Sommergeheimnisse 04 - Kurzschluss
einmal tief durch, sprach sich Mut zu und war dann bereit, Quinlan erneut entgegenzutreten. Ich werde dafür sorgen, dass er mir nicht zu nahe kommt, beschloss sie. Mit den Strümpfen in einer Hand und der Taschenlampe in der anderen, kehrte sie zuversichtlich ins Foyer zurück.
Er wartete schon auf sie, räkelte sich lässig in einem Sessel und beobachtete sie doch so angespannt wie ein Tiger seine Beute. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für unser kleines Gespräch“, bestimmte er.
5. KAPITEL
E lizabeths Herz setzte einen Schlag aus. Sie kam sich wie gelähmt vor und ging doch scheinbar ungerührt zu ihrem Sessel, machte es sich bequem, schlug sogar die Beine übereinander und lehnte sich genauso lässig wie Quinlan zurück. „Einverstanden“, sagte sie ruhig.
Er warf ihr wieder diesen abschätzenden Blick zu, als ob er noch entscheiden müsste, wie er sie am besten behandeln sollte. Elizabeth missfiel die Vorstellung, „behandelt“ zu werden, aber sie unterdrückte ihre Verärgerung. Sie wusste, wie unnachgiebig Quinlan sein konnte, wenn man seine Pläne durchkreuzte. Jetzt kam es darauf an, dass sie einen kühlen Kopf bewahrte und sich nicht provozieren ließ.
Quinlan betrachtete sie weiter schweigend, und Elizabeth wusste, was er wollte. Er hatte seine Frage längst gestellt und wartete auf die Antwort.
Es fiel ihr schwer, gelassen zu bleiben. Obwohl sechs Monate vergangen waren, wurde sie immer noch zornig, wenn sie an das dachte, was er ihr angetan hatte. Sie hielt seinen Blick fest und klagte ihn direkt an. „Ich fand den Lebenslauf von mir, den du hast anfertigen lassen.“ Sie betonte jedes Wort. „Du hast hinter meinem Rücken Nachforschungen über mich angestellt.“
„Aha.“ Quinlan musterte sie eingehend. „Das ist es also.“ Dann machte er eine wohlüberlegte Pause. „Natürlich habe ich das getan.“
„Was heißt hier ‚natürlich‘? Du hast hinter mir herspioniert. Du bist unerlaubt in meine Privatsphäre eingedrungen …“
„Und du in meine“, unterbrach er sie nüchtern. „Der Lebenslauf lag nicht offen herum.“
„Das stimmt. Ich habe deinen Schreibtisch durchsucht“, gab Elizabeth zu, ohne zu zögern.
„Warum?“
„Etwas an dir beunruhigte mich, und ich hoffte, ein paar Antworten zu finden.“
„Warum hast du mich nicht selbst gefragt?“ Die Worte klangen messerscharf.
Sie lächelte bitter. „Das habe ich oft getan. Du bist ein Meister darin, Antworten zu umgehen. Ich habe mit dir geschlafen, aber ich weiß eigentlich nichts von dir.“
Quinlan wich dem Vorwurf geschickt mit einer Gegenfrage aus. „Was hat dir an mir nicht gefallen? Ich habe dich körperlich nie bedrängt. Du weißt, dass ich ein eigenes Büro besitze und meinen Beruf engagiert ausübe, dass ich zahlungsfähig bin und nicht auf der Flucht.“
„Das ist typisch für dich“, warf Elizabeth ihm vor. „Du bist äußerst erfinderisch, wenn es darum geht, nichts von dir preiszugeben. Es dauerte eine Weile, bis ich deine Verschleierungstaktik begriff, doch dann fiel mir auf, dass du keine meiner Fragen wirklich beantwortet hast. Stattdessen hast du eigene Fragen gestellt und meine ganz selbstverständlich ignoriert.“
Er musterte sie nachdenklich und meinte dann: „Ich habe kein Interesse daran, über mein Leben zu sprechen. Ich kenne alle Einzelheiten.“
„Das könnte ich von mir auch behaupten“, entgegnete sie zuckersüß. „Ich wollte etwas von dir persönlich wissen, dich besser kennen lernen, und lief immer ins Leere. Trotzdem wäre ich niemals auf die Idee gekommen, jemanden zu bezahlen, damit er hinter dir herspioniert.“
„Es hätte mir nichts ausgemacht“, behauptete Quinlan, weil er wusste, dass sie sowieso nicht viel über ihn herausgefunden hätte. Seine Lebensgeschichte seit dem Highschool-Abschluss war in keinem Staatsarchiv schriftlich niedergelegt.
„Bravo! Mir ist es aber nicht egal.“
„Und das ist alles? Du hast unsere Beziehung abgebrochen, nur weil ich Nachforschungen über dich anstellen ließ? Warum hast du dich nicht beschwert, mich angebrüllt? Wir hätten offen darüber sprechen können. Findest du nicht, dass du die Angelegenheit überbewertet hast?“
Quinlans Frage klang vorwurfsvoll und gleichzeitig ungläubig. Offensichtlich hielt er ihre Reaktion für ziemlich hysterisch und absolut übertrieben.
Elizabeth erstarrte innerlich. Dass ihr eine Schuld zugewiesen wurde, egal, was passiert war und aus welchem Grund, kannte sie allzu gut. Wie
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