Sommerküsse voller Sehnsucht
gedehnt.
Sarah lächelte. Hugo war einer der besten Fotografen, die sie kannte. Sie frotzelten ständig herum, aber sie legte größten Wert darauf, ihm nicht näherzukommen und ihr Verhältnis rein professionell zu halten.
»Anscheinend haben wir beide die Jahreszeiten ein bisschen durcheinandergebracht.«
»Hauptsache, wir haben den richtigen Tag erwischt. Perfekt, oder?«
Sarah nickte. »Du wirst noch begeisterter sein, wenn du erst die Braut siehst. Sie ist wunderschön.«
»Wie steht’s mit den Brautjungfern?«
»Zwei süße kleine … na ja, Engelchen nennen wir sie erst, wenn wir wissen, wie sie sich benehmen. Und ein großes, um die zwei kleinen in Schach zu halten. Traumhafte Kleider.«
»Und die Familien? Irgendwelche Besonderheiten? Wie sieht es mit den Eltern des Brautpaars aus? Ehen noch intakt?«
»Ja. Bei manchen Leuten scheinen die Beziehungen zu funktionieren.« Sie lächelte und tat, als scherzte sie.
Hugo grinste. »Glaubst du etwa nicht an die Liebe fürs Leben?«
»Nicht wirklich. Deshalb finde ich ja auch, dass die Hochzeit so rauschend wie möglich sein muss.« Sie zeigte auf die perfekte Szenerie um sie herum. »Es könnte irgendwann die einzige schöne Erinnerung sein.«
Hugo betrachtete den Tau, der sich auf seinen frisch polierten Schuhen gesammelt hatte. »Wenn die Leute, die dich engagieren, wüssten, dass du so denkst …«
»Das brauchen sie ja nicht zu wissen. Für sie ist nur wichtig, dass ich ihnen eine romantische Location besorge und einen Fotografen, der sich darum kümmert, dass alle gut aussehen.«
Er lachte. »Also, gibt es etwas, was ich wissen muss?«
Sarah überlegte kurz. »Eigentlich nicht. Die Brautmutter hat eine Menge Energie in die Vorbereitungen gesteckt und ist nun sehr darauf bedacht, dass nichts schiefläuft. Ein klassischer Fall also. Ich bin sicher, sie wird deinem Charme sofort erliegen.«
Sarah verstand nie, wieso sie die Einzige war, die genau wusste, dass Hugos Charme eine wesentliche Voraussetzung für seinen Erfolg war. Aber sie musste gestehen, dass sie für eine Hochzeitsplanerin verdammt abgeklärt war. Aus gutem Grund. Sie machte diesen Job erst seit ein paar Jahren, und schon zwei der von ihr so perfekt organisierten Hochzeiten hatten auf direktem Weg zur Scheidung geführt. Eine sogar schon acht Monate, nachdem das strahlende Paar in einer Wolke aus getrockneten Rittersporn-Blüten in die Flitterwochen gestartet war. Fünf von den sechs Mädels aus ihrer Schulklasse, die in der Sekunde, als sie fünfundzwanzig geworden waren, geheiratet hatten, lebten inzwischen wieder getrennt. Und dann war da noch das Ehe-Debakel ihrer Schwester – von ihrem eigenen gebrochenen Herzen, das inzwischen etwas genesen, aber noch längst nicht geheilt war, ganz zu schweigen (was sie auch vorzugsweise tat). Kein Wunder, dass Sarah fand, lebenslanges Glück sei die seltene Ausnahme von der Regel.
»Tja, dann werde ich mich mal ein wenig umschauen.« Hugo schien von Sarahs Gedanken nichts zu ahnen. »Mal sehen, ob ich einen schönen Hintergrund für ein paar intimere Aufnahmen finde.«
Sarah verdrehte die Augen. »Versuch bitte, Grasflecken auf den Kleidern zu vermeiden! Das gibt jedes Mal Theater!«
Er nickte, doch sein Blick gab ihr zu verstehen, dass er ihre Bitte zwar vernommen hatte, ihr aber nicht unbedingt nachkommen würde.
»Bei dir beklagt sich ja niemand.«
»Weil ich nun mal der Beste bin«, antwortete er ungerührt.
Und weil das so war und sie beide das wussten, gab sie sich geschlagen. »Ich fahre jetzt zurück zum Hotel, vergewissere mich, dass alle da sind, die da sein sollen, und verscheuche die, die dort nichts zu suchen haben.« Sie runzelte die Stirn. »Ich bin immer noch nicht sicher, ob es nicht besser gewesen wäre, den Empfang bei der Braut zu Hause zu machen. Es ist traumhaft dort. Doch es war ihnen zu viel Aufwand, deshalb wollten sie lieber ins Hotel. Das Hotel ist natürlich auch super. Aber was das alles kostet!« Sarah hob die Hände. »So, ich muss los.«
Sie wandte sich ab und spürte Hugos Blick im Rücken. Hoffentlich verlangte er auf der Jagd nach dem perfekten Foto von den Brautjungfern nicht, sich an bemooste Grabsteine zu lehnen und sich die Kleider auf ewig zu ruinieren! Sarah seufzte. Normalerweise gelang es ihr eigentlich ganz gut, Leute dazu zu bringen, das zu tun, was sie wollte. Bloß bei Hugo hatte sie immer das Gefühl, auf taube Ohren zu stoßen.
Auf dem Weg zu ihrem Auto überlegte sie, ob Ashlyn zu
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