Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen
mal: Es geht mir nicht um die allgemeine Gästeregelung. Es geht mir darum, Rücksicht zu nehmen und daran zu denken, dass wir recht viele Leute draußen sind und ALLE eine Meinung haben, die ernst genommen werden muss. Ich verstehe auch nicht, was so schlimm daran sein soll, den Freunden zu sagen, dass man das vorher noch mit den Mitbewohnern abklären muss – meine Freunde finden das in keinster Weise merkwürdig.
Diese kategorische Verweigerung, auch mal eine andere Meinung zum Thema ernst zu nehmen, macht mich traurig und nachdenklich. Wenn wir es nicht schaffen, Rücksicht aufeinander zu nehmen da draußen, sodass alle ihren Platz finden, werden wir als Gruppe zerbrechen.
Ylva
Absender: Jana Gabler.
Uhrzeit: 8:19.
Betreff: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Besuch
Hallo zusammen,
will mich doch auch noch mal äußern. Ich meine, es geht wie so oft im Leben nicht um das »Was«, sondern um das »Wie«. Der konkrete Fall scheint mir aber auf einem Missverständnis zu beruhen. Elke und Jörg haben sich was dabei gedacht, als sie ihre Freunde fragten – sie nahmen an, es sei wegen der Müßiggang-Party niemand draußen. Dummerweise war dem nicht ganz so, was aber nichtsdestotrotz noch kein Platzproblem ausgelöst hätte. So weit, so unproblematisch – wenn da nicht ein paar alte Verletzungen gepaart mit einem unguten Gefühl in Teilen der Gruppe wären, dass es einen Unterschied macht, ob ich zwei Leute mitbringe oder es zu einer Reisegruppe anwächst, was ich auch so sehe – unabhängig vom Kinderanteil übrigens.
Mein Plädoyer wäre, dabei zu bleiben, jeglichen Besuch möglichst rechtzeitig anzukündigen, und wenn sich abzeichnet, dass es mehr Leute werden, vorher noch mal im Kollektiv abzuchecken, ob das hinhaut. Könnte ja auch mal sein, dass andere dasselbe planen und das Haus dann aus allen Nähten platzt.
Ich will vor allem, dass sowohl Elke und Jörg als auch die anderen inklusive Ylva sich wohlfühlen und wir als die wunderbare Weidenhof-Chaoten-Truppe erhalten bleiben.
Hasta la vista
Jana
Absender: Jörg Schönberger.
Uhrzeit: 10:41.
Betreff: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Besuch
Danke für die Vermittlung, Jana!
@ Ylva: Ich hätte kein Problem mit Deiner Musikerhorde, sofern die Lautstärke kinderschlafkompatibel wäre. Im Gegenteil … fänd ich super!
GIB MOTTEK
Simone konnte jedes Mal aufs Neue in Begeisterungsstürme darüber ausbrechen, dass es Putzfrau Doreen auch nach der größten Besucherinvasion jeden Dienstag gelang, innerhalb von vier Stunden das Chaos vom Wochenende zu beheben und den gesamten Weidenhof wieder zu picobellieren. Entrüstet war Simone nur, als sie erfuhr, wie wenig Geld das zierliche Persönchen für diese Herkulesaufgabe bekam: fünf Euro die Stunde – oder umgerechnet in den gängigen Alltagsindex: »Das sind ja gerade mal zwei Tassen Milchkaffee.« Simones Forderung nach einer Lohnanhebung für Doreen ließ nicht lange auf sich warten. Immerhin teilten wir diesen Lohn durch zwölf Parteien, appellierte sie. Wir sollten uns mal nicht so haben.
Unsere Vollversammlungen liefen für gewöhnlich so ab, dass erst einmal opulent aufgetischt, gegessen und anschließend die Kinder ins Bett gebracht wurden, damit die Diskussion dann so gegen 22 Uhr beginnen konnte. Wir legten also exakt in dem Moment los, wenn die meisten Teilnehmer gerade ins tiefste Essenskoma fielen. Doch das Thema Doreen brachte bei dieser Herbstvollversammlung zumindest Simone schnell wieder auf Betriebstemperatur – und in der Folge auch Konrad. Er begrüßte diese Gelegenheiten, uns am lebenden Objekt eine volkswirtschaftliche Lektion erteilen zu können. Als Graf Zahl dozierte er, dass fünf Euro aus gutem Grund der Durchschnittslohn von Reinigungskräften in dieser Region sei, weil die fünf Euro sich in das hiesige Gefüge von Angebot und Kaufkraft sinnvoll einfügten. Es gebe nur Scherereien, wenn irgendwelche Gutmenschen meinten, von diesem Mittelwert abweichen zu müssen. Den Neid, das Gerede und die Missgunst im Dorf wolle er nicht erleben, sagte er. Darüber hinaus nutzte Konrad das Momentum von Simones eindeutig gegen ihn und seinen Wirtschaftsliberalismus gemünzten Attacke sogleich, um die Angreiferin mit einem rhetorischen Judogriff rückwärts auf die Matte fliegen zu lassen: »By the way, wir haben hier im Dorf inzwischen den Status von Quasiunternehmern. Damit geht doch, was meines Erachtens viel wichtiger ist, eine gewisse soziale Verantwortung für unser
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