Sommerfrische – Verbotene Kuesse im Mondschein
Sicherheit. Vermutlich war auch der Anwalt schon auf dem Weg zur in Flammen aufgegangenen Zollstelle.
Zahlreiche Neugierige hatten sich eingefunden, wie immer, wenn irgendwo etwas Ungewöhnliches passiert war. Viel gab es nicht zu sehen. Dennoch lungerten die Leute herum. Adam erkannte Bewohner aus Eynhallow und den umliegenden Ortschaften. Die meisten Gaffer waren Frauen und Kinder. Die wenigen Männer unter ihnen bemühten sich, ihre Freude über den Brand zu verhehlen. Mr. Ingram war geschädigt worden, und das tat offenbar niemandem leid.
Adam lenkte das Pferd zu den Zuschauern und wechselte einige Worte mit Mr. Benson, der ihn unfreundlich anschaute. Dann redete er kurz mit den Dorfbewohnern und hörte plötzlich Hufschlag. Er drehte sich um und sah seinen Bruder heranreiten. Edward trug eine bekümmerte Miene zur Schau und äußerte sich betroffen über den Zwischenfall.
“Wie schrecklich!”, sagte er kopfschüttelnd. “Das ist wirklich furchtbar!”
Unwirsch wandte Mr. Benson sich ab.
Adam ritt neben den Bruder und raunte ihm zu: “Übertreib nicht, Edward. Jeder weiß, dass du auf der Seite der Aufrührer stehst.”
Befremdet sah Edward ihn an und erwiderte, Verständnislosigkeit heuchelnd: “Ich weiß nicht, wovon du redest, Adam.”
“Wirklich nicht? Denk an deine Predigt vom letzten Sonntag. Ich meine die Bemerkung über denjenigen, der Wind sät und Sturm ernten wird.”
“Das war eine gute Anspielung, nicht wahr?”, fragte Edward lächelnd.
“Ja, und jetzt siehst du, was du damit angerichtet hast.”
“Mr. Benson macht ein reichlich schiefes Gesicht.”
“Wundert dich das? Mr. Ingram wird vermutlich ihm die Schuld an dieser Katastrophe geben und ihm vorwerfen, er hätte den Leuten Einhalt gebieten, den Brand verhindern müssen. Bestimmt hat jeder Schuld, nur er nicht!”
“Dann ist es ein Glück für ihn, dass er so willfährige Leute um sich hat, die bereit sind, die Schuld zu tragen.”
“Mr. Benson und Mr. Lafoy”, sagte Adam nachdenklich. “Es ist bemerkenswert, dass er Männer ausgesucht hat, die aus guter Familie stammen.”
“Ingram ist eitel”, erwiderte Edward. “Die Tatsache, dass sie von seinen Entscheidungen abhängig sind, gibt ihm gewiss ein Gefühl der Überlegenheit.”
“Ich stimme dir zu.”
“Was ist hier gestern Nacht geschehen?”, fragte Edward, während er mit dem Bruder die rauchenden Trümmer der Zollstation hinter sich ließ und den Weg durchs Tal nach Eynhallow einschlug.
Adam blickte über die Schulter, sah, dass man außer Hörweite der Zuschauer war, und erwiderte: “Deine Vermutung hat sich bewahrheitet. Ungefähr vierzig bewaffnete Männer haben erst das Haus und dann Lady Wycherleys Kutsche in Brand gesteckt. Zum Glück war Lady Wycherley nicht mehr im Wagen und weit genug entfernt, denn sonst hätte ich die größten Schwierigkeiten gehabt, sie in Sicherheit zu bringen.”
“Wilcox ist kein Leid geschehen. Er ist unbeschadet bei mir eingetroffen. Ich habe ihm gesagt, er solle, sobald er sich etwas erholt habe, sofort nach Hause gehen. Es wird Lady Wycherley freuen, zu hören, dass ihm nichts passiert ist. Das Erlebnis muss sie ziemlich mitgenommen haben.”
Adam nickte. “Ja, sie wird froh sein, dass ihm kein Haar gekrümmt wurde”, erwiderte er.
“Hat sie dich gefragt, wieso du bei der Zollstation warst?”, erkundigte Edward sich schmunzelnd.
“Ja.”
“Hast du ihr den Grund genannt?”
“Natürlich.”
“Du hast ihr anvertraut, dass du die Aufrührer warnen wolltest?”, fragte Edward alarmiert.
“Sie ist nicht dumm und hatte bereits erraten, dass ich nicht grundlos vor Ort war”, antwortete Adam grinsend.
“Ich habe sie nicht für einfältig gehalten”, äußerte Edward und furchte die Stirn. “Aber die Sache ist gefährlich für sie, Adam. Sie ist Mr. Lafoys Cousine. Je mehr sie weiß, desto riskanter wird die Geschichte für sie.”
“Ihr ist bekannt, dass ich es darauf anlege, Mr. Ingram seiner üblen Machenschaften zu überführen, und auch sie ist daran interessiert. Sie hat nichts für ihn übrig.”
“Wir sind der Frage, wer der Anführer der Aufrührer ist, keinen Schritt näher gekommen, nicht wahr?”, sagte Edward seufzend.
“Nein. Ich weiß über ihn nicht mehr als du, Edward. Uns ist geläufig, dass er sich gebildet ausdrückt und einen Rotfuchs reitet, der meinem ähnlich sieht. Hast du einen Verdacht, wer er sein könnte?”
Bedächtig schüttelte Edward den Kopf.
“Was hast du
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