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Sommerfest

Sommerfest

Titel: Sommerfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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Weg, der geht immer!«
    Stefan legt ihr die fünfundsiebzig Cent passend auf die BILD – Zeitung auf dem Tresen und bedankt sich. Er nimmt den Espresso und will nach Zucker fragen, lässt es dann aber.
    »Ich werde Charlie schon noch anrufen«, sagt er.
    Toto nickt. »Mach das! Das ist gut!«
    Stefan nippt von dem Espresso.
    »Und wegen dem Schrank«, sagt Toto, »da lass dir mal keine grauen Haare wachsen. Das ist ’ne Stunde, und dann ist gut. Ist auch nicht schwer, nur unhandlich, deshalb kann ich das nicht alleine machen.«
    Stefan stellt den leeren Becher ab und fühlt sich verhaftet. Er bedankt sich noch einmal bei Tante Änne, die ihm eine kleine, rosa und weiß gestreifte Tüte in die Hand drückt und sagt: »Aber sag der Mutter nix!«
    »Also«, sagt Toto zum Abschied und sieht auf die Uhr, »ich hol dich so um eins beim Tenholt ab.«
    Auf der Straße sieht Stefan sich an, was in der Tüte ist. Salmiakpastillen. Hat er noch nie ausstehen können.

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3
     
    3 Er geht zu Fuß in die Stadt, dorthin, wo Omma Luises Heim ist, obwohl sie es nicht gern hat, wenn man es Heim nennt. Eine Seniorenresidenz sei das, hat sie ihm erst kürzlich am Telefon eingebläut, und wenn man es recht bedenkt, ist Omma Luise auch tatsächlich keine Frau, die in einem Heim lebt, dafür ist sie viel zu jung, obwohl sie auf die neunzig zugeht. Hundert soll sie werden, wünscht Stefan ihr, mindestens, und dann soll sie in irgendeiner Boutique mit der Bluse in der Hand umfallen. Omma Luise hat immer gern Klamotten gekauft, hat nicht, wie viele alte Leute, das Geld zusammengehalten, sondern, wie sie selbst sagt, »immer gut gelebt, ich kann nix dafür«, und Stefan muss ihr immer klarmachen, dass sie sich dafür nicht entschuldigen muss, sie kann mit ihrem Geld machen, was [31]sie will, es auch mit vollen Händen in den nächsten Gulli schmeißen, wenn es ihr Spaß macht. Omma Luise hat viel Schönes, aber auch viel Mist erlebt während ihrer Zeit auf diesem Planeten, sie hat einen Weltkrieg überlebt, fast fünfzig Jahre Ehe mit einem zunehmend schweigsamen, schwierigen Mann, der nicht die Liebe ihres Lebens war, und sie hat ihre Tochter überlebt, was das Schlimmste sein muss, das man sich vorstellen kann. Damals, vor dreizehn Jahren, nach dem Tod von Stefans Mutter, ist Omma Luise losgezogen und hat Geld ausgegeben, Blusen gekauft, teure Jacken, Kleider, die sie niemals anzog, aber scheiß drauf, hat Stefan gesagt, wenn es dir hilft.
    Das Handy in seiner Hosentasche vibriert. Stefan wirft einen Blick aufs Display. Anka.
    Er will eigentlich nicht rangehen, aber sie wird es immer wieder versuchen, also bringt er es am besten gleich hinter sich. Er drückt auf das grüne Hörer-Symbol und bleibt stehen. Er kann nicht im Gehen telefonieren. Zu Hause schon, da geht er gern auf und ab, setzt sich hin, steht wieder auf und ist immer noch dankbar für die Erfindung des schnurlosen Telefons, auch wenn er sich manchmal fragt, ob das mit den Funkwellen wirklich nicht schädlich ist für das Gehirn, die Nerven oder die Potenz, aber er übertreibt es eben manchmal mit dem Nachdenken. Auf der Straße kann er nicht im Gehen telefonieren, weil man sich auf der Straße einfach anders bewegt, mehr so zielgerichtet, auch schneller, und da fängt man dann irgendwann an zu keuchen, und das ist dann doch zu peinlich, weil der Gesprächspartner denken muss, man keuche wegen ihm, beziehungsweise ihr, und gerade Anka will er nicht ankeuchen, nicht mehr.
    »Da bist du ja!«, sagt sie.

    »Ja, wer sonst? Das hier ist mein Telefon.«
    »Was weiß ich, wer da alles drangehen kann.«
    »Niemand außer mir, Anka.«
    »Du meldest dich gar nicht.«
    »Gestern habe ich die ganze Zeit im Zug gesessen, dann habe ich geschlafen. Da war ja nun kaum Zeit.«
    »Unser Abschied war so merkwürdig gestern.«
    »Findest du?«
    »Du warst so distanziert.«
    »Nee, nee.«
    »Ich wäre sehr gern mitgefahren.«
    »Darüber haben wir doch geredet.«
    Erst jetzt fällt ihm auf, dass Anka, den Hintergrundgeräuschen nach zu urteilen, nicht zu Hause, sondern irgendwo unterwegs ist. Erinnerungen an schlechte Filme steigen in ihm auf. Die durchgeknallte Fast-Exfreundin reist ihrem Typen hinterher und platzt in einen romantischen Moment mit der Frau, die ihn wirklich verdient.
    »Wo bist du eigentlich?«, fragt er vorsichtshalber.
    »Einkaufen.«
    Die Antwort kam prompt, wie vorbereitet.
    »Du hast mir gar nicht gesagt, wann du genau zurückkommst.«
    »Weiß noch nicht.« Stimmt

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