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Sommerkuesse

Titel: Sommerkuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Ryan
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zugetraut, dass ich mich ganz allein um sie kümmern kann, aber ich hab alle Hundebücher aus unserer Leihbücherei gelesen und mir alles Wichtige rausgeschrieben. Ich hab die beiden sogar jeden Tag gemessen und gewogen und darüber Buch geführt. Und ich hab ihnen beigebracht, stubenrein zu sein und an der Leine zu laufen … ach, ich vermisse sie so!«
    Ihre Stimme klingt so sehnsüchtig, dass sogar ich die beiden vermisse, obwohl ich sie ja bloß von den Fotos kenne und Hunde eigentlich noch nie ausstehen konnte.
    »Im Ernst? Das hast du alles gemacht? Du wärst bestimmt eine geniale Tierärztin«, sage ich.
    Battle guckt so verblüfft, dass ich beinahe loslache. »Genau das will ich ja auch werden«, sagt sie leise.

14. Juli, morgens 6:30 Uhr, bei mir
    feldbeobachtungen:
    als ich gestern abend aus battles zimmer kam, ging draußen im gang gerade ein mädchen vorbei, das ich nicht kenne. sie hat mich angestarrt wie ein monster mit drei köpfen und ist richtig weggelaufen, als hätte sie angst, ich könnte gleich feuer spucken oder so was.
    andererseits: die gruftikrähe (die, die mich am ersten tag so blöd angemacht hat, nur weil ich ihr kleid schön fand) hat
gesehen, wie ich und battle uns an den händen hielten, und hat gelächelt – als sie meinen blick sah, guckte sie aber gleich wieder mürrisch.
    für alex und ben aus meinem archäologiekurs bin ich auch ein dreiköpfiges ungeheuer, aber mir geht’s umgekehrt mit ihnen genauso – schon vom ersten tag an.
    ich hab angefangen zu zählen, wie oft jemand »lesbe« zischelt, wenn ich vorbeikomme – ich bin jetzt bei fünf. wahrscheinlich sollte ich mich darüber ärgern oder traurig sein, aber eigentlich finde ich es einfach nur total unglaublich – wie kommen die leute darauf, so was zu sagen? hab ich mich denn verändert? sehe ich plötzlich anders aus? es ist ja nicht so, als würden battle und ich die ganze zeit rumknutschen. wobei ich das ohne probleme machen würde. oder doch nicht? schwer zu sagen. wenn wir unter leuten sind, machen wir nie mehr, als uns an den händen halten. wir sind wie zwei magnete, die sich abstoßen, sobald sie sich zu nahe kommen.
    ich sehe seit neuestem übrigens überall liebespärchen [junge /mädchen], die es praktisch auf der wiese treiben. oder war das schon die ganze zeit so und ist mir nur nicht aufgefallen?
    ich hab auch mal darauf geachtet, ob ich (ähem) »gleichgeschlechtliche« paare sehe, aber die sind schwer zu identifizieren. überall hängen mädchen in haufen zusammen, halten sich an den händen, machen sich gegenseitig an den haaren rum oder massieren sich den rücken. unmöglich zu entscheiden, ob es sich um freund- oder leidenschaft handelt.
    oder beides.

    und die jungs… wir haben hier zwar ein paar athletisch gebaute adonisse, die sich ständig gegenseitig auf die schultern oder auf den hintern klatschen. könnte schon sein, dass zwischen denen was läuft, aber küssenderweise wird man die unter garantie nie erwischen.
    und dann ist da noch dieser eine typ – ich glaub, er ist bei katrina im kurs -, der oft mit langen samtröcken rumläuft und sich mit kajal schminkt. aber das ist wahrscheinlich mehr modisches statement als ausdruck seiner sexuellen orientierung. ich hab ihn auch schon mit den gruftikrähen rummachen sehen.
    wobei, es kann natürlich möglich sein, dass er trotzdem auch auf männer steht.
    so was gibt’s. wer wüsste das besser als ich?

15. Juli (unser Einwöchiges), morgens 6:30 Uhr in meinem Zimmer
    feldbeobachtungen:
    gestern hat battle meine bratsche entdeckt. »seit wann spielst du?«
    als ich erzählte, dass ich in der fünften klasse angefangen hab, sagte sie: »wie ich mit dem ballett. spiel mir doch mal was vor.«
    »nur wenn du dazu tanzt«, hab ich gesagt und eigentlich erwartet, dass sie lacht und das thema wechselt. »okay«, hat sie gesagt.
    also hab ich den kasten aufgemacht, den bogen rausgenommen
und ihn mit kolophonium eingerieben, wie ich es immer mache, wenn ich besonders nervös bin.
    eigentlich war das mit dem kolophonium total unnötig, aber so konnte ich ein bisschen zeit schinden und mir überlegen, welches stück ich auswendig kann, damit ich ihr beim tanzen zusehen konnte.
    mir fiel die kleine bach-sonate ein, die ich vor ein paar jahren auf einem musikfestival gespielt hab. »es ist aber ein ziemlich langsames stück«, warnte ich sie. »hoffentlich wolltest du nicht irgendwas schnelles.«
    sie schüttelte den kopf. sie stand zunächst eine weile

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