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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Ich verstehe das nicht“, sagte Ross.
    George zögerte und nahm dann einen silbernen Manschettenknopf in die Hand. „Ich war nicht einverstanden mit dem Mädchen, das er geheiratet hat.“
    „Jane.“
    „Korrekt. Ich habe kein Hehl aus meinem Missfallen gemacht. Ich weiß, dass das heutzutage unglaublich snobistisch klingt, aber … damals dachte man noch anders über solche Dinge. Der familiäre Hintergrund einer Person war wesentlich wichtiger. Ich rede mir ein, dass ich damals nicht fand, unsere Familie wäre der von Jane überlegen – sondern einfach nur anders. Die Gordons waren Farmer und die Besitzer von Camp Kioga. Sie sind mit dieser Arbeit nicht reich geworden, und Jane hat Hausarbeiten verrichtet. Vor all diesen Jahren hat sie als Haushälterin in New Haven gearbeitet. Charles und ich waren Studenten in Yale. Der Kontrast war ziemlich ausgeprägt. Und als Charles dann seine Absicht äußerte, sie heiraten zu wollen, nun, da waren unsere Eltern außer sich. Sie entsprach definitiv nicht ihrer Vorstellung der richtigen Schwiegertochter. Es war eine sehr angespannte Zeit. Sehr angespannt.“
    Seine Hand fing an zu zittern, und Ross musste ihm mit dem anderen Manschettenknopf helfen. „Du warst ein Kind deiner Zeit“, erwiderte er, fest entschlossen, seinen Großvater nicht zu verurteilen.
    „Ich bin nicht stolz darauf, wie ich damals war. Ich habe an meiner rechtschaffenen Entrüstung festgehalten, und Charles hat Jane geheiratet. Danach haben wir … nicht mehr zueinandergefunden. Jeder von uns hat mit seinem Leben weitergemacht. Ich bin nach Paris gezogen, habe deine Großmutter geheiratet. Wir hatten beide Familie, Karrieren, geschäftige Leben. Einmal, als die Kinder noch klein waren, haben unsere Eltern Jackie, mich und die Jungs zum Skifahren nach Gstaad eingeladen. In einem Anfall von Edelmut luden sie auch Charles, Jane und ihre Kinder ein. Aber damals diente Charles in Vietnam, und natürlich lehnte Jane die Einladung ab. Deine Großmutter und ich fuhren ebenfalls nicht in die Schweiz. Ich konnte nicht von der Zeitung weg, und Jackie ertrank in kleinen Jungen, wie sie es nannte. Meine Eltern sind schließlich allein gefahren. Kurz darauf erreichte uns in der Trib die Nachricht von einem fürchterlichen Unfall auf der Seilbahn zum Les-Diablerets-Gletscher. Ein Kabel war gerissen. Die mit achtzig Passagieren voll besetzte Gondel war hundert Meter in die Tiefe gestürzt.“ Er hielt inne und schüttelte sich ein wenig.
    Ross hatte die Geschichte gehört, als er aufgewachsen war, aber der Vorfall war ihm immer weit weg und unwirklich vorgekommen. Er war sich nicht sicher, warum. Seinen eigenen Vater in einem einzigen Augenblick der Gewalt zu verlieren hatte seine ganze Welt auf den Kopf gestellt. Georges Verlust war genauso schwer gewesen. Vielleicht noch schwerer, weil er Mutter und Vater gleichzeitig verloren hatte.
    „Das muss ein Albtraum für dich gewesen sein“, sagte er mitfühlend.
    Sein Großvater nickte. „Damals hätte ich die Hand nach Charles ausstrecken sollen. Unter normalen Umständen hätten wir uns getroffen, aber er konnte nicht an der Beerdigung teilnehmen.“
    „Weil er in Vietnam war.“ Ross spürte, dass noch mehr hinter der Geschichte steckte. Viel mehr.
    „Die Zeit verging“, fuhr sein Großvater fort. „Sie glitt uns einfach zwischen den Fingern hindurch. Ich ließ es zu – und Charles auch.“
    Ross betrachtete das Gesicht seines Großvaters, in dem die Jahre ihre Spuren hinterlassen hatten, die blassblauen Augen. Die Erinnerungen schienen ihn zu erschöpfen. Mit müder Hand nahm er zwei Krawatten heraus. „Welche passt besser, was meinst du?“
    Ross grinste. Sein Großvater benahm sich wie ein Teenager, der sich für seine erste Verabredung fertig machte. „Die gestreifte.“
    „Sehr gute Wahl.“ George drehte sich zum Spiegel und legte sich die Krawatte um den Hals. „Ich hab Charles beigebracht, wie man eine Krawatte bindet. Unser Vater war darin nicht so gut mit seinem einen Arm.“
    „Mir hast du es auch beigebracht“, erinnerte Ross ihn.
    Sein Großvater schlug das eine Ende der Krawatte über das andere. „Der Windsorknoten. Die grundlegendste Fähigkeit eines Gentlemans.“ Er steckte das Ende durch die Schlaufe und hielt dann inne. Ein verwirrter Ausdruck huschte über sein Gesicht.
    „Granddad?“
    „Ich weiß nicht … ich weiß einfach nicht …“ Er sah beschämt aus, und seine linke Hand zitterte. „Ich habe das doch schon zehntausend

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