Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Titel: Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
Vom Netzwerk:
fühlte den Sog jener weit entfernten Wogen, als ob ein fremder Rhythmus von ihr Besitz ergriffen hätte.
    »Schon merkwürdig, dass wir offen reden können. Ich habe noch nie um ein Mädchen geworben, das mich wirklich kennenlernen konnte.« Seine Stimme mischte sich in den lockenden Sog fremder Gewässer und klang von Silbe zu Silbe melodischer.
    Ashlyn blieb stehen; er hielt noch immer ihre Hand, wie einen Anker, der verhindern sollte, dass sie weglief. Sie standen vor dem Comic-Laden.
    »Hier haben wir uns kennengelernt.« Er streichelte ihre Wange. »Hier habe ich dich auserwählt. An dieser Stelle.«
    Sie lächelte schwach und merkte plötzlich, dass sie glücklicher war, als sie sein sollte.
    Konzentration . Irgendetwas stimmte nicht. Konzentration . Sie biss sich fest auf die Wange. Dann sagte sie: »Ich habe mit dir getanzt, und du hast mir dein Wort gegeben. Ich weiß auch, um was ich dich bitten will …«
    Er fuhr mit seinen Fingern durch ihre Haare. »Was kann ich dir schenken, Ashlyn? Soll ich dir Blumen ins Haar flechten?«
    Er öffnete seine Hand, und es lag eine Schwertlilienblüte darauf. »Soll ich dir eine goldene Halskette bringen? Delikatessen, von denen Sterbliche nur träumen können? All das werde ich ohnehin tun. Verschwende deinen Wunsch also nicht.«
    »Nein. Ich will nichts davon, Keenan.« Sie wich vor ihm zurück, um mehr Abstand zu gewinnen, und versuchte die Möwenschreie zu ignorieren, die sie über dem Rhythmus der Wellen hörte. »Ich möchte nur, dass du mich in Ruhe lässt. Das ist alles.«
    Er seufzte, und sie hätte am liebsten geweint, so traurig war sie plötzlich. Elfentricks, das sind alles Elfentricks.
    Sie sah ihn wütend an. »Lass das.«
    »Weißt du, wie vielen Sterblichen ich in den letzten neunhundert Jahren den Hof gemacht habe?« Er starrte ins Schaufenster, auf eine Werbung für den Start des neusten Vampirfilms.
    »Ich weiß es selbst nicht. Aber ich könnte Niall fragen, wahrscheinlich sogar Donia«, sagte er mit wehmütigem Blick.
    »Das ist mir egal. Mir liegt nichts daran, eine von ihnen zu sein.«
    Der beißende Geschmack von Wüstenwinden überlagerte die Meeresdüfte, als Wut in seinem Gesicht aufflackerte. »Wie überaus passend.«
    Dann lachte er leise, und sie spürte eine kühle Brise auf ihrer brennend heißen Haut. »Jetzt habe ich dich endlich gefunden, und du willst mich nicht. Du siehst mich, so dass ich sein kann, wie ich wirklich bin – kein Sterblicher, sondern ein Elf. Aber es gibt noch mehr Regeln, an die ich gebunden bin: Ich kann dir nicht sagen, warum du so wichtig für mich bist oder wer ich wirklich bin …«
    »Der Sommerkönig«, unterbrach sie ihn und wich fluchtbereit vor ihm zurück. Sie versuchte, ihr Temperament zu zügeln. Er hatte sich ihr gegenüber zwar bis jetzt anständig verhalten, aber das spielte keine Rolle. Er war noch immer ein Elf. Das hätte sie keine Sekunde vergessen dürfen.
    »Aha, das weißt du also auch.« Er machte eine übermenschlich schnelle Bewegung auf sie zu, so dass sie ganz dicht voreinanderstanden. Von einem Augenblick zum nächsten sah sie ihn so vor sich, wie er wirklich war – ohne seinen Zauber. Wärme regnete auf sie herab, als fielen Sonnenstrahlen aus seinen Haaren, die sich langsam über sie ergossen wie warmer Honig.
    Sie schnappte nach Luft und hatte das Gefühl, ihr Herz müsse jeden Moment versagen, weil es so raste. Die Wärme floss über ihre Haut, bis ihr beinahe so schwindlig war wie an dem Abend, als sie mit ihm getanzt hatte.
    Dann hörte es auf, als hätte er einen Hahn zugedreht. Keine Brise mehr, keine Wellen, nichts als seine Stimme. »Ich habe dir versprochen, alles zu tun, was in meiner Macht liegt . Das, worum du mich bittest, liegt nicht in meiner Macht, Ashlyn, aber vieles andere schon.«
    Ihre Knie schienen nachgeben zu wollen; ihre Augen fielen fast zu. Sie verspürte die schreckliche Versuchung, ihn zu bitten, das eben – was immer es gewesen war – noch einmal zu wiederholen. Aber sie wusste, dass sie damit eine falsche Entscheidung getroffen hätte.
    Sie schob ihn weg, als ob Abstand ihr helfen könnte. »Du hast mich also angelogen.«
    »Nein. Wenn ein sterbliches Mädchen einmal auserwählt ist, gibt es kein Zurück mehr. Egal, ob du mich am Ende zurückweist oder nicht, dein Leben als Sterbliche liegt hinter dir.« Er formte seine Hände zu einer Schale, schöpfte Luft hinein, und plötzlich war eine cremige Flüssigkeit darin. Rote und goldene Strudel

Weitere Kostenlose Bücher