Sommerflirt mit Folgen
umarmte sie kurz. „Wie geht’s dir?“, erkundigte er sich leise und mitfühlend.
Mann, ist mir das peinlich... „Geht schon,“ murmelte sie verlegen. Nun stand auch Christine an ihrer Seite und umarmte sie. Diesen Trost konnte sie dankbar annehmen, auch wenn ihr gleich wieder die Tränen in die Augen schossen. Sie zwinkerte sie weg und ließ sich aufatmend auf den freien Stuhl fallen. Wie auf´s Stichwort kam die Serviererin mit einer Pizza. „Einmal 'Frutti di mare'.“ „Perfektes Timing!“ Sie nickte Christine dankbar zu und machte sich hungrig über das Essen her, froh, ein paar Minuten nichts sagen zu müssen. Schließlich brach Christine das Schweigen. „Also, jetzt erzähl doch schon. Du darfst ausnahmsweise auch mit vollem Mund reden...!“ Ihr Zwinkern löste die gedrückte Stimmung etwas.
Nun gab Nicki das Gespräch mit ihrer Mutter so gut sie konnte wieder. „Wisst ihr, was das Krasseste für mich ist?“ Sie blickte kurz in die Runde, bevor sie weitersprach. „Mein Vater hat mir immer erzählt, dass meine Mutter mit einem anderen Mann durchgebrannt ist und mich vergessen hat.“ „Also einer der beiden lügt... oder beide,“ kommentierte Christine.
„ Allerdings kann meine Mutter ihre Geschichte gut belegen,“ meinte Nicki nun und erzählte von den Briefen. „Vielleicht war der Mann der sie abgeworben hat tatsächlich auch privat an meiner Mutter interessiert, das weiß ich nicht. Oder mein Vater hat sich das zusammen gesponnen... Tatsache ist, dass sie bei Ablauf des Vertrages nach zwei Jahren zurückkommen wollte und dass das von Anfang an immer so vorgesehen war... Sie hätte sogar ihre Stelle hier im Hotel in Graz wieder bekommen. Mein Vater hat sie einfach ausgebootet... und mich die ganze Zeit belogen...,“ sie brach ab, beugte sich über ihre Pizza und kämpfte mit den Tränen. Plötzlich spürte sie zwei warme, tröstende Hände auf ihrem Rücken, die sie sanft streichelten. Christine …. und Hannes.... o nein, ich heul' gleich los... und dann kann ich gar nicht mehr aufhören... Schnell sprang sie auf und lief Richtung Toilette.
Hannes wollte ihr sofort folgen, aber Christine hielt ihn zurück. „Gib ihr ein bisschen Zeit! Es ist ihr peinlich, sich so aufgewühlt zu zeigen“, sagte sie zu ihm. „Vielleicht wäre ich besser zu ihr nach Hause gefahren, aber jetzt ist es zu spät!“
Nach einiger Zeit kam Nicki wieder und aß die Reste ihrer kalten Pizza auf. Na wenigstens ihr Appetit hat nicht gelitten, dachte Hannes lächelnd und betrachtete verstohlen ihr verweintes Gesicht. Ich finde sie sogar in diesem aufgelösten Zustand noch schön... Jetzt ist es endgültig passiert...
Erst als sie alle aufbrachen, fragte Christine ihre Freundin „Und, was hast du jetzt vor? Willst du deine Mutter wiedersehen?“
Nicki zuckte mit den Schultern. „Ich glaub´ schon, mir ist noch so vieles unklar... Aber ich denke, morgen werde ich unsere alte Nachbarin besuchen und mir mal ihre Version der Dinge anhören. Bevor ich mit meinem Vater rede, muss ich mir erst alles gründlich durch den Kopf gehen lassen...“
„ Ruf mich an, wann immer du wen zum Reden brauchst!.... Aber das weißt du ja...“ Die beiden Freundinnen umarmten einander, Stefan drückte ihr die Hand, dann gingen die beiden zu seinem Auto und stiegen ein.
„ Bist du zu Fuß hier?“, fragte Hannes, der die ganze Zeit neben ihr gestanden war. Nicole nickte und wollte sich verabschieden, aber er legte ihr die Hände um die Taille und seine Stirn an ihre.
„ Darf ich dich nach Hause bringen?“, fragte er leise. „Und bei dir bleiben?“ Nicki versuchte zurückzuweichen.
„ Also, mir ist heute wirklich nicht danach...!“, wehrte sie schroff ab. Hannes musste den Zorn zurückdrängen, der in ihm auffuhr. Hält sie mich wirklich für so ein gefühlloses Arschloch?
Er gab sie nicht frei, sondern sagte nur sanft „Dir ist nicht danach, dich einfach mal an meine Schulter zu lehnen? Nach ein bisschen Trost und Wärme und Geborgenheit?“ Er legte eine Hand an ihre Wange und streichelte sie sanft mit dem Daumen. „Nicki, bitte lass mich dein Freund sein, … einfach so...!“ „Einfach so...?“, wiederholte Nicki und sah zu ihm auf. Eigentlich klingt das schön.... Ich könnte heute wirklich ein bisschen Nähe gebrauchen...
Später, als sie in seinen Armen lag und sich eng an ihn schmiegte, murmelte sie leise, schon im Halbschlaf: „Ist schön da, einfach so...“ Hannes hatte es trotzdem gehört und lächelte
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