Sommerflirt mit Folgen
erkannte sie, dass sie tatsächlich ihre Mutter sein konnte.
Plötzlich schoss Wut in ihr hoch. „Nun gut, angenommen Sie sind es tatsächlich, warum tauchen Sie jetzt plötzlich auf? Nach fast 20 Jahren? Jetzt, wo ich erwachsen bin? Wo waren Sie denn die ganze Zeit als ich Sie gebraucht hätte?“, brach es aus ihr heraus.
Andrea senkte den Kopf. Das lief genau so wie sie es in ihren schlimmsten Fantasien befürchtet hatte... Doch was hatte sie erwartet? Dass ihre Tochter sich liebevoll in ihre Arme werfen würde? Sie straffte sich und betrachtete die junge Frau. Sie ist so wunderschön, so stark...
„ Ich hatte gehofft, dass du mir nun, da du für dich selbst entscheiden kannst, wenigstens die Chance eines klärenden Gespräches geben würdest.“
„ Es bräuchte kein klärendes Gespräch, wenn du nicht abgehauen wärst!“, stieß Nicki hervor. „Was tust du überhaupt hier? Ich dachte, du bist irgendwo in der Weltgeschichte unterwegs...!“, benutzte sie unbewusst die Worte ihres Vaters, wenn er ausnahmsweise auf ihre Mutter zu sprechen gekommen war. Sie wusste, sie war feindselig, aber sie konnte nicht anders. Zu tief war die jahrelang genährte Enttäuschung, ohne Mutter aufgewachsen zu sein.
„ Zuerst möchte ich dir zur bestandenen Meister-Prüfung gratulieren und dir das hier geben.“ Andrea nahm ein kleines Schmuckkästchen aus ihrer Handtasche und schob es geöffnet zu Nicki über den Tisch. „Es hat meiner Mutter gehört...!“ Nicole konnte sich nicht dazu überwinden, die Hand danach auszustrecken, sondern warf nur einen Blick auf die dünne Goldkette mit dem herzförmigen, grünen Stein-Anhänger. „Es ist Jade. Nicht besonders wertvoll im materiellen Sinn. Aber ein Erbstück, mit liebevollen Erinnerungen behaftet...!“, sagte ihre Mutter leise.
Plötzlich hob Nicki den Kopf und starrte ihr Gegenüber an. „Woher weißt du das überhaupt? Das von der Prüfung...“
„ Von Hildegard Meierhofer. Hilly und ich sind immer in Kontakt geblieben!“
„ Unsere Nachbarin?“, fragte Nicki fassungslos nach. „Mit ihr hattest du Kontakt und mir hast du kein einziges Mal geschrieben?“
Andrea schüttelte den Kopf. „Das stimmt so nicht, Nicole. Ich habe an deinen Vater geschrieben, hatte Fotos und Kleinigkeiten dazu gelegt. Aber er hat es immer wieder zurück geschickt. Er schrieb mir, ich hätte mich entschieden und sollte mich künftig aus eurem Leben heraushalten...“
Sie griff in ihre Tasche und zog ein dickes Bündel Briefe heraus. „Ich habe alles aufgehoben. Sieh her...!“ Sie hielt sie ihrer Tochter hin, doch Nicki wich zurück, konnte sich nicht dazu durchringen, sie in die Hand zu nehmen. Andrea legte sie vor sie auf den Tisch, neben das Schmuckkästchen.
„ Ich verstehe, dass dir das alles zu viel wird. Ich habe dich überrumpelt. Aber ich fürchtete, du würdest mich nicht sehen wollen...“, Andrea zuckte mit den Schultern. „Ich kann dich nur bitten, mir zu zu hören....!“ Als von ihrer Tochter keine Einwände kamen, begann sie mit leiser Stimme zu erzählen:
„ Als ich deinen Vater kennen lernte, waren wir beide schon nicht mehr ganz jung. Beruflich waren unsere Weichen bereits gestellt. Ich hatte damals eine gute Stellung in einem Grazer Hotel als rechte Hand des Geschäftsführers und verdiente gut. Dein Vater träumte davon, sich als Installateur selbstständig zu machen. Mein Einkommen ermöglichte es ihm, seinen eigenen Betrieb aufzubauen.
Plötzlich warst du unterwegs... Während der Karenzzeit half ich ihm mit seiner Buchhaltung und der Organisation. Das war nicht seine starke Seite...“ Daran hat sich nichts geändert...., dachte Nicki. „Aber dann erwartete er von mir, dass ich in seinem Betrieb bleibe und im Hotel kündige.“ Sie seufzte. „Er konnte sehr bestimmend sein und wollte partout nicht nachgeben.“ Auch das kommt mir bekannt vor...., bestätige Nicki innerlich.
„ Wir haben sehr viel gestritten zu dieser Zeit. Ich habe dann wieder begonnen zu arbeiten, als du in den Kindergarten gekommen bist. Da warst du drei Jahre alt. Ich hatte einen Sondervertrag mit meinem Chef ausgehandelt, damit ich überhaupt so lange karenzieren konnte. Damals war eigentlich nur ein Jahr gesetzlich vorgeschrieben.“ Sie sah Nicki einen Moment stumm an. „Ich hab meine Mutterschaft sehr ernst genommen, auch wenn du....“
Nicole nickte. „Ich verstehe schon, ich war nicht geplant...“
Andrea erwiderte: „Nein, das warst du nicht, aber ich habe dich sehr
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