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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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gleichen Hunger, der in ihm tobte.
    Und dann verschob sich etwas. Eine kleine Veränderung im Wind, der nun wie ein Band aus Eis auf sie einschlug.
    Nein, dachte er. Nein, nein, nein.
    Mit einem Akt, der all seine Willenskraft erforderte, trat er zurück und hielt sie auf Armeslänge von sich.
    Sie blinzelte in den treibenden Wind, und Tränen rannen aus ihren Augen. „George …“
    „Verdammt!“ Er hatte zu viel Angst, sie anzuhören. „Wir können nicht …“ Er suchte nach den richtigen Worten. „Ich bin hergekommen, um dich von der Hochzeit mit meinem Bruder abzuhalten.“
    Sie schaute ihn an. Sie sah wunderschön aus, erschüttert, ihr Blick flehte ihn um etwas an, das er nicht in sich hatte. „George“, sagte sie sanft. Und dann fuhr sie noch sanfter fort, sodass ihre Stimme im Wind beinahe unterging: „Du weißt, was mich davon abhalten könnte.“
    Er wusste es. Und es war das Einzige, was er ihr nicht anbieten konnte. „Daraus kann nichts als Ärger entstehen.“ Noch während er sprach, wurde sein Herz zu Stein. „Lass die Bellamys in Ruhe, Jane. Ich bitte dich …“
    „Und das“, fiel sie ihm ins Wort und brach den Bann, wie man einen Träumer aus dem Schlaf riss, „… ist der Grund, warum ich mich weigere, das zu tun, was du sagst.“
    „Jane …“
    Sie hob ihre Tasche auf. „Wenn dir etwas an deinem Bruder liegt, wirst du vergessen, dass das hier je passiert ist.“
    „Wenn dir etwas an ihm liegen würde, hättest du dich niemals küssen lassen“, rief er über den Wind hinweg.
    „Ich habe dich nicht gelassen.“
    „Nein, du hast mich darum angefleht.“
    Ihr Gesicht wurde kalkweiß. „Wenn jemand die Macht hat, alles zu ruinieren, dann bist du das, George. Wenn du keinen Weg findest, der Bruder zu sein, den Charles braucht, wird alles ruiniert werden. Du musst verstehen, ich will dich …“
    „Nein“, sagte er. „Sprich nicht weiter.“
    „Ich will dich sehen, wie du dich für deinen Bruder freust“, fuhr sie unbeirrt fort. „Und für mich. Ich will sehen, wie du auf unserer Hochzeit tanzt, während wir unsere Liebe feiern.“
    „Eure Liebe?“, wiederholte er ungläubig. „Eure Liebe ?“
    „Charles liebt mich“, erwiderte sie. „ Er ist derjenige, dersich getraut hat, es auch zu sagen.“ Damit zog sie ihren Schal enger um sich. In einem Wirbel aus Wind und eisigem Regen marschierte sie dann mit unglaublicher Würde davon, den Kopf hoch erhoben, obwohl der Regen ihr gnadenlos ins Gesicht peitschte.
    Er rief ihren Namen, doch der Wind entriss ihn ihm. Ihre Worte hallten in ihm wider. Er ist derjenige, der sich getraut hat, es auch zu sagen. Lauter waren nur die Worte, die sie nicht ausgesprochen hatte – sie hatte nicht gesagt, dass sie Charles liebte.
    Den folgenden Winter über und bis in den Frühling hinein war die Stimmung zwischen den Brüdern sehr angespannt. George und Charles gingen einander aus dem Weg, trieben immer weiter und weiter auseinander. George hatte kein Geheimnis daraus gemacht, dass er die Verbindung mit Jane nicht guthieß. Er hatte sich dabei wie ein kompletter Idiot benommen, so viel stand fest, aber er konnte die Worte nicht zurücknehmen, die er Charles entgegengeschleudert hatte. Genauso wenig wie Charles seine Vorwürfe George gegenüber zurücknehmen konnte. Feigling. Krüppel .
    Seit diesem Tag hatten die beiden Brüder nur noch auf einer oberflächlichen Basis Kontakt. Ihr Verhalten einander gegenüber war wie ein früher Frost – kalt und spröde, aber nicht sehr tief.
    Georges letztes Studienjahr war eine Herausforderung, und sein Plan, ins Ausland zu gehen, nahm immer mehr Gestalt an. Ihm bot sich die Möglichkeit, bei der International Herald Tribune zu arbeiten, einer renommierten Tageszeitung mit Sitz in Paris.
    Charles ließ sich immer weniger und weniger in der Collegeszene blicken. Entweder merkte er es nicht oder es war ihm egal, dass die Menschen über ihn klatschten, weil er ein „Stadtmädchen“ zur Freundin hatte. Georges Eltern erfuhren von der Situation und verzweifelten über ihren jüngsten Sohn,doch der geriet nicht ins Wanken. Die Bellamys klammerten sich an die Hoffnung, dass Charles’ Verliebtheit sich wieder geben würde.
    George war sich da nicht so sicher. Charles konnte sehr stur sein. George verbarg seinen eigenen Schmerz hinter einer Maske aus Missbilligung. Er hielt sich von der Residenz des Hochschulleiters fern, weil er Jane nicht zufällig über den Weg laufen wollte. Er glaubte immer noch, dass

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