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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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umgekippt, und ich musste aus dem Wald kriechen. Weißt du, wie das ist, im Dunkeln durchs Unterholz zu kriechen?“
    „Nein, das weiß ich nicht. Vielleicht merkst du jetzt, dass es besser wäre, wenn du endlich herausfindest, wie du wieder laufen kannst.“ Sie wusste, dass sie ihn jetzt nicht bemitleiden durfte, wo er sich selber schon so leidtat.
    „Nein. Das merke ich nicht. Meinst du nicht, wenn ich laufen könnte, würde ich es schon längst tun?“
    „Ich denke, du hast Angst, es zu versuchen, genau wie du anfangs Angst hattest, deinen Rollstuhl selber anzuschieben. Aber du hast es geschafft, dich alleine fortbewegen zu können. Und dafür hat es nicht mehr bedurft als einer Menge harter Arbeit.“
    Er starrte mit einem Ausdruck höchster Konzentration auf sein linkes Bein. „Weißt du, was Spuren sind?“, fragte er beinahe flüsternd. „Bei Polio-Opfern meine ich.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nie gehört.“
    „Spuren sind kleine Fasern von lebendigem Muskelgewebe in dem beschädigten Gebiet. Wenn man Spuren hat, geht man davon aus, dass diese lebenden Muskeln entwickelt werden können und schlussendlich das Gewebe ersetzen, das atrophiert wurde. Weißt du, was atrophiert heißt?“
    „Ich nehme an, das bedeutet beschädigt.“
    Er nickte. „So ungefähr. Im Krankenhaus habe ich teilweise Stunden damit verbracht, mein Bein anzusehen und nach diesen Spuren zu suchen.“
    „Und hast du welche gefunden?“
    Sie wollte ihn berühren, ihn vielleicht umarmen oder ihm mit der Hand übers Haar streichen, wie ihr Vater es immer tat, wenn er ihr Gute Nacht sagte. Stattdessen forderte sie ihn jedoch heraus. „Vielleicht musst du diese Muskelspuren suchen, indem du versuchst, sie zu benutzen – so wie zum Beispiel beim Laufen.“
    „Du verstehst das nicht“, gab er kurz angebunden zurück. „Laufen ist was ganz anderes.“
    „Warum? Weil es schwer ist? Verflixt und zugenäht, du hast doch wohl keine Angst vor harter Arbeit, oder?“
    „Nein, aber was, wenn ich alles versuche und es trotzdem nicht funktioniert?“
    Sie dachte einen Moment darüber nach. „Was ist das Schlimmste, das passieren kann? Dass du versagst? Glaub mir, es gibt Schlimmeres, als zu versagen.“

14. KAPITEL
    D er Familientanzabend im Camp Kioga war eine dumme Angelegenheit. Das hatte Jane zumindest bisher immer gedacht. Die Tanzlehrer kamen aus der Stadt und taten immer so, als wenn Tanzen der größte Spaß wäre, den man nur haben könnte. Insgeheim stimmte Jane ihnen auch zu, aber das hätte sie den anderen Kindern gegenüber niemals zugegeben. Vor allem nicht vor Charles und George. Sie hätten sich sicherlich über sie lustig gemacht.
    „Ich gehe nicht mit“, erklärte George und blieb am Eingang zum Speisesaal stehen. Eine fünfköpfige Kapelle spielte, und Paare aller Altersklassen drehten sich auf der Tanzfläche. Die Männer trugen gebügelte Hosen und glänzende Schuhe, und die Frauen sahen aus wie Blumen, wenn sie sich in ihren weit schwingenden Röcken mit den Krinolinen darunter drehten.
    „Natürlich kommst du mit! Heute Abend gibt es Pfirsich Melba zum Nachtisch“, wischte Charles den Einspruch seines Bruders beiseite.
    „Fein, dann esse ich halt Pfirsich Melba, aber das mit dem Tanzen kannst du vergessen.“
    „Alle tanzen“, verkündete Jane mit ihrer strengsten Stimme. „Ohne Ausnahme.“
    „Das ist Quatsch.“
    „Ha, da sieht man mal, wie viel du weißt!“
    „Ich kann nicht tanzen. Ich kann ja noch nicht mal gehen.“
    „Dann tanz so gut du kannst“, beschloss sie. „Komm jetzt!“
    Sie schaute sich nicht um, ob die Brüder ihr folgten. Normalerweise ging sie einfach voran, und die beiden folgten ihr. An diesem Abend spielte ein bekanntes Ensemble – das Klinger Kabarett aus Manhattan. Sie waren so gut, dass sie es schafften – zusammen mit dem Pfirsich Melba – George ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern. Der Tanzlehrer ließ Jane mit jedem anwesenden Jungen tanzen und auch mit einigen Mädchen,weil es immer mehr Mädchen als Jungen gab.
    Charles war für einen Jungen gar nicht so schlecht. Vor allem beim Boomps-a-Daisy und beim Jitterbug, der gerade ganz modern war. Jane wählte ihn für den letzten Tanz des Abends als Partner aus, und gemeinsam legten sie einen Jive aufs Parkett, als würden sie den ganzen Tag nichts anderes tun. Während sie über die Tanzfläche wirbelten, erhaschte sie einen Blick auf George und blieb überrascht stehen.
    „Charles.“ Sie musste beinahe schreien,

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