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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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schwer aussehenden Tasche. Auch wenn er so nicht empfinden wollte, machte sein Herz einen Sprung. Sie ging langsam, mit schlurfenden Schritten. Er schaute sich um, sah die Studenten zwischen der Mensa und den Bibliotheken spazieren gehen. Im Gegensatz zu Janes tristem Aufzug sahen sie in ihren Schottenröcken und Pullovern so lebendig und modisch aus.
    „Jane.“ Er versuchte, nicht zu humpeln, als er sich ihr näherte.
    „George!“ Ihr Gesicht wurde von einem Lächeln erhellt, das ihm den Atem stocken ließ. „Was für eine Überraschung!“
    Er schaute sich erneut um. Dann schämte er sich für sein verstohlenes Verhalten. „Ich wollte dich nicht erschrecken“, sagte er. „Ich wollte mit dir sprechen über die … äh …“ Was für ein Idiot er war! Was für ein zungengelähmter Idiot.
    Sie verlangsamte ihre Schritte und schaute ihn mit schief gelegtem Kopf an. Irgendetwas flackerte in ihrem Gesicht auf – Erkennen. Sehnsucht. Ein leises Anerkennen der unausgesprochenen Gefühle, die letzten Sommer zwischen ihnenaufgeflammt waren … bevor Charles ihre Aufmerksamkeit verlangt hatte.
    George räusperte sich und rang seine Nervosität nieder.
    „Es geht um Charles“, sagte er.
    Ihre Augen wurden schmal. Der Wind zupfte an ihrer Schürze. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht verriet, dass sie verstand, worum es ging. „Solltest du dann nicht besser mit Charles sprechen?“
    „Er hört mir nicht zu.“
    Sie warf ihren Kopf in den Nacken und ging weiter, vom Campus herunter auf den Bürgersteig. George hatte keine Wahl, als ihr zu folgen. Ein kleiner Teil von ihm war bereit zuzugeben, dass er ein wenig neugierig war, wie sie wohl lebte. Sie wohnte in einem Teil von New Haven, in dem er in all seinen Jahren als Student hier noch nie gewesen war. Die Luft roch nach Regen, und der Wind frischte auf und riss trockene Blätter von den Ahornbäumen, die die Straße säumten. Nach wenigen Blocks kamen sie in eine Arbeitergegend, in der nichtssagende Gebäude und Reihenhäuser standen.
    „Warum kommst du dann zu mir?“
    „Weil du zuhören wirst.“
    „Wie kommst du darauf?“
    „Jane, du verstehst, wie die Welt funktioniert. Du weißt, dass eine Hochzeit mit Charles unsere beiden Familien zerreißen würde.“
    Sie wurde blass. „Er hat dir erzählt, wir würden heiraten?“
    „Tu es nicht, Jane. Es würde unsere Eltern zerstören …“
    „Sei ehrlich, George! Sei ein einziges Mal in deinem Leben ehrlich. Sag mir, was du wirklich denkst.“
    Er musterte sie, sein Gesicht bar jeglichen Ausdrucks. „Das willst du nicht wirklich wissen.“
    Regentropfen fielen vom Himmel, große, riesige Tropfen. Sie suchten Schutz unter dem Vordach eines bereits geschlossenen Wäscheladens. Der Wind zerzauste ihre Haare. Anstatt vor Georges Zorn zurückzuschrecken, trat sie einen Schrittauf ihn zu. In ihren Augen lag eine fürchterliche, unausgesprochene Bitte, eine Mischung aus Schmerz und Leidenschaft und einer Sehnsucht, die ein Spiegel der Seinigen war. Sie kam noch ein Stück näher, und ihm schoss eine seltsame Fantasie durch den Kopf. In dem Schaufenster hinter ihr war ein elfenbeinfarbenes Tischtuch drapiert, und einen Moment lang ähnelte es einem Brautschleier, der sich hinter ihr ausbreitete. Sie stand so nah, dass er sie beinahe schmecken konnte, diese vollen, weich aussehenden Lippen. „Doch, George, das will ich“, flüsterte sie.
    Ihre Stimme füllte ihn so komplett aus, dass er vergaß, wo er war. Beschützend schlang er seine Arme um sie, und das war sein Ende. Ihre Nähe und das Gefühl von ihr an seiner Seite entfachten ein alles verzehrendes Feuer, das von all den Momenten des Selbstzweifels genährt wurde, die unter der Ehrlichkeit ihrer Berührung nun endlich zu Asche verbrannten. Er war nicht mehr Herr seiner Sinne; die Leidenschaft war stärker als er. Er konnte sie genauso wenig unterdrücken wie er den Wind unterdrücken konnte. Er packte Jane bei den Oberarmen, zog sie an sich und drückte seinen Mund auf ihre Lippen. Endlich, dachte er. Endlich.
    Ein Geräusch entrang sich ihr – Widerstand? Ergebung? –, und dann gab es einen dumpfen Aufprall, als ihre Tasche zu Boden fiel. Jane krallte die Fäuste in Georges Hemd.
    Er versuchte, sich von ihr zu lösen. Sie war das Mädchen seines Bruders. Ein kleiner Teil von ihm erkannte das an – das Mädchen seines Bruders .
    Aber irgendetwas hielt ihn davon ab, sie loszulassen.
    Jane. Jane hielt ihn dort, klammerte sich an sein Hemd, küsste ihn mit dem

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