Sommerfrische – Verbotene Kuesse im Mondschein
gestern Nacht getan?”
Erschüttert schaute Edward den Bruder an. “Was willst du damit andeuten?”
“Ich will damit sagen, dass du der Anführer sein könntest. Du drückst dich kultiviert aus, bist ein guter Reiter und hegst wie ich und Lady Wycherley einen Groll gegen Mr. Ingram. Sie und ich können uns jedoch gegenseitig ein Alibi liefern, weil wir zusammen waren. Wen hast du als Zeugen dafür, dass du nicht bei der Zollstation warst?”
“Du weißt so gut wie ich, dass ich keinen Rotfuchs reite!”, antwortete Edward fassungslos. “Du verdächtigst doch hoffentlich nicht mich, hinter dem Aufruhr zu stecken!”
“Warum sollte ich das nicht tun?”, fragte Adam leichthin, bemerkte die entgeisterte Miene des Bruders und grinste. “Nein, natürlich verdächtige ich dich nicht, Edward. Also, wer könnte deiner Meinung nach der Anführer sein? Schließlich sind Rassepferde teuer. Es muss sich um jemanden handeln, der genügend Geld hat, um sich ein solches Tier leisten zu können. Vielleicht ist sogar Mr. Ingram derjenige, der die Bauern aufstachelt. Du weißt, wie schwierig es ist, sie zu belangen, weil sie nicht gegeneinander aussagen werden. Möglicherweise ist er auf den Einfall gekommen, sich für den Anführer auszugeben, um auf diese Weise die Leute identifizieren zu können, die hauptsächlich an den Aufständen beteiligt sind.”
“Von seinem Standpunkt aus gesehen, wäre das sehr gerissen”, meinte Edward stirnrunzelnd. “Ich glaube jedoch nicht, dass die Aufwiegler auf ihn hereinfallen würden. Schließlich kennen sie sich und wissen, wer jeweils bei ihrer Gruppe das Kommando führt.”
“Du weißt genau, um wen es sich bei den Rädelsführern handelt.”
“Ja, einige sind mir bekannt”, räumte Edward unbehaglich ein, “zum Beispiel Mr. Marchant und Mr. Pierce. Aber keiner von ihnen kann sich den Kauf und Unterhalt eines Rassepferdes leisten.”
“Mr. Ingram hingegen hat diese Möglichkeit. Vielleicht hat er einige der Aufständischen bestochen, ihm Informationen zu liefern.”
“Das halte ich für unwahrscheinlich”, entgegnete Edward. “Sie hassen ihn wie den Teufel!”
“Dann wüsste ich nicht, wer aus dieser Gegend als Anführer in Frage käme”, erwiderte Adam nachdenklich. “Linforth, Eynhallow und Starbeck sind die einzigen Güter, die so viel Gewinn abwerfen, dass der Besitzer sich den Unterhalt eines solchen Pferdes erlauben kann. Lady Wycherley hat tatsächlich mehrere Pferde im Stall von Starbeck stehen gesehen, weiß jedoch nicht, wem sie gehören.”
“Wie interessant!”, meinte Edward. “An Starbeck habe ich bisher nicht gedacht. Mr. Ingram und Mr. Lafoy werden dich jetzt noch mehr hassen, weil es bald in deinen Besitz übergeht.”
“Das ist mir klar. Ich kann nicht leugnen, dass es nützlich ist, Starbeck zu haben. Ich möchte jedoch nicht, dass Lady Wycherley denkt, das sei der einzige Grund, weshalb ich sie heiraten will.”
“Ich dachte, du willst dich mit ihr vermählen, weil du sie kompromittiert hast.”
“Das ist der Grund, warum ich um ihre Hand angehalten habe”, erwiderte Adam. “Sie soll jedoch nicht glauben, das sei der einzige. Ich … ich fühle mich sehr zu ihr hingezogen.”
Edward hielt das Pferd an, beugte sich vor und entriegelte das Tor, durch das man in den Park von Eynhallow gelangte. “Du kennst sie doch erst zwei Monate”, wandte er ein.
“Manchmal genügen zwei Tage oder zwei Minuten, um zu wissen, dass man jemanden mag.”
“Hm, vielleicht. Wenn du dir so sicher bist …”
“Das bin ich.”
“Und Mary?”
“Ich habe sie geliebt”, antwortete Adam seufzend. “Aber man kann mehrere Menschen lieben, nicht wahr?”
“Hast du Lady Wycherley schon gesagt, dass du sie liebst?”
“Noch nicht”, gestand Adam. “Nach der Verlobung hatten wir kaum Gelegenheit zu einem Gespräch persönlicher Natur”, sagte Adam und furchte die Stirn. “Außerdem muss ich Rücksicht auf Lady Wycherleys Gefühle nehmen. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass sie durch ihre Ehe gegen eine weitere Heirat eingenommen ist, kenne jedoch nicht den Grund für diese Abneigung.”
“Vielleicht ist er schnell gefunden, falls ihr Gatte der Despot war, als den man ihn hingestellt hat”, erwiderte Edward stirnrunzelnd. “Das würde bedeuten, dass du sehr feinfühlig sein und behutsam um sie werben musst.”
“Ja.” Adam lächelte, weil diese Vorstellung ihm sehr gefiel. “Ich werde sehr liebevoll um sie werben.”
Als Annis nach dem
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