Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens
Charles mit diesem Mädchen den Fehler seines Lebens beging, aber er hatte es aufgegeben, etwas dagegen zu unternehmen.
Bis zu einem windumtosten Abend im späten März. Der Winter klammerte sich mit trotzigen Krallen fest. In der vorherigen Woche hatte es noch einmal heftige Schneefälle gegeben. Die Menschen äußerten allerorts ihre Befürchtung, dass der Frühling gar nicht mehr kommen würde. Eiskalter Regen warf sich seitlich gegen Georges Fenster und erinnerte ihn unausweichlich an einen anderen stürmischen Abend im Herbst und an einen Kuss, der ihn immer noch verfolgte, egal, wie viele Monate auch seitdem vergangen waren.
Als Student im letzten Semester genoss er das Privileg eines Einzelzimmers im Erdgeschoss. Sein Schreibtisch stand unter dem einzigen Fenster. Ein schmales, spartanisches Bett stand vor der gegenüberliegenden Wand. Er war wie immer noch spät auf und arbeitete an einem Papier für einen sehr anspruchsvollen Professor. Das rhythmische Klacken seiner Schreibmaschine und das Surren des zurückfahrenden Schlittens begleiteten den heulenden Sturm draußen.
Erst hörte er das Klopfen an der Tür gar nicht. Dann jedoch drang das Geräusch in sein Unterbewusstsein; ein drängendes Klopfen. Verwundert öffnete er die Tür.
„Jane?“
„Bitte, darf ich hereinkommen?“
Er trat zur Seite. „Du bist ja ganz durchnässt.“
Sie weinte und zitterte vor Kälte. „George“, sagte sie schluchzend. „Oh, George.“
„Komm hier rüber.“ Er nahm sie an der Hand. Ihre Haut war nass und eiskalt. „Du musst dich aufwärmen, sonst holst du dir noch den Tod!“ Er führte sie zu dem großen Heizlüfter, der heiße Luft verströmte. „Es ist schon nach Mitternacht. Was zum Teufel geht hier vor?“
Sie zitterte so sehr, dass sie Mühe hatte, zu sprechen. „Es … es ist Charles. Und ich. Wir beide. Wir haben uns gestritten, und jetzt ist es zwischen uns vorbei, und es fährt kein Bus mehr, und ich wusste nicht, wo ich sonst hinsollte …“ Schluchzer, die aus der tiefsten Tiefe zu kommen schienen, schüttelten ihren Körper.
George ging zur Tür und warf einen Blick auf den Korridor. Der Flur war komplett leer. Es war ein Regelverstoß schlimmster Stufe, eine Frau auf seinem Zimmer zu haben, auch wenn es in Wahrheit unter den Studenten sehr häufig vorkam.
Allerdings nicht bei George Bellamy. Für ihn war es das erste Mal.
Zu seiner Erleichterung schien um diese Uhrzeit niemand mehr auf den Beinen zu sein. Leise schloss er die Tür und wandte sich wieder Jane zu. Ihr Gesicht war so weiß wie Milch, ihre Lippen alarmierend blau, und sie erzitterte immer wieder vor Kälte.
Er nahm seinen Frotteebademantel vom Haken an der Tür. „Zieh erst einmal die nassen Sachen aus“, sagte er.
Ihre Hände zitterten so sehr, dass sie ihre Knöpfe nicht aufbekam.
„Komm“, sagte er. „Ich helfe dir.“
Seine Hände zitterten auch. Er zwang sich, sich auf die vor ihm liegende Aufgabe zu konzentrieren. Sie trug ein Hemdkleid, das auf der Vorderseite von neun Knöpfen geschlossen wurde. Er zählte sie, während er sich seinen Weg von Norden nach Süden erarbeitete.
Der klatschnasse Stoff klebte an ihrer Haut. Er zog ihn ihr aus und versuchte, eine klinische Distanz zu wahren, was ihmallerdings nicht recht gelang. Das nasse Kleid legte er über den Radiator; sofort stieg Dampf von ihm auf und sorgte für ein unheimliches Licht im Raum.
Unter dem Kleid trug sie einen so dünnen Slip, dass er alles durch ihn hindurchsehen konnte. Ohne zu zögern, zog er ihn ihr auch aus. Und auch wenn sie überall Gänsehaut hatte und zitterte und schluchzte, war sie unglaublich schön.
George unterdrückte einen Fluch und wickelte Jane in den großen, weichen Bademantel. Dann rubbelte er kräftig über ihre Arme und ihren Rücken, damit sie warm wurde. Wasser tropfte aus ihren Haaren auf die Schulternaht seines Sweatshirts. Sie in den Armen zu halten fühlte sich an wie der Himmel auf Erden.
Sie fing an, in abgehackten Sätzen zu sprechen, aber sie fror immer noch zu sehr und war zu aufgebracht, um zusammenhängend zu erzählen. Außerdem hatte sie etwas getrunken. Ihr Atem roch ein wenig nach Bier.
Gegen seinen Willen wurde er von Sehnsucht nach ihr übermannt. Er versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was sie wieder und wieder sagte: „Wir haben uns gestritten. Es ist vorbei. Er liebt mich doch nicht. Jetzt stehe ich da ohne eine Menschenseele, die mich liebt.“
„Schhhh.“ George drückte ihren Kopf gegen
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