Sommergeheimnisse 04 - Kurzschluss
Offen blieb allerdings die Frage, ob es ihr hier nicht besser als in ihrem Apartment ging. Hier konnten jedenfalls keine ungebetenen Gäste hereinschneien.
Die Situation war erheblich problematischer, als sie gedacht hatte. Der weitreichende Stromausfall konnte kaum in ein paar Stunden behoben werden. Die Reparaturarbeiten würden bestimmt über Nacht andauern, und es war durchaus möglich, dass sie morgen um die gleiche Zeit noch eingeschlossen waren.
Elizabeth sah Quinlan an. „Bist du sicher, dass es hier nicht bedrohlich heiß werden kann?“
„Ich kann es nicht beschwören, aber es ist absolut unwahrscheinlich. Wir sind nicht in Gefahr. Wir haben ausreichend Wasser, und das ist entscheidend. Die meisten Leute in der Stadt haben es nicht bequemer als wir, weil es nur wenige Notfall-Generatoren gibt. Wenn uns zu heiß wird, ziehen wir einfach ein paar Kleidungsstücke aus.“
Bei dieser Vorstellung schlug Elizabeths Herz schneller, und sie fing sofort an zu schwitzen. Schmetterlinge tanzten in ihrem Bauch bei dem Gedanken, nackt im Dunkeln neben Tom zu liegen. Bleib vernünftig,beschwor sie sich und erinnerte sich doch mit jeder Faser ihres Körpers an das Vergnügen, mit Quinlan zu schlafen. Sie drehte sich abrupt um, weil er ihre Gedanken nicht lesen sollte, und spähte wieder durch die Glastüren. Da fiel ihr etwas Wichtiges ein, und sie wechselte dankbar das Thema.
„Kann man uns von draußen sehen, wenn es dunkel wird und wir die Taschenlampe anschalten? Oder bieten die getönten Scheiben nachts auch Sichtschutz?“
„Wer ganz genau hinschaut, wird ein Licht erkennen, aber keine Einzelheiten“, sagte Quinlan. „Niemand wird uns wirklich sehen.“
Die Möglichkeit allein reichte Elizabeth. Zunächst hatte sie die Sitzgruppe neben dem Haupteingang ausgewählt, um sich dort niederzulassen, jetzt suchte sie nach einem weniger auffälligen Ort. Im Foyer gab es mehrere bequeme Sitzgruppen. Elizabeth entschied sich für eine in der Mitte des Raumes. Eine Reihe dichter Pflanzen, die bis an die Hüfte reichten, schuf die Atmosphäre einer kleinen Laube, und man konnte sich halbwegs ungestört fühlen. Außerdem war der Weg zu den Waschräumen und Toiletten kürzer.
Elizabeth breitete ihren Proviant auf einem niedrigen Tischchen aus, während Quinlan ein paar Sessel beiseite schob, um Platz zu schaffen. Dann sammelte er genügend Polsterkissen von den anderen Sitzgruppen, um daraus später Betten bauen zu können, und stapelte sie in Reichweite. Elizabeth warf einen verstohlenen Blick auf die Kissen. Sie bezweifelte, dass sie in Quinlans Nähe überhaupt ein Auge zutun könnte. Außerdem war es bestimmt nicht klug, einzuschlafen, selbst wenn es ihr gelingen sollte.
Sie sah Tom an und zuckte ertappt zusammen. Er beobachtete sie unverhohlen und wandte den Blick nicht von ihr, als er langsam seine Krawatte aufknotete und ablegte, dann sein Hemd bis zum Bauchnabel aufknöpfte und die Hemdsärmel aufrollte. Was er tat, war angesichts der Temperaturen praktisch und eigentlich harmlos, aber der Anblick seiner muskulösen, leicht behaarten Brust erweckte Gefühle in Elizabeth, die mit gesundem Menschenverstand nichts mehr zu tun hatten.
„Warum ziehst du nicht die Strumpfhose aus?“, schlug er sanft vor. „Sie muss bei der Hitze furchtbar störend sein.“
Er hatte Recht. Elizabeth zögerte, obwohl ihr eigentlich klar war, dass die Seidenstrumpfhose sie sowieso nicht vor ihm schützte. Daskonnte nur sie selbst. Quinlan war kein Mann, der bei Frauen Gewalt anwendete. Wenn sie Nein sagte, würde er sie niemals zwingen. Davor hatte sie nie Angst gehabt, sie fürchtete sich nur, in seinen Armen willenlos dahinzuschmelzen. Das war einer der Gründe, warum sie ihm in den vergangenen sechs Monaten aus dem Weg gegangen war.
Wenn sie also die Strumpfhose anbehielt, würde ihn das nicht daran hindern, mit ihr zu schlafen, falls sie nicht entschlossen Nein sagte. Andererseits ging sie ohne die lästigen Strümpfe kein Risiko ein, solange sie die Selbstbeherrschung nicht verlor.
Elizabeth nahm eine Taschenlampe, ging in den Waschraum und legte sie auf ein Waschbecken. Die Luft in dem Raum war stickig. Eilig zog sie die Strumpfhose aus und fühlte sich sofort besser. Sie drehte den Wasserhahn auf und ließ kaltes Wasser über ihre Handgelenke laufen. Die erprobte Methode der Abkühlung half sofort. Danach befeuchtete sie ein Papierhandtuch und tupfte ihr Gesicht ab. Das war herrlich erfrischend.
Sie atmete noch
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