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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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seine Brust. „Schhhh. Alles wird gut.“ Er wusste, er sollte fragen, was genau mit Charles vorgefallen war, aber hier passierte gerade etwas anderes, und er wollte nichts sagen, was das unterbrechen würde. Er hatte sich schon einmal die Gelegenheit durch die Hände gleiten lassen. Würde ihm nicht noch mal passieren. Stattdessen ließ er die beruhigenden, geflüsterten Worte ohne nachzudenken über seine Lippen kommen. „Ganz ruhig, Jane. Alles wird gut. Ich bin ja da. Ich liebe dich.“
    Ihr Atem stockte mitten in einem Schluchzer. Sie schaute zu ihm auf, ihre Augen leuchteten im Licht der Schreibtischlampe. „George?“ Sie sprach seinen Namen wie eine Frage aus oder vielleicht wie eine Bitte.
    Er konnte nicht denken, wenn sie ihn so anschaute. Er wusste nur das, was sein Herz ihm sagte – und das nahm keine Rücksicht auf den gesunden Menschenverstand. Er war in sie verliebt. Das war er schon seit einer ganzen Weile, aber er hatte sich bis jetzt nie erlaubt, es zum Ausdruck zu bringen. Nur allein die Worte zu sagen setzte ein Geheimnis frei, das er sein ganzes Leben in sich verborgen gehalten hatte. Jetzt wusste er mit vollkommener Sicherheit, wie sich Liebe anfühlte.
    „Ja.“ Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. „Ja, es stimmt“, flüsterte er zwischen zwei Küssen. „Ich liebe dich. Um Charles’ willen habe ich nie etwas gesagt, aber jetzt kann ich es dir ja sagen – ich liebe dich und habe es schon immer getan.“
    Der Bademantel fiel auseinander, und George zog sich mit einer hektischen Bewegung den Pullover über den Kopf. Ihn erfüllte das wilde Verlangen, ihre Haut an seiner zu spüren. Sie fühlte sich noch immer kühl an, doch in seiner Umarmung wurde sie schnell warm, und innerhalb weniger Minuten loderte in ihnen beiden ein heißes Feuer.
    In dem kleinen Zimmer gab es nur einen Ort, an dem sie Platz hatten: das Bett. Er gab ihr einen langen, brennenden Kuss, war wie betrunken vor Leidenschaft. Sie war alles für ihn – die Welt, das Universum, alles. Er berührte sie überall, und sie weinte immer noch, aber nur sehr leise, und alle paar Augenblicke sagte sie Worte wie „Bitte“. Und dann „Nicht“. Und dann „Aufhören“.
    Bitte nicht aufhören .
    George hätte auch nicht aufhören können, selbst wenn er es gewollt hätte. Das Feuer war nicht zu löschen. Sie war alles, was er je gewollt hatte, jeder Traum, den er je geträumt hatte, und er würde nicht aufhören. Niemals.
    Die Nacht ging immer so weiter. Sie waren abwechselnd wild und zärtlich, unglaublich langsam und unwiderstehlich schnell. Gefühle und Erfüllung flossen wie ein Fluss zwischenihnen hin und her, und endlich erkannte George die wahre Bedeutung von Ekstase.
    Wusste sie, dass sie die Erste für ihn war? Er war Mädchen gegenüber immer ungelenk gewesen und unsicher wegen seines Beins. Deshalb hatte er nie eine ernsthafte Freundin gehabt. Jetzt war er froh, dass sein Herz ihn auf Jane hatte warten lassen. Er war nicht sicher, ob sie es wusste oder ob es überhaupt eine Bedeutung hatte. An einem Punkt – er war sicher, dass er es sich nicht eingebildet hatte – hatte sie sich vorgebeugt und seinen Oberschenkel berührt, sein welkes Fleisch mit ihren Tränen benetzt.
    George war nicht sicher, ob er alles richtig machte. Doch es war ihm zu peinlich, sie zu fragen, also konzentrierte er sich ganz auf Jane und nahm jeden noch so kleinen Hinweis von ihr dankbar auf. Wenn er sie auf eine Art berührte und ihr Atem sich veränderte oder sie ein kleines, unfreiwilliges Geräusch von sich gab oder sich an ihm festklammerte, wusste er, dass er auf der richtigen Spur war.
    Er fühlte sich auf so viele Arten zu ihr hingezogen. Als Kinder hatten sie zusammengepasst wie zwei Teile eines Puzzles. Sogar als er sich von seiner Polio erholt hatte in diesem zweiten Sommer und die ganze Welt inklusive seiner selbst gehasst hatte, hatte sie ihn nicht aufgegeben. Sie hatte ihn gezwungen, bis an seine Grenzen und darüber hinaus zu gehen. Als er sie letzten Sommer wiedergesehen hatte, so anders und doch unverkennbar, hatte sie ihm den Atem geraubt. So sehr, dass er nicht in der Lage gewesen war, zu sprechen.
    Das war sein fataler Fehler gewesen. Er hatte seine Chance bei ihr verpasst, während Charles unbeirrt vorgetreten war. George bereute diesen Augenblick so sehr. Dieses Zögern hatte ihn sein Herz gekostet. Er würde ihr sagen, dass es ihm leidtat. Er würde den Rest seines Lebens damit zubringen, es

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