nahegelegenen New Paltz gefunden, die eine makellose Sicherheitsakte und die beste Ausrüstung hatten. Duke Elder, der Inhaber, war ein Exsoldat, genau wie Ross. Er war während seines Dienstes bei den Fallschirmjägern gewesen und hatte später den Pilotenschein für verschiedene Flugzeuge gemacht. Neben dem Fallschirmspringen leitete er noch einen Transportservice zu den Flughäfen Newark, Logan und La Guardia an.
    An einem wolkenlosen Tag fuhren sie zum Flugfeld. Die Familie versammelte sich und schaute sich ein kurzes Einführungsvideo an. George sah in seinem Overall, dem Helm undder Brille aus wie ein aufgeregtes Kind.
    „Ein Helm, was?“, bemerkte er ironisch. „Ich bin nicht sicher, ob ich den Sinn verstehe. Wenn in dreitausend Metern Höhe etwas schiefgeht, werde ich mir mehr brechen als nur den Kopf.“
    Claire fing Ross’ Blick auf. „Dann sorg dafür, dass nichts schiefgeht.“
    „Ich sehe, sie hat keine Hemmungen, dir in den Ohren zu liegen.“ George grinste. „Das mag ich bei einer Frau.“
    „Du machst Witze, oder?“
    „Es ist ein Zeichen, dass sie sich sorgt“, erklärte George.
    „Es ist ein Zeichen, dass sie nervt“, erwiderte Ross.
    „Oder wie wäre es damit“, mischte Claire sich gespielt verzweifelt ein. „Es ist ein Zeichen dafür, dass es sie nervt, wenn ihr über sie sprecht, als wäre sie nicht da.“ Sie trat einen Schritt vor und umarmte George. „Viel Spaß!“, wünschte sie ihm. „Es wird bestimmt ganz unglaublich.“
    „Ich will auch!“ Ross’ Cousin Micah schaute sehnsüchtig zum Flugzeug. George ging mit ihm hinüber, um es sich anzuschauen.
    Winifred baute sich herausfordernd vor Claire auf. „Haben Sie ihm das eingeredet?“
    „Warum sollte ich so etwas tun?“
    „Nun, ich denke, das ist offensichtlich.“
    „Mom!“, warnte Ross seine Mutter.
    Sie ignorierte ihn. „Je schneller George tot ist, desto eher bekommt sie sein Vermögen in die Hände.“
    „Entschuldigen Sie mich.“ Claire drehte sich einfach um und ging.
    „Irgendetwas stimmt hier nicht“, unkte Winifred. „Ich kann nicht genau sagen, was. Sie verheimlicht etwas.“
    „Ja, zum Beispiel die Tatsache, dass du den Verstand verloren hast.“ Ross setzte sich die Brille richtig auf und ging zum Flugzeug. Dort sicherte er seinen Großvater, und gemeinsam stiegen sie ein. Alle anderen blieben am Boden, eine kleine, besorgteGruppe gleich neben dem Landeplatz.
    Der Aufstieg ging schnell und war sehr laut. George saß ganz still und schaute aus dem Bullauge. Er schaute zu Ross, beugte sich vor und reichte ihm ein winziges, gefaltetes Stück Papier. Darauf hatte er eine Zeile von Platos Republik geschrieben. Ross steckte den Zettel tief in seine Tasche.
    Sie erreichten die Ausstiegshöhe von dreizehntausend Fuß. Kurz bevor sie durch die Luke traten, vergewisserte Ross sich noch ein letztes Mal bei seinem Großvater. „Bist du dir sicher?“
    Granddad nickte und streckte die Daumen hoch. „Jetzt bist du dran“, rief er gegen den Lärm an. Hinter der Brille leuchteten seine Augen, und er lachte, auch wenn der Wind das Geräusch übertönte. Ross war so verdammt dankbar, dass er seinem Großvater dieses Geschenk machen konnte. Als er noch ein letztes Mal die Strippen nachzog, die sie miteinander verbanden, hoffte er nur, dass er die Landung nicht vermasseln würde.
    Ross hatte schon Hunderte von Sprüngen hinter sich; während Ausbildung und Training hatte er schon viele Male das Adrenalin durch seinen Körper kreisen gespürt und den Wind an seinen Ohren vorbeirauschen gehört. Aber den 250 km/h schnellen Fall mit jemandem zu teilen, den er liebte – das war ein Hochgefühl, wie er es noch nie zuvor gekannt hatte. Das Risiko und das Vertrauen, die hierfür nötig waren, erfüllten ihn mit einem unglaublichen Staunen.
    Als der Höhenmesser piepte, gab er das Handzeichen für „Go“. Er holte den Hilfsschirm heraus und warf ihn in den umgebenden Luftstrom. Die Verbindungsleinen zogen den Verschlusspin aus dem Hauptcontainerloop, wodurch sich der Container öffnete und Stück für Stück den Fallschirm freigab, bis die Verbindungsleinen straff gespannt waren. Mit einem dramatischen Rauschen öffnete sich der Hauptschirm.
    Und dann schwebten sie ganz langsam unter dem Stoffdach dahin. Ross steuerte mit den

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