Sommerküsse voller Sehnsucht
durchsetzungsfähig zu sein.
»Das soll fürs Erste reichen«, verkündete Hugo, und alle entspannten sich. Dann schoss er noch ein Foto.
»Mist!« schimpfte Ashlyn. »Ich hatte gerade den Mund weit auf.«
»Aber Sie haben doch wunderschöne Zähne. So, jetzt geht’s zum Empfang. Dort werde ich Sie alle noch mal zum Foto bitten.«
Elsa sah, dass Ashlyn ein süßes Schmollmündchen aufsetzte, und wünschte sich, sie könnte das auch. Aber offenbar war das eine Fähigkeit, die einem angeboren sein musste.
»Kommen Sie.« Laurence ergriff ihren Arm. »Ich nehme Sie mit zum Empfang.«
»Sie müssen sich doch bestimmt um jemand anderes kümmern«, wehrte Elsa ab. »Schließlich bin ich nur unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hier.«
»Keineswegs. Ich bin für Sie zuständig. Glauben Sie mir«, beharrte er, als sie immer noch zögerte. »Ich war schon häufig Trauzeuge.«
»Tatsächlich?« Sie sah ihn interessiert an. »Wie kommt das denn? Haben Sie so viele Freunde?«
»Überhaupt nicht. Aber ich trinke nie, deshalb überreden die Bräute ihre Männer immer, mich als Trauzeugen zu nehmen. Denn ich verliere garantiert keine Ringe, mache den Bräutigam am Vorabend der Hochzeit nicht betrunken oder, noch wichtiger, fessele ihn nicht splitternackt an einen Laternenpfahl.«
Elsa kicherte. »Und wahrscheinlich verdrehen Sie auch den Brautjungfern nicht den Kopf, oder?«
Er lachte. »Das ist den Bräuten nicht so wichtig. Ganz im Gegenteil. Denn das würde ja bedeuten, dass der Bräutigam das nicht tun muss.«
»Das heißt dann also, dass ich in Ihrem Auto nicht sicher bin?«
»Sie sind völlig sicher. Man nennt mich auch ›Laurence, den Zuverlässigen‹.«
»Na, das ist ja nett.«
»Nein, ist es nicht. Es ist stinklangweilig. Aber so ist es nun mal. Also, sollen wir gehen?«
Als Elsa Laurences Auto sah, fragte sie sich, ob die Bezeichnung wirklich zutreffend war. Es war ein klappriger alter Morgan, in dem Laurence schon allein kaum Platz hatte, geschweige denn Elsa und ihr Kleid.
»Ich glaube, ich nehme doch lieber ein Taxi«, meinte sie.
»Kommt nicht infrage. Ich habe große Erfahrung darin, solche Sahnetorten-Kleider in mein Auto zu quetschen.«
»Das ist kein Sahnetorten-Kleid«, protestierte Elsa. »Es ist ein wunderschönes, elegantes Kleid, das dazu noch ein Vermögen gekostet hat.«
»Mein Auto auch. Vertrauen Sie mir.«
Elsa folgte seinen Anweisungen und stellte zu ihrem Erstaunen fest, dass sie und ihr Kleid tatsächlich perfekt in den Morgan passten.
»Sie scheinen ja wirklich sehr geübt zu sein«, sagte sie und achtete darauf, dass der teure Stoff ja nicht in der Tür hängen blieb.
»Und ob. Sie glauben gar nicht, wie oft ich bei solchen Gelegenheiten schon den ganzen Pulk alter Tanten nach Hause gefahren habe.«
»Ist ›Pulk‹ der richtige Sammelbegriff für alte Tanten?«
»In einem ganz bestimmten Fall ja. Ich musste sie damals sturzbetrunken zum Bahnhof bringen. Kein sehr erbauliches Erlebnis, glauben Sie mir.«
Elsa lachte. »Sie sollten einen Beruf daraus machen. Sarah – das ist die Hochzeitsplanerin – kann Ihnen sicher einen Job besorgen.«
Laurences Blick machte deutlich, dass er das für keine sehr gute Idee hielt. Er startete den Wagen. »Ich habe noch ein anderes Leben, wissen Sie.«
»Oh, tut mir leid, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.«
»Schon gut, das weiß ich ja. Aber die Vorstellung, das hier für Leute zu machen, die ich gar nicht kenne, ist ein Albtraum.«
»Oh.« Elsa hatte plötzlich das Gefühl, eine Belastung für ihn zu sein.
Laurence schaute kurz über die Schulter, ehe er auf die Straße bog. Dann tätschelte er ihr Knie. »Keine Sorge. Ich bin nicht so gutmütig, wie die meisten Leute denken. Ich tue nichts, was ich nicht tun möchte.«
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Kapitel 3
A lso.« Ashlyn schaute erwartungsvoll in die Runde, als schließlich alle in der großzügigen Lobby des Hotels versammelt waren. »Wer geht mit mir aufs Klo?«
Sarah sah Elsa an. In ihrer kurzen, aber intensiven Karriere als Hochzeitsplanerin war diese Frage bisher noch nicht aufgetaucht. Manchmal kam es ihr zwar so vor, als verlangten ihre Kundinnen die absurdesten Dinge von ihr, doch so weit war noch keine gegangen. »Das ist definitiv Aufgabe der Brautjungfer.«
»Aber …« Elsa sah sich Hilfe suchend nach Laurence um. Er war nirgends zu entdecken. Wahrscheinlich war er gerade in der Herrentoilette, wo ihn die Vorstellung
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