Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sommerkuesse

Titel: Sommerkuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Ryan
Vom Netzwerk:
sonst das Wort ›pervertiert‹ benutzt?« Battle schüttelt den Kopf. Sie hält sich die Nase zu. »Ganz schlechte Idee«, näselt sie. »Oder willst du aus dem Ferienkurs fliegen? Außerdem hab ich deinen Carl gesehen und er hat totale Ähnlichkeit mit einer Kröte!« Sie legt den Kopf auf meine Schulter. Ich greife nach ihrer Hand.
    Für einen Sekundenbruchteil grinst Katrina, aber dann tut sie total empört. »Carl sieht sehr distinguiert aus und außerdem ist er ein brillanter Denker.«
    »Jesus, Katrina«, stoße ich hustend hervor. »Kannst du nicht aus dem Fenster rausrauchen? Tut mir Leid«, entschuldige
ich mich bei Battle, deren Kopf abgerutscht ist, als ich gehustet habe.
    Ich merke, dass ich plötzlich total wütend und traurig bin. Mir war gar nicht klar gewesen, wie sehr ich mir für Isaac gewünscht hatte, es würde mit Katrina klappen. Katrina steht gehorsam auf, hockt sich aufs Fensterbrett und bläst den Rauch nach draußen.
    Ich nehme eine ihrer roten Plastikechsen in die Hand und teste aus, wie weit sich der Schwanz zurückbiegen lässt. Dann schlage ich mir damit aufs Bein. Battle sieht mich leicht befremdet an.
    »Versprich mir«, sage ich, »dass du keine Lolitanummer mit ihm abziehst.«
    »Also wirklich!« Katrina drückt ihre Zigarette auf dem Fensterbrett aus und schnippt die Kippe raus. »Ich hätte mir von meinen Freundinnen eigentlich mehr Unterstützung erwartet.«
    »Aber die kriegst du doch«, sagt Battle. »Seine Freundinnen zu unterstützen bedeutet, sie davor zu bewahren, Dummheiten zu machen.« Sie nimmt mir die Plastikechse weg und hält mir ihre Hand hin – offenbar als Ersatz. Ich nehme sie.
     
    Wir reden über eine Stunde lang auf Katrina ein, aber ich bin anschließend nicht davon überzeugt, dass wir bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen haben.
    Dabei kann ich sie echt verstehen. Ich weiß, wie es ist, eine Stimme zu hören und sich zu wünschen, einfach nur dazusitzen und ihr für den Rest seines Lebens zuhören zu dürfen. Ich kann sogar nachvollziehen, dass man sich in seinen Lehrer verliebt. Das ist die Extremversion des harmlosen
Szenarios, dass man sich mit einem Lehrer oder einer Lehrerin total gut versteht. Und solche Beziehungen kennt wohl jeder Schüler, der ein paar Hirnzellen mehr als der Durchschnittsmensch im Kopf hat. Aber sich vorzustellen – oder sogar zu erwarten -, der Lehrer könnte darauf eingehen … nicht gut.
    »Ich versteh nicht, warum sie sich auf einmal in diese Sache mit dem Sutter so reinsteigert. Hattest du nicht auch das Gefühl, dass sie in Isaac verknallt ist?«, sage ich zu Battle auf dem Weg in ihr Zimmer.
    »So ist es ungefährlicher«, sagt Battle leise.
    »Aber wieso sollte sich Katrina für was Ungefährliches interessieren? Ich meine, hey – sie hatte schon Cybersex! Sie trägt Leggings, die mit ›Fuck‹ bedruckt sind! Ich kenne keinen extrovertierteren Menschen als sie!«
    »Eben«, sagt Battle und schließt ihr Zimmer auf.
    »Eben was?«
    »Jeder sehnt sich nach Sicherheit.«
    »Ach so. Ja, ich glaube , ich verstehe, was du meinst«, sage ich, obwohl ich eigentlich nichts verstehe. Ich sage das nur, weil wir gleich bei ihr sind. Was in der Regel bedeutet, dass wir nicht mehr lange reden werden.
    So geht das nun schon seit einigen Abenden. Entweder kommt sie zu mir oder ich gehe zu ihr. Dann nehmen die Dinge ihren »Lauf«, bis eine von uns etwas von Hausaufgaben murmelt, die dringend erledigt, oder Bücher, die gelesen werden müssen. Und dann verabschiedet sich diejenige, in deren Zimmer wir nicht sind. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich dachte immer, wenn man mit jemandem zusammen ist, würde man darüber reden. Darüber, was das Ganze bedeutet,
über seine Ängste und solche Sachen eben. Aber Battle hat Recht: Worte funktionieren nicht immer.
    Darauf wäre ich ohne sie nie gekommen. Bei uns zu Hause läuft es ganz anders. Selbst wenn Mom und Dad sich streiten, bestrafen sie sich nie durch Anschweigen. Sie drücken sich im Gegenteil eher übertrieben artikuliert und deutlich aus. Man könnte sagen, die Worte werden bei ihnen eher noch länger . Woher soll ich da wissen, wie man mit jemandem umgeht, der überhaupt nicht reden will?
    Ich hab in letzter Zeit viel gezeichnet: verspielte, verträumte kleine Zeichnungen. Battles Nase, ihr rechter Fuß, ihre Hände – Teile von ihr. Ich weiß nicht, welches Gesamtbild sie ergeben.
    Battle hebt abwehrend eine Hand, als ich ihr ins Zimmer folgen will. »Warte mal«,

Weitere Kostenlose Bücher