Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
Vom Netzwerk:
geworden bin. Es tat ihnen immer so sehr leid, dass sie anfingen, mir leidzutun – und ich tat mir auch leid. Der Grund,warum ich eben gesagt habe, dass es mir leidtut, ist, dass du wissen sollst, dass ich jetzt aufhöre, mich selber zu bemitleiden. Gleich hier und jetzt.“
    Hatte Jane richtig gehört? Das hatte sie. Dort in dem Stall, in dem nichts zu hören war außer dem leisen Miauen der Kätzchen in seinem Schoß, konnte es keinen Zweifel daran geben, was er gesagt hatte. Ganz langsam hob sie den Kopf. Ihr Gesicht erstrahlte unter einem Lächeln, das sie beinahe vom Boden abheben ließ. „Waren es die Kätzchen, die dich dazu gebracht haben?“
    Er schüttelte den Kopf. „Nein. Nicht die Kätzchen.“
    Sie wartete, dass er noch mehr sagte, aber er blieb stumm und schaute sie nur mit einem sehr geheimnisvollen Ausdruck in den Augen an.
    Nach diesem Tag fingen die drei – Charles, George und Jane – an, lange Wanderungen zu unternehmen. Jane führte den Weg an und räumte wenn nötig dicke Steine aus dem Weg oder schnitt mit der Gartenschere ihres Vaters überhängende Äste ab. Tag für Tag wurde George stärker; seine Arme wurden immer schneller und sicherer im Anschieben der großen Räder seines Rollstuhls. Wenn sie an steilere Stellen kamen, schob Charles den Rollstuhl von hinten. Er ließ sich von keiner noch so steilen Kurve entmutigen, auch wenn sein Gesicht vor Anstrengung so rot wurde, dass er das Gefühl hatte, sein Kopf würde gleich platzen.
    Von diesen täglichen Anstrengungen wurde Charles ganz sehnig und bekam einen schönen Teint. Jane war wie immer zerstochen von Insekten und zerkratzt von Ausflügen ins Unterholz. Und langsam, aber spürbar veränderte sich auch George. In den ersten Tagen war er nur passiver Teilnehmer an ihren Abenteuern, aber im Laufe der Zeit taute er immer mehr auf. Sie spielten immer noch Die drei Musketiere oder Piratenkönig oder Superman, aber nicht so wie in der Vergangenheit, als alle drei gerannt, gesprungen und geklettert waren.Vielleicht konnte George nicht mehr durch den Wald laufen wie ein Algonkin auf der Jagd, aber er konnte Geschichten voller Gefahren und Abenteuer erzählen, während Jane und Charles wie gebannt zuhörten oder sie nachspielten. Manchmal brachten Georges Geschichten sie dazu, etwas Riskantes oder Dummes zu tun, aber sie endeten immer mit großem Gelächter.
    Anfangs hatte Mrs Bellamy sich Sorgen gemacht und die Hände gerungen, wenn Jane sich ein neues Abenteuer ausdachte, aber Mr Bellamy gab ihnen immer die Erlaubnis, und so machten sie sich jeden Tag auf den Weg in den sommerlichen Wald. Jane durfte die beiden sogar mit auf die Schießanlage des Camps nehmen, wo die Jungen unter Aufsicht Schießunterricht von einem ausgebildeten Scharfschützen bekamen. Er war ein Kriegsveteran, der ein Bein verloren hatte. George schien die Vorstellung zu inspirieren, dass ein versehrter Mann einen Sport erlernt hatte. Er gab sich große Mühe bei seinen Stunden und war bald der beste Schütze im Camp.
    Jane gefiel es, zuzusehen, wie George langsam aus seinem Schneckenhaus kroch. Sie liebte es, wieder Teil der drei Musketiere zu sein. George brachte ihr und Charles bei, wie man Schach und Backgammon spielte. Sie lösten gemeinsam Kreuzworträtsel und veranstalteten Buchstabierwettbewerbe mit den anderen Kindern im Camp.
    Eines Abends organisierte Jane ein Versteckspiel. Sie machte sich Sorgen, als alle außer George gefunden worden waren. Gemeinsam mit den anderen rief sie nach ihm, und jede Sekunde schlug ihr Herz schnell, wie ein kleiner, panischer Vogel.
    „Hierher“, rief Charles. „Er ruft uns, aber euer Geschrei hat ihn übertönt.“
    George saß am Waldrand auf dem Boden. Kletten und Gras hatten sich in seinem Haar verfangen und hingen an seinem T-Shirt, aber er schien nicht verletzt zu sein.
    „Ihm geht es gut“, rief eines der Kinder. „Keine Schramme und nichts.“ Daraufhin verloren die anderen Kinder das Interesseund trollten sich.
    Mit vor Erleichterung weichen Knien sank Jane neben George auf den Boden. „Was ist passiert?“, fragte sie. „Wir haben uns solche Sorgen gemacht.“
    „Ich bin umgekippt.“ George wischte sich wütend den Schmutz von den Wangen.
    „Ich suche deinen Rollstuhl“, sagte Charles und verschwand in der Dunkelheit.
    Jane blieb bei George und versuchte, ihren Herzschlag zu beruhigen. „Geht es dir gut?“, fragte sie. „George, du zitterst ja!“
    „Ich habe mich verirrt, dann ist mein Rollstuhl

Weitere Kostenlose Bücher