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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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Gesprächsfetzen, die während der ruhigeren Stellen der Musik bis zu ihr drangen. »Im Hochdrucksterilisator … genauso steril wie im Krankenhaus …«
    Der Mann ließ seinen Blick langsam über die Vorlagen an den Wänden schweifen, aber er war nicht hier, um etwas zu kaufen. Er wirkte angespannt und bereit, jederzeit den Rückzug anzutreten, und sah sich mit weit aufgerissenen Augen um. Seine Haltung verriet Nervosität – er hielt seine verschränkten Arme eng an die Brust gedrückt. Es kamen zwar viele Leute in den Laden, doch nur wenige gaben tatsächlich Geld für diese Kunst aus. Er gehörte nicht zu ihnen.
    »Ich hätte da ein paar Fragen«, rief sie Rabbit zu.
    »Wenn Sie sich noch ein wenig umschauen wollen …«, entschuldigte Rabbit sich bei dem Mann und kam dankbar lächelnd zu ihr herüber.
    Leslie ging zur gegenüberliegenden Wand, wo sie die Mappe mit den Tattoovorlagen durchblätterte – Bilder, die von jedem gekauft und getragen werden konnten, der sie haben wollte; Blumen und Kreuze, Tribals und geometrische Muster. Einige von ihnen gefielen ihr zwar, doch egal wie lange sie ihren Blick darauf ruhen ließ – keins davon schien das Richtige für sie zu sein. Die kleinen Räume, die vom Hauptverkaufsraum abgingen, zeigten weniger ansprechende Stile. Dort gab es altmodische Pin-up-Girls, Skelette, Comicfiguren, markige Sprüche und Tiere.
    Rabbit trat hinter sie, doch sie verkrampfte sich nicht und verspürte auch keinerlei Bedürfnis, sich umzudrehen, um nicht in die Enge getrieben werden zu können. Es war Rabbit . Und Rabbit stellte keine Gefahr dar.
    »Da gibt’s nichts Neues, Les«, sagte er.
    »Ich weiß.« Sie ging den Posterständer durch, der an der Wand lehnte. Ein Bild zeigte eine nur zur Hälfte menschlich aussehende Frau, ein Mischwesen, um das sich grüne Weinreben rankten; es sah aus, als würde die Frau von ihnen gewürgt, doch sie lächelte, als ob es sich gut anfühlte. Idiotisch . Leslie blätterte weiter. Das nächste Blatt bedeckten obskure Symbole mit Übersetzungen darunter. Nicht mein Stil .
    Rabbit lachte; es klang wie das heisere Lachen eines Rauchers, obwohl er gar nicht rauchte und auch behauptete, es nie getan zu haben. »Bei der ganzen Zeit, die du in den letzten Monaten mit Suchen verbracht hast, müsstest du eigentlich bald mal fündig werden.«
    Leslie drehte sich um und sah Rabbit finster an. »Dann entwirf doch was für mich. Ich bin jetzt so weit, Rabbit. Ich möchte es endlich tun.«
    Der Möchtegernkunde auf der anderen Seite blieb stehen, um sich die Ringe in der Glasvitrine näher anzusehen.
    »Wie ich schon sagte«, erwiderte Rabbit mit einem unbehaglichen Achselzucken. »Wenn du eine Einzelanfertigung willst, bring mir einen Vorschlag. Irgendwas. Ohne Anhaltspunkte kann ich nichts entwerfen.«
    Die Glocke bimmelte, der Mann verließ den Laden.
    »Dann hilf mir dabei. Bitte! Die Einwilligung meiner Eltern hast du ja schon seit Wochen.« Diesmal würde sie keinen Rückzieher machen. Es fühlte sich richtig an, sich ein Tattoo stechen zu lassen; es würde ihr helfen, ihr Leben wieder in Ordnung zu bringen, weiterzukommen. Es war ihr Körper, trotz allem, was ihm angetan worden war; sie wollte ihn für sich reklamieren, ihn wieder zu ihrem Körper machen und einen sichtbaren Beweis dafür haben. Auch Tätowierer konnten nicht zaubern, das war ihr klar, doch näher konnte sie der Erfüllung ihres Wunsches nach Selbstbestimmung nicht kommen, als wenn sie ihre Persönlichkeit in ihre Haut einschreiben ließ. Manchmal liegt Kraft in dem, was man tut. Sie wollte ein Bild finden, das ausdrückte, was sie fühlte, und es als sichtbaren Beweis für ihre Entschlossenheit zur Veränderung in ihre Haut einritzen.
    »Rabbit? Ich brauche es. Du hast gesagt, ich soll noch mal drüber nachdenken. Und ich hab drüber nachgedacht. Ich brauche …« Sie betrachtete die Leute, die draußen vorbeigingen, und fragte sich, ob die Männer, die … ob sie da draußen waren. Sie würde sie nicht wiedererkennen, denn Ren hatte ihr Drogen verabreicht, bevor er sie ihnen überlassen hatte. Sie lenkte ihren Blick zurück auf Rabbit und erzählte ihm, was sie Ashlyn vorher nicht hatte sagen können: »Ich brauche eine Veränderung, Rabbit. Ich ersticke hier. Ich brauche irgendetwas , sonst schaffe ich es nicht. Vielleicht ist ein Tattoo nicht die richtige Antwort, aber ich muss etwas tun … Ich brauche es. Hilfst du mir?«
    Er sah sie seltsam zögernd an. »Du solltest das

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