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Sommer wie Winter

Sommer wie Winter

Titel: Sommer wie Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith W. Taschler
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als einer war es sicher.
    Ja, sie ist dann wirklich im Juni, einen Tag vor dem Kirchtag, wieder gekommen, aber nicht allein, sondern mit einem Freund. Sie will ihre bestandene Matura mit einer zweisamen Reise in die Berge feiern, hat sie gesagt. Diese blöde Kuh, dass sie sich das getraut hat, mit ihrem Freund aufzutauchen. Man hat dem Alexander angemerkt, dass es ihm gar nicht gut geht.
    Am nächsten Tag ist die Wienerin völlig aufgetakelt mit ihrem Freund zum Zeltfest losmarschiert. Zur selben Zeit hat mich mein Verlobter abgeholt. Vor dem Haus sind wir auf sie und ihren Freund gestoßen, und da habe ich halt ein paar Worte mit ihr geredet, mit den Gästen muss man ja immer freundlich sein, auch wenn man sie nicht leiden kann. Und wie wir da so vor dem Haus reden, braust auf einmal ein Porsche daher und hält vor dem Stall an.
    Aus dem Porsche ist eine junge, schöne Frau ausgestiegen und ich habe eine Weile gebraucht, bis ich gemerkt hab, dass es die Manu ist. Der Wienerin ist auch der Mund offen gestanden.
    Die Manu hat ganz anders als sonst ausgeschaut! Normalerweise läuft sie mit Jeans und einem langen T-Shirt rum oder überhaupt mit ihrem blauen Arbeitsoverall, den sie in der Werkstatt tragen muss.
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Wir haben nicht gewusst, wie hübsch sie sein kann, aber das haben wir dann gesehen. Auch dem Matthias sind die Augen rausgefallen. Es war, als wäre sie eine andere Person! Zum ersten Mal habe ich gesehen, dass sie lange Beine hat.
    Sie hat ein kurzes, enganliegendes schwarzes Kleid getragen, Netzstrumpfhose und sehr hohe Schuhe. Außerdem ist sie geschminkt gewesen, wirklich gut geschminkt, und ihre struppigen, kurzen Haare waren ausgefönt. Wie sie aus dem Auto gestiegen ist mit ihrer Sonnenbrille und auf den Stall zugegangen ist! Wie ein Filmstar. Ich bin mir in meinem Dirndl wie eine Provinzkuh vorgekommen. Sie hat nach dem Alexander gerufen und er ist sofort aus dem Stall gekommen. Er ist in seinem Stallanzug gewesen und hat gestunken.
    Ja, zuerst habe ich nicht gewusst, was das Ganze soll, aber dann habe ich verstanden, dass sie das nur wegen der Wienerin macht, weil sie ihr eins auswischen will und weil sie ihr zeigen will, dass der Alexander kein dummer Bauerntölpel ist, der ihr nachplärrt. Es hat mir gefallen und es hat zur Manu gepasst, dieses Spiel, sie ist immer eine Verrückte gewesen. Nur das mit dem Porsche habe ich übertrieben gefunden, sie hat ja noch keinen Führerschein gehabt!
    Ja, sie geht also auf den Alexander zu, der sie anstarrt, als hätte er nicht alle Tassen im Schrank,
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und küsst ihn auf den Mund und sagt: Hey, Schatz, beeil dich, zieh dich um! Der Alexander sagt kein Wort und geht ins Haus hinein. Die Wienerin schaut auch drein, als hätte sie nicht alle Tassen im Schrank, und stakst mit ihrem Freund davon.
    Ja, die Manu hat sich auf die Hausbank gesetzt, ihren Kopf an die Hausmauer gelehnt und sich gesonnt. Ich habe sie gefragt, wem der Porsche gehört und ob sie verrückt ist. Sie hat gesagt, dass das Auto einem deutschen Urlauber gehört, der in Innsbruck auf der Klinik liegt, weil er beim Wandern von einer Kuh angegriffen worden ist. Schon vor dem Unfall hat er seinen Porsche in der Werkstatt abgegeben, um Ölwechsel und Service machen zu lassen, denn das ist in Österreich billiger als in Deutschland. Und weil er auf der Klinik ist, wird er nicht merken, dass das Auto fehlt, hat sie noch gesagt. Ich habe sie noch vor den Eltern gewarnt und bin mit Matthias gegangen. Ja, er wollte zuerst noch eine Runde mit dem Porsche fahren, ich habe ihn richtig wegziehen müssen.
    Eine halbe Stunde später sind die beiden dann im Zelt aufgetaucht. Ja, die Leute haben gegafft, das können Sie mir glauben. Der Alexander hat einen hellen Blazer angehabt, ein schwarzes Hemd und helle Jeans, das muss ihm die Manu organisiert haben. Seine Haare sind zurückgegelt gewesen, nicht straff, so locker. Ja, er hat super ausgesehen.
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Er spielt also mit, habe ich mir gedacht, und es hat mich gefreut.
    Alle haben sie angeglotzt und über sie geredet, ausnahmslos alle, und sie sind überall im Mittelpunkt gestanden. In der Bar sind sie umringt gewesen von den früheren Klassenkollegen, und auf der Tanzbühne haben sie flippig getanzt, na ja, der Alexander eher steif, und dann engumschlungen, und einmal haben sie sich geküsst, das ist eindeutig von der Manu ausgegangen.
    Ich habe ab und zu zur Wienerin rübergeschaut und habe gemerkt, dass sie vor Wut kocht, weil sie von niemandem beachtet

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