Sommerküsse voller Sehnsucht
von einer meterlangen Tüllschleppe nicht im Geringsten belastete.
»Ich würde das natürlich auch machen«, meinte Mrs. Lennox-Featherstone, »aber gleich kommen ungefähr eine Million Gäste, um die ich mich kümmern muss. Gott, da sind schon die ersten«, murmelte sie. »Ich hatte gehofft, wir hätten mindestens fünfzehn Minuten Vorsprung. Ah, Daphne, wie schön, dass du da bist. Was für ein entzückender Hut! Die Braut muss sich noch mal schnell die Nase pudern, ehe sie euch begrüßen kann.«
»Tja, ich darf ja leider nicht auf die Damentoilette«, meinte Bobby und spielte mit den Handschuhen, die zu seinem geliehenen Outfit gehörten. Die Brautmutter hatte nämlich darauf bestanden, dass alle Männer Cuts trugen. »Ich würde dir liebend gern das Kleid hochhalten.«
»Du meine Güte! Ich platze gleich!« Ashlyn raffte ihre Röcke und rannte in Richtung Damentoilette. Elsa, die das Kleid jeden Abend nach der Arbeit sorgfältig abgedeckt hatte und nicht mit ansehen konnte, wie es jetzt über einen schmutzigen Fußboden schleifte, lief hinter ihr her. Dazu musste sie Fulvias Schuhe ausziehen, die ihr mindestens zwei Nummern zu groß waren, und ihre eigene kürzere Schleppe hochhalten.
Sarah griff nach Elsas Schuhen und lief ebenfalls hinterher. Ihr war inzwischen klar geworden, dass es eigentlich nicht Elsas Aufgabe war, Ashlyn den Rock hochzuhalten, während die ihr Geschäft verrichtete. Es wäre etwas anderes, wenn Elsa tatsächlich die Brautjungfer gewesen wäre, aber sie hatte ihnen schließlich nur aus der Patsche geholfen und verdiente jetzt Unterstützung.
Auf der Damentoilette fackelte Ashlyn nicht lange. Sie warf einen kurzen Blick in die extrem enge Kabine. »Hier, fang auf!«, rief sie. »Häng sie einfach über die Wand zur nächsten Kabine. Ich verstehe nicht, wieso diese Klos so winzig sind. Sie haben hier doch ständig Hochzeiten. Ich werde mich beschweren.«
Sarah hoffte nur, dass sie nicht von ihr verlangte, einen höflichen Brief an die Hotelleitung zu schreiben und zu erklären, dass die Ausmaße der Toilettenzellen es den Bräuten kaum möglich mache, sich zu erleichtern. Sie dachte kurz nach.
»Elsa, ich klettere nebenan aufs Klo, dann kannst du mir die Schleppe rübergeben, damit wir sie über die Abtrennung hängen können.«
Elsa quetschte sich zu Ashlyn in die Zelle, dann zerrten sie die Schleppe gemeinsam nach oben. »Gut, dass ich nicht vorher gewusst habe, welch entwürdigende Prozedur meiner Kreation bevorsteht«, seufzte sie.
»Was?«, fragten die anderen. Sarah wollte sich gerade umdrehen, und Ashlyn wollte ihren String runterziehen. Beide sahen Elsa überrascht an.
»Na ja, ich habe einfach noch nie darüber nachgedacht, dass man in so einem Kleid auch pinkeln oder sich in altertümliche Sportwagen quetschen muss.«
Ashlyn kicherte. »Hat Laurence dich in seinem Morgan mitgenommen? Netter Typ, oder? Auf den ersten Blick keine Schönheit, aber supersüß. Könnt ihr jetzt mal weggucken, Mädels? Ich glaube, die Tür kriege ich nämlich nicht mehr zu.«
»Ich finde, du solltest …«, begann Sarah.
»Zu spät«, rief Ashlyn. »Ah, jetzt geht’s mir besser.«
»Ich habe dich vor dem Champagner gewarnt«, meinte Sarah und hielt den Blick abgewandt.
»Das war nicht der Champagner.« Mit einem Flitschen zog Ashlyn ihren String wieder hoch. »Es war das Wasser, zu dem du mich anschließend gezwungen hast, damit ich keinen Kater kriege. So, jetzt lasst uns zu den anderen zurückgehen.«
»Äh, Moment noch«, rief Elsa. »Ich muss auch mal, und meine Schleppe ist auch ganz schön lang. Jetzt, da wir die Technik einmal draufhaben … Ich verspreche euch auch, dass ich die Tür schließe«, fügte sie hinzu.
Einige Stunden später saß Elsa am Tisch des Brautpaars und fühlte sich ein wenig beruhigt. Sie hatte Laurence, dem Trauzeugen, in groben Zügen die Wahrheit gestanden, die Brauteltern kannten sie sowieso, und den Eltern des Bräutigams war sie gleichgültig. Die Reden waren fast vorbei, und die Anspannung legte sich allmählich.
»Das war eine schöne Rede«, lobte sie, als Laurence sich wieder hinsetzte. »Du warst kein bisschen nervös.«
»Tja, nach den ersten paar Hochzeiten gewöhnt man sich daran, dass alle Leute einen anstarren«, antwortete er und füllte ihr Glas auf. Für jemand, der keinen Alkohol trank, war er ziemlich geschickt mit der Weinflasche.
Elsa dachte kurz nach. »Ist das so? Ich glaube, ich würde mich nie daran gewöhnen. Dabei sagt meine
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