Sommergeheimnisse 04 - Kurzschluss
Alles, was er zu sagen hatte, würde in ihren Ohren wie eine dreiste Lüge klingen. So kam er nicht weiter.
„Ich liebe dich.“
Eigentlich wusste er das seit Monaten. Schon kurz, nachdem er Elizabeth kennen gelernt hatte, war es ihm klar geworden, aber seit sehr langer Zeit hatte er diese Worte nicht mehr laut ausgesprochen. Oh, er hatte sie während seiner Ehe gesagt, am Anfang. Es war ihm leicht gefallen, denn es hatte dazugehört. Jetzt wusste er, dass es ihm damals so leicht gefallen war, weil es nicht der Wahrheit entsprochen hatte. Wenn etwas wirklich von Bedeutung war, brachte man es viel schwerer über die Lippen.
Elizabeth nickte. Es war inzwischen so dunkel, dass Quinlan nur die Bewegung sah, nicht ihren Gesichtsausdruck. „Ich glaube dir“, antwortete sie.
„Und trotzdem kannst du mir nicht vertrauen.“
„Wenn mich jemand vor einer echten Gefahr beschützen müsste, würde ich niemandem mehr vertrauen als dir. Aber im normalen Alltagsleben habe ich Angst davor, eine so enge Beziehung einzugehen. Nie wieder soll jemand einen solchen Einfluss auf mich ausüben können.“
Quinlan wich aus. „Wir könnten uns dennoch weitertreffen“, schlug er vorsichtig vor. „Ich weiß, dass ich zu ungeduldig war. Ich werde mich zurückhalten und dich zu nichts verpflichten.“
„Das ist nicht fair dir gegenüber. Du willst heiraten.“
„Ich will dich“, sagte er offen, „egal, ob mit oder ohne Trauschein. Wir ergänzen uns ideal im Bett und verstehen uns auch sonst sehr gut. Wir haben viel Spaß miteinander. Das können wir auch haben, ohne zu heiraten, wenn dir das lieber ist.“
„Willst du eine Affäre?“, fragte Elizabeth und zwang ihn zu einer ehrlichen Antwort.
„Nein. Ich will alles“, gestand Quinlan, „den Ring, die Kinder und was noch dazugehört. Wenn ich aber nur eine Affäre haben kann, begnüge ich mich damit. Was sagst du dazu?“
Elizabeth schwieg ziemlich lange und dachte nach. Zuletzt seufzte sie und sagte: „Es wäre dumm von mir, jetzt eine Entscheidung zu treffen. Wir sind nicht unter normalen Umständen hier. Wenn das Stromnetz wieder funktioniert und das Leben seinen gewöhnlichen Gang geht, werde ich mich entscheiden.“
Quinlan hatte schon immer gewusst, wann es besser war, zurückzustecken. „Immerhin bleibt mir diese Nacht“, sagte er bedeutungsvoll. „Und ich habe nicht vor, auch nur eine einzige Minute zu verschwenden.“
8. KAPITEL
E s war wie bei ihrem ersten Zusammensein, nur liebten sie sich viel intensiver, bis Elizabeth vor Entzücken aufschrie und alle Bedenken vergaß. Die Dunkelheit umgab sie wie eine Schutzhülle, die alles andere von ihnen fernhielt. Zeit und Begrenzungen spielten keine Rolle mehr, alles wurde möglich. Die Stunden erschienen endlos ohne Uhr und die anderen Hilfsmittel der Zivilisation. Auf der Straße draußen blieb es dunkel und ruhig. Weder Quinlan noch Elizabeth schalteten das Radio ein, weil sie von der Außenwelt gar nichts wissen wollten.
Es war noch immer zu heiß, um schlafen zu können, obwohl die hohe Decke die Hitze etwas milderte. Sie lagen nackt auf den Polsterkissen und unterhielten sich leise. Quinlan nahm die Hände nicht von ihrem Körper, und Elizabeth verdrängte alle Zweifel in dieser zauberhaften Nacht. Sie wurde schläfrig, aber jeder Gedanke an Schlaf verflog sofort, wenn Tom sich in der schwülen Dunkelheit über sie beugte, auf eine sinnliche Entdeckungsreise ging und sie bis zur Ekstase reizte. Sein Liebesspiel war so heiß wie die Nacht. In der Dunkelheit verlor Elizabeth alle Hemmungen. Sie gewährte ihm sämtliche Freiheiten und kostete seine Liebeskünste voll aus. Nicht ein Millimeter ihrer beider Körper blieb unerforscht.
Dann wurde es Tag, und die Sonne ließ die Temperaturen steigen. Die Stromzufuhr blieb weiter unterbrochen. Elizabeth wusste, dass niemand durch die getönten Glasscheiben hineinschauen konnte und war froh, dass sie ihr gemütliches Lager nicht verlassen mussten. Sie tranken Wasser und aßen, und schließlich bestand Elizabeth darauf, sich frisch zu machen. Quinlan konnte es kaum erwarten, bis sie zurückkam. Wurde dieser Mann denn niemals müde?
Plötzlich hörte sie Stimmen und erstarrte, voller Angst, dass jemand sie nackt im Waschraum überraschen könnte. Funktionierte die Stromzufuhr wieder? Unmöglich, denn im Waschraum blieb es dunkel. Oder hatte der Pförtner einfach nur die Beleuchtung ausgeschaltet, bevor er das Gebäude verließ? Elizabeth war bisher nicht auf die
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