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Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Titel: Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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ein Käfig. »Ich weiß nur, dass er glaubt, Ashlyn sei dazu bestimmt, ihm zu gehören. Früher hat er das auch von mir geglaubt, und das ist das Resultat.«
    Sie berührte das Eis und sog es bebend wieder in sich auf. »Mehr kann ich euch heute Abend nicht erzählen. Geht jetzt und rührt die Salbe an. Und denkt über das nach, was ich gesagt habe.«

Zweiundzwanzig
»[Eine] Sidhe-Frau (Elfe) kam herein und sagte, das
[Mädchen] sei dazu auserwählt, die Braut des Prinzen
aus dem dunklen Königreich zu werden, dass man
ihr aber, da es nicht anginge, dass seine Frau alt wird
und stirbt, während er noch hell in Liebe für sie
entbrannt ist, ein Leben als Elfe schenken werde.«
    William Butler Yeats: Die keltische Dämmerung (1893, 1902)
    Als der Sonntagmorgen anbrach, war Ashlyn nicht überrascht, dass Grams schon aufgestanden und hellwach war. Wenigstens wartete sie bis nach dem Frühstück, bevor sie sich Ashlyn vorknöpfte.
    Ashlyn setzte sich neben Grams’ Füße auf den Boden. Oft hatte sie über die Jahre so gesessen, hatte stillgehalten, während Grams ihr die Haare kämmte, hatte ihren Geschichten gelauscht und einfach die Nähe der Frau genossen, die sie großzog und liebte. Sie wollte sich nicht mit ihr streiten, aber sie wollte auch nicht in ewiger Angst leben.
    »Ich bin fast erwachsen, Grams. Ich möchte nicht weglaufen und mich verstecken«, sagte sie ruhig.
    »Das verstehst du nicht …«
    »Doch, das tue ich.« Ashlyn nahm Grams’ Hand. »Wirklich, ich verstehe es. Sie sind schrecklich. Das ist mir klar, aber ich kann mich ihretwegen nicht mein Leben lang vor der Welt verstecken.«
    »Deine Mutter war genau wie du, leichtfertig und eigensinnig.«
    »War sie das?« Bei dieser Enthüllung verstummte Ashlyn. Sie hatte nie richtige Antworten bekommen, wenn sie Fragen zu den letzten Lebensjahren ihrer Mutter gestellt hatte.
    »Sonst wäre sie noch bei uns. Sie war leichtfertig. Jetzt ist sie tot.« Grams klang müde, mehr als müde – erschöpft und ausgelaugt. »Ich ertrage es nicht, dich auch noch zu verlieren.«
    »Ich werde nicht sterben, Grams. Sie ist doch nicht wegen der Elfen gestorben. Sie …«
    »Pst!« Grams blickte zur Tür.
    Ashlyn seufzte. »Sie können mich hier drinnen nicht hören, selbst wenn sie direkt hinter der Tür stehen.«
    »Das kannst du nicht wissen.« Grams straffte die Schultern und sah sofort nicht mehr wie die erschöpfte Frau aus, zu der sie geworden war, sondern wie die strenge Erzieherin, die Ashlyn aus ihrer Kindheit kannte. »Ich lasse es nicht zu, dass du leichtfertig handelst.«
    »Ich werde nächstes Jahr achtzehn …«
    »Schon. Aber bis dahin wohnst du noch bei mir. Nach meinen Regeln.«
    »Grams, ich …«
    »Nein. Von jetzt an gibt es nur noch den Schulweg, hin und zurück. Du kannst ein Taxi nehmen. Du sagst mir immer, wo du bist. Du läufst nicht ständig in der Stadt herum.« Ihre Miene hellte sich ein wenig auf, aber sie sprach mit derselben Bestimmtheit weiter: »Nur bis sie aufhören, dich zu verfolgen. Bitte streite nicht mit mir, Ashlyn. Ich stehe das nicht noch mal durch.«
    Danach gab es nicht mehr viel zu sagen.
    »Was ist mit Seth?«
    »Bedeutet er dir so viel?«, fragte Grams schon etwas nachgiebiger.
    »Ja, das tut er.« Ashlyn biss sich auf die Lippe und wartete. »Er lebt in einem ausrangierten Zug. Mit Wänden aus Stahl.«
    Grams sah sie an. »Im Taxi hin und zurück. Und du hältst dich immer drinnen auf«, lenkte sie schließlich ein.
    Ashlyn umarmte sie. »Ja, das mache ich.«
    »Wir warten noch ein bisschen ab. In der Schule oder hier in der Wohnung kommen sie nicht an dich ran. Und in Seths Zug auch nicht.« Grams nickte, während sie die Sicherheitsmaßnahmen auflistete, die zwar streng, aber noch nicht unzumutbar waren. »Wenn das nicht hilft, ist es notgedrungen vorbei mit dem Rausgehen. Verstanden?«
    Obwohl Ashlyn ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie Grams, was die Schule und Seths Zug betraf, in einem falschen Glauben ließ, verbarg sie ihre Gefühle so gründlich, als ob Elfen in der Nähe wären. »Verstanden«, sagte sie nur.
    Am nächsten Tag, einem Montag, lief Ashlyn wie in Trance durch die Schule. Keenan war nicht da. Keine Elfen auf den Fluren. Vom Taxi aus hatte sie welche gesehen, auf der Straße, auf der Treppe, aber nicht innerhalb des Gebäudes.
    Hat er bereits bekommen, was er wollte? War das schon alles?
    Nach dem zu urteilen, was Donia erzählt hatte, war die Sache noch lange nicht ausgestanden, aber

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