Sommerküsse voller Sehnsucht
den Bräuten gehörte, die den Champagner schon vor der Hochzeit öffneten und aus dem Vormittag, der eigentlich der Vorbereitung diente, einfach eine Fortsetzung der Junggesellinnenabschiedsparty machten. Aber vermutlich würde ihre Mutter das verhindern. Ein Glas für jede nach dem Frisieren und Schminken, das war genug!
Als Sarah ins Hotel kam, bahnte sich gerade eine Tragödie an. Alle waren wie gelähmt, anstatt sich darum zu kümmern, die Braut anzuziehen.
Ashlyn saß in Chemise, French Knickers und Strümpfen am Ankleidetisch. In der Hand hielt sie ein Handy, Zornestränen brachten die falsche Art von Glanz in ihre Augen. Elsa, die Schneiderin, die darauf wartete, ihr in das Kleid zu helfen, das im Moment noch an der Tür hing, betrachtete ausgiebig ihre Fingernägel und zupfte sich Flusen von ihrer schwarzen Hose.
Auch Bron, die für Haare und Make-up zuständig war, hatte sich zurückgezogen. Ashlyns lange Haare waren zur Hälfte hochgesteckt, die andere Hälfte hing herab, und mit ihrem hektischen SMS-Getippe hatte sie fast ihre French-Maniküre ruiniert. Das Make-up musste ohnehin erneuert werden.
»Was ist los?«, fragte Sarah erschrocken. Offenbar spielte sich vor ihren Augen gerade ein Drama ab.
Eine Sekunde war es totenstill, dann zischte die Braut: »Meine verfickte Brautjungfer hat mich sitzengelassen.«
Der Schock breitete sich im Raum aus wie Staub nach einer Explosion. Sarah hatte Ashlyn noch nie so ein Wort in den Mund nehmen hören. Nach kurzem Überlegen fand sie, dass es zutreffend war.
»Oh nein!« Sarah schloss die Augen und fragte sich, wie um alles in der Welt zwei niedliche Dreijährige ohne eine sie begleitende erwachsene Brautjungfer zurechtkommen sollten.
»Oh doch!« Ashlyn entblößte ihre frisch gebleichten Zähne. »Sie findet ein Wochenende mit ihrem neuen Lover spannender als die Hochzeit ihrer besten Freundin!«
»Das ist so mies«, murmelte Bron und grübelte, wann sie wohl mit ihrer Frisur weitermachen konnte.
»Dieser Kuh habe ich ein Wellness-Wochenende im Barnstable Spa spendiert! Das hat ein Vermögen gekostet!«, ereiferte Ashlyn sich weiter. »Und das Kleid hat Mummy ihr auch bezahlt!« Elsa, die außerdem für die Outfits der Brautjungfern zuständig war, zuckte zusammen. »Na, wenigstens kann ich ihr hässliches Hochzeitsgeschenk jetzt gegen was Anständiges umtauschen.« Triumphierend sah Ashlyn in die Runde.
Bron witterte eine Chance. Vorsichtig näherte sie sich mit Kamm und Haarnadeln, um ihr alle Schwerkraft negierendes Werk an Ashlyns superglatten Haaren fortzusetzen. Elsa entspannte sich ebenfalls etwas, und Sarah sagte: »Wir kommen auch ohne sie wunderbar klar. Poppy ist sicher in der Lage, dir am Altar den Blumenstrauß abzunehmen. Wir bitten einfach deine Schwägerin, ihn dann von ihr zu übernehmen. Mach dir keine Sorgen.«
Ashlyn seufzte tief. »Ich hätte wissen müssen, dass man sich nicht auf sie verlassen kann. Als wir klein waren, hat sie sich mal auf mein Meerschweinchen gesetzt. Das habe ich ihr nie verziehen.«
Nach einer kurzen Schweigesekunde zu Ehren des toten Meerschweinchens räusperte Bron sich. »Also, wenn ich dann mit deinen Haaren weitermachen könnte … Wir haben schließlich nicht den ganzen Tag Zeit.« Sie lachte krampfhaft, und Sarah fragte sich, ob ihre Augen heute Morgen ein wenig geschwollen aussahen. Aber vielleicht bildete sie sich das nur ein.
Elsa hörte auf, an ihrer Hose herumzuzupfen, und wartete geduldig darauf, dass ihre Nähkünste zum Einsatz kamen. Ashlyns Mutter hatte auf ihrer Anwesenheit bestanden, damit sie notfalls noch einmal Hand an das Kleid der Haupt-Brautjungfer legen konnte, denn sie war auch zur letzten Anprobe nicht erschienen. Wie es jetzt aussah, würde Elsa wahrscheinlich nur gebraucht werden, um die Häkchen an Ashlyns Kleid zu schließen und sie davon zu überzeugen, dass das Brautkleid viel besser fiel, wenn sie statt der French Knickers, die sie sich extra für diesen Tag gekauft hatte, gar nichts darunter trug. Alternativ hatte sie einen String-Tanga in der Tasche.
In diesem Augenblick flog die Tür auf. Die Brautmutter kam herein. »Alles in Ordnung, Darling?«
Wieder war es totenstill. Niemand wollte Überbringerin der Botschaft sein, die der Brautmutter den Freudentag ruinieren würde. Schließlich wagte es Ashlyn. »Fulvia hat abgesagt. Sie wollte lieber mit ihrem Freund nach Paris fahren.«
Mrs. Lennox-Featherstone schrie. Nicht sehr laut, aber es reichte, um ihren Ehemann zu
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