Sommerflirt mit Folgen
lieb gehabt, du warst mir sehr wichtig, auch wenn du das nicht glauben kannst.“ Nicki erwiderte nichts darauf und ihre Mutter erzählte weiter.
„ Kurz nachdem ich wieder angefangen hatte zu arbeiten, machte mir ein Gast ein unglaublich reizvolles Angebot. Er war leitender Angestellter einer deutschen Hotelkette und wollte mich als Managerin für ein neues Projekt für Venezuela anwerben.“ Wieder machte sie eine Pause, wie um ihre Gedanken zu sortieren. „Weißt du, ich spreche fließend Französisch, Englisch und Spanisch, hab das Hotelfach von der Pike auf gelernt... So ein Hotelprojekt von praktisch null weg aufzubauen...“ Sie zuckte erneut mit den Schultern. „Ich konnte einfach nicht widerstehen. Schließlich wurde ein Zweijahresvertrag ausgehandelt. Dein Vater war wütend, verletzt, er hat es in keinster Weise verstanden. Auch, dass ich ihm weiterhin Geld überweisen würde, um damit sein noch wackeliges Geschäft zu unterstützen hat ihn nicht milder gestimmt. Ich hatte so gehofft, er würde sich wieder beruhigen...“ Sie sah Nicki an und die Trauer und Enttäuschung aus dieser Zeit stand ihr ins Gesicht geschrieben.
„ Als ich ihm mitteilte, wann ich genau zurückkommen würde, schickte er mir die Scheidungspapiere zur Unterschrift und ein Dokument, das ihm das alleinige Sorgerecht für dich bestätigte. Wegen böswilligem Verlassen...“ Sie sah Nicki traurig an. „Vielleicht hätte ich zurückkommen und um dich kämpfen sollen, ich weiß es nicht. Aber dich in so einen Krieg hineinzuziehen erschien mir einfach nicht richtig.... Also blieb ich in Venezuela, leitete für einige Jahre das Hotel. Später übernahm ich noch andere Projekte, vor allem in Südamerika...!“ Andrea trank mit einem Zug ihr Wasserglas aus, sah plötzlich sehr erschöpft aus. Nicki war wie erschlagen von der Fülle an Informationen. Innerhalb einer Stunde hatte sich ihr Weltbild komplett auf den Kopf gestellt.
„ Hilly hat mir damals prophezeit, dass ich es bereuen würde, wenn ich den Auftrag annähme... In gewisser Weise, vor allem was dich betrifft, hat sie recht behalten....“ Sie kramte in ihrer Handtasche, nahm ein elegantes Etui heraus und entnahm ihm eine Visitenkarte. „Hier hast du meine Telefonnummer. Ich bin noch für drei Tage in Graz, dann fahre ich wieder nach Salzburg zurück. Ich bin seit knapp zwei Monaten wieder in Österreich... und bleibe“, fügte sie noch hinzu, als sie sich erhob. „Ich würde mich sehr freuen, wenn du dich bei mir melden würdest. Ich würde dir gerne noch so vieles erklären... Und hätte gerne die Chance dich kennen zu lernen!“ Sie berührte Nicki, die bewegungslos sitzen geblieben war, kurz an der Schulter, dann ging sie.
Wie betäubt legte Nicole ihre Hand auf die Stelle an der ihre Mutter sie berührt hatte. Irgendetwas in ihrem Inneren löste sich und sie brach hemmungslos in Tränen aus.
Nach einer Weile fasste sie sich wieder. Sie atmete ein paar Male tief ein und aus und wischte sich das Gesicht mit dem Handrücken ab. Während sie sich die Nase putzte, fiel ihr Blick auf das Bündel Briefe. Langsam und bedächtig blätterte sie die Kuverts durch, besah sich die Poststempel genauer und öffnete dann den ältesten. Sie begann zu lesen, nahm ein Kuvert nach dem anderen, vollkommen vertieft in die Korrespondenz ihrer Eltern... Schließlich ließ sie den letzten Brief sinken und starrte einige Zeit blind vor sich hin. Sie griff zum Handy, legte es wieder hin. Nein, mit Papa kann ich jetzt nicht reden... Erneut nahm sie das Handy und drückte eine Kurzwahltaste.
„ Hallo Nicki!.... Was ist denn los? Du klingst ganz seltsam... Was?? Das gibt’s ja nicht...!“ Christine bedeutete den beiden Männern still zu sein, während sie aufmerksam zuhörte. „Du hör mal, hast du überhaupt schon was gegessen? Ich sitz grade im 'Gemütlichen Eck'...! Ja, das ist gut... Ich bestell' schon mal für dich! Bis gleich!“
Nicki lief rasch ins Badezimmer, wusch sich das Gesicht, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Die knapp zehn Minuten Fußmarsch zum Lokal taten ihr gut und sie kam einigermaßen gefasst dort an. Als sie durch die Tür trat, stockte sie jedoch kurz... Naja, ok, dass Stefan auch da ist, hätte ich mir denken können... Sie trat ein und und ihr Blick fiel auf … Hannes...
Ach du Scheiße... Hannes ist ja auch da... damit hab ich nicht gerechnet... Und ich schau aus wie eine Vogelscheuche... Zu ihrer Überraschung stand er auf, kam ihr entgegen und
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