Sommergeheimnisse 04 - Kurzschluss
oft war alles nur ihr Fehler gewesen! Sie verdrängte die Erinnerungen. Nie wieder würde sie dulden, dass ihr irgendjemand solche Schuldgefühle vermittelte. Sie war nicht mehr bereit, den Sündenbock zu spielen. Es war ihr schwer genug gefallen, ihre innere Freiheit und ihr Selbstwertgefühl wiederzugewinnen. Sie wusste, dass sie sich Quinlan gegenüber ungeschickt verhalten hatte, aber ihren Entschluss stellte sie nicht in Frage.
„Nein, ich habe die Angelegenheit nicht überbewertet“, entgegnetesie kühl. „Ich hatte mich schon vorher in deiner Gesellschaft unwohl gefühlt. Dass du heimlich Erkundigungen über mich eingezogen hast, war der Auslöser, nicht der einzige Grund für meine Entscheidung.“
„War es so schlimm für dich, dass ich ein paar Fragen nicht beantwortet habe?“ Quinlan wollte sich mit ihrer Erklärung nicht abfinden.
„Unter anderem.“
„Was noch?“
Wer A sagt, muss auch B sagen, dachte Elizabeth und antwortete wahrheitsgetreu. „Zum Beispiel nervte mich deine Angewohnheit, alles bestimmen zu wollen. Du hast meine Einwände oder Vorschläge einfach ignoriert, als ob ich nichts gesagt hätte.“
„Wann denn? Welche?“, fragte er verblüfft und schien allmählich die Geduld zu verlieren. Seine blauen Augen verengten sich und sprühten Blitze. Es überraschte Elizabeth, wie erregt er war.
Sie machte eine unbestimmte Handbewegung. „Fast immer. Ich habe doch keine Liste über jede Einzelheit angelegt.“
„Das erstaunt mich wirklich“, höhnte er.
„Du hast mich fortwährend unterdrückt. Wenn ich einkaufen gehen wollte, musste ich warten, bis du mitgehen konntest. Wenn ich zum Ausgehen eine Jacke anziehen wollte, hast du darauf bestanden, dass ich einen Mantel trage. Du hast sogar versucht, mich zum Wechseln meiner Bank zu überreden!“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Deine jetzige liegt zu weit entfernt. Die, die ich vorschlug, ist besser geeignet.“
„Für wen? Ich bin mit meiner Bank sehr zufrieden, also ist sie auch für mich geeignet, oder?“
„Dann wechselst du sie eben nicht. Wo ist das Problem?“
„Das Problem“, erklärte Elizabeth langsam und wählte dabei ihre Worte sorgfältig, „besteht darin, dass du alle Entscheidungen treffen willst und nicht bereit bist, Aufgaben und Verantwortung zu teilen. Du willst keine Partnerschaft, sondern Alleinherrschaft.“
Gerade hatte er noch bequem in seinem Sessel gelehnt, die langen Beine lässig ausgestreckt, im nächsten Augenblick beugte er sich über sie, die Hände auf die Armlehnen ihres Sessels gestützt. Elizabeth zuckte zusammen, als sie sah, wie wütend er war, aber sie ließ sich nicht einschüchtern. Stattdessen hob sie das Kinn und hielt seinem Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken.
„Ich glaube es einfach nicht!“, rief er laut. „Du hast mich verlassen, weil ich vorschlug, dass du die Bank wechselst?“ Er richtete sich abrupt auf, entfernte sich ein paar Schritte und fuhr sich durchs Haar.
„Nein“, berichtigte Elizabeth ihn hitzig, „ich habe dich verlassen, weil ich nicht will, dass du über mein Leben bestimmst!“ Sie konnte auch nicht mehr stillsitzen und sprang auf. Augenblicklich drehte Quinlan sich um, umschloss ihre Arme und zog sie dicht an sich. Sie spürte seinen Atem und nahm seinen männlichen Duft wahr. Alle ihre Sinne reagierten sofort auf ihn, und doch versteifte sie sich bei seiner Berührung.
„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du schon einmal verheiratet warst?“
Die Frage kam eigentlich nicht unerwartet, dennoch berührte sie Elizabeth unangenehm. Natürlich wusste er dank seiner verwünschten Nachforschungen Bescheid.
„Es ist kein Lieblingsthema von mir“, erwiderte sie kurz angebunden, „aber auch kein Staatsgeheimnis. Ich hätte dir davon erzählt, wenn wir uns besser kennen gelernt hätten. Was erwartest du von mir? Sollte ich dir gleich am ersten Tag unserer Bekanntschaft mein ganzes Leben beichten?“
Quinlan musterte sie eindringlich. Sie standen so dicht voreinander, dass er die kleinste Regung auf ihrem Gesicht bemerkte. Aha, es steckt also doch mehr dahinter, dachte er.
„Wie gut hätten wir uns denn noch kennen lernen müssen?“ Er zwang sich zu einem ruhigen Tonfall. „Wir waren fast immer zu zweit und trafen uns kaum mit anderen Leuten. Wir schliefen zwar nur in der letzten Nacht miteinander, aber vorher gab es mehr als einen intimen Moment.“
„Trotzdem hatte ich Zweifel“, gestand sie ebenso ruhig.
„Vielleicht, das hat
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