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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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um das blecherne Trompeten der Band zu übertönen. „Guck dir mal George an! Habe ich Halluzinationen?“
    „Nein, hast du nicht.“
    Sie stolperten beinahe über ihre Füße, als sie George fassungslos anstarrten. Er saß am Rand der Tanzfläche in seinem Rollstuhl, nippte an einem Root Beer und … klopfte mit seinem Fuß den Takt der Musik.
    Jane und Charles liefen sofort zu ihm. „Du bewegst deinen Fuß, George!“, rief sie. „Wie toll ist das denn! Du bewegst deinen Fuß!“
    „Ja“, sagte er. „Und?“ Er konnte sein Grinsen nicht unterdrücken.
    „Nichts und! Tanz mit mir.“
    „Mit dir tanzen? Du bist verrückt. Du …“
    „Charles hilft dir!“ Sie ließ sich auf seinen Schoß fallen. Im gleichen Moment packte Charles die Griffe und schob den Rollstuhl auf die Tanzfläche. Die anderen Tänzer nahmen kaum Notiz von ihnen, so sehr waren sie in der wilden Tanznummer gefangen.
    George lachte laut auf. Was für ein herrliches Geräusch, dachte Jane. Sie erlebte einen kurzen Moment des absoluten Glücks. Ein Augenblick der Perfektion, ein Gefühl, dass alles in Ordnung war. Sie saß auf Georges Schoß, den Kopf in den Nacken gelegt, lachend, während Charles den Rollstuhl in wilden Kreisen zum Takt der Musik über die Tanzfläche wirbelte. Ihre Seelen waren miteinander verbunden, drei zerbrocheneStücke, die für einen kurzen Moment ein heiles Ganzes ergaben.
    Nach dem Tanz beharrte Jane darauf, dass es nichts gab, was George nicht tun könnte, und sie machte sich jeden Tag daran, es zu beweisen.
    „Komm mit uns schwimmen“, schlug sie eines Nachmittags vor, nachdem sie Mrs Romanos ständigen Anforderungen in der Küche entkommen war. Sie trug einen abgelegten Badeanzug einer ihrer Cousinen, den sie hasste, aber an dem Tag war es unglaublich heiß, und sie sehnte sich nach einem Sprung in den kalten See.
    „Nein.“ George schüttelte den Kopf.
    „Komm schon!“ Charles stieß George an der Schulter an und schnappte sich ein paar Handtücher. „Heute ist es heißer als im Hades.“
    „Geht nur!“, winkte George ab.
    Jane drehte sich um. „Komm, lass uns gehen, Charles. Er hat keine Lust.“
    „Viel Spaß beim Im-eigenen-Saft-schmoren, George!“, sagte Charles und folgte ihr.
    Jane wusste, dass George nicht lange durchhalten würde. Er fand immer einen Weg, mitzumachen, selbst wenn das bedeutete, im Schatten zu sitzen und ihr und Charles beim Spielen zuzusehen. Und wie sie geahnt hatte, dauerte es auch heute nicht lange, und er folgte ihnen zum Badesteg. Sie fanden einen hübschen, schattigen Platz in der Nähe des Badehäuschens, in dem die Handtücher und Rettungswesten aufbewahrt wurden.
    Charles stieß einen Indianerschrei aus und rannte über den Steg, um sich dann mit lautem Geheul ins Wasser zu stürzen. Jane fühlte sich hin- und hergerissen. Sie wollte George nicht alleine lassen, sehnte sich aber auch danach, mit den anderen Kindern im Wasser zu toben.
    „Geh schon!“, drängte er. „Ich habe meine Kamera mitgebracht.Ich werde ein paar Fotos machen.“
    Mit einem freudigen Aufschrei lief sie über den Steg und sprang in den See. Das kalte Wasser fühlte sich auf ihrer Haut wie Seide an.
    „Hierher!“, rief Charles. „Wir spielen Fangen im Wasser. Ich bin dran.“
    Jane schwamm wie verrückt, erpicht darauf, nicht gefangen zu werden. Mehr und mehr Schwimmer gesellten sich zu ihnen, bis mindestens ein Dutzend Kinder mitspielte. Es war der schönste Sommertag, den man sich nur vorstellen konnte. Das Einzige, was ihn noch schöner hätte machen können, wäre …
    Jane hörte auf zu schwimmen und schaute sich Wasser tretend nach George um, doch er war nicht mehr auf seinem Platz. Dann sah sie ihn. Er trieb seinen Rollstuhl so schnell er konnte den Steg hinunter. Um den Stuhl hatte er einen Rettungsring geschlungen, doch nicht um sich selber. Der Rollstuhl wurde immer schneller, je schneller er die Räder antrieb. Jane versuchte, ihm etwas zuzurufen, aber ihre Stimme versagte.
    Der rollende Rollstuhl erreichte das Ende des Stegs und fuhr weiter. George wurde herausgeschleudert und tauchte mit einer großen Fontäne ins Wasser ein. Eine Sekunde lang waren alle wie erstarrt. Dann tauchte der Rollstuhl an der Oberfläche auf, gehalten von dem Rettungsring.
    Der Rollstuhl war leer.
    Jane schrie. Charles schwamm zum Steg, seine Arme und Beine kreisten wie ein Schneebesen.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit durchbrach George die Wasseroberfläche und schnappte laut nach Luft. „Mir geht es

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