Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
Teile allein durch die handwerklich geschickte Bauweise zusammenhielten, ganz ohne Schrauben oder Bolzen.
Keenan rührte sich nicht von der Stelle. Er stand in ihrem Garten, ebenso unberührbar wie auch während ihrer Beziehung, und gab ihr das Gefühl, mit irgendeinem Fehler behaftet zu sein. »Hast du Besuch?«, fragte er.
»Was geht dich das an?«, erwiderte sie.
Ich antworte ihm nicht, nicht jetzt.
Unter einem Ende der Bank kauerte ein Polarfuchs. Nur seine dunklen Augen und seine Nase zeichneten sich in der Schneewehe ab, der Rest seines Körpers verschmolz mit dem makellos weißen Hintergrund zu einer Einheit. Als Ashlyn und Keenan näher herankamen – und die Luft um sich herum erwärmten –, schoss der Fuchs davon, in den dichteren Schnee an den hohen Mauern, die den Garten umgaben. Donia hatte die letzte Winterkönigin zwar nicht gemocht, doch an ihrem Wintergarten erfreute sie sich sehr: Dass sie ihn angelegt hatte, war ausnahmsweise mal eine kluge Entscheidung von Beira gewesen. Die Mauern und das Dach ermöglichten es, das ganze Jahr hindurch ein kleines bisschen Winter zu haben, einen kraftspendenden Zufluchtsort für sie und ihre Elfen.
Donia setzte sich auf eine der Bänke. »Sucht ihr jemand Bestimmtes?«
Keenan blieb stehen und warf ihr einen gereizten Blick zu. »Bananach wurde hier in der Nähe gesehen.«
Ashlyn legte ihm eine Hand auf den Arm, um seinen aufbrausenden Wortschwall zu unterbrechen.
»Ich habe zwar keinen Zweifel daran, dass hier gut für dich gesorgt wird« – sie warf Evan, der sich hinter Donia gestellt hatte, ein blendendes Lächeln zu –, »aber Keenan musste einfach nach dir sehen. Stimmt’s, Keenan?«
Keenan sah Ashlyn an; er suchte etwas mit seinem Blick – Sicherheit, Klarheit, es war schwer zu sagen bei den beiden. »Ich möchte nicht, dass du mit Bananach sprichst.«
Zu Donias Füßen sammelte sich Schnee, während Wut in ihr aufkeimte. »Warum genau bist du hier?«
In seinen Augen tobten winzige Gewitter. »Ich habe mir Sorgen gemacht.«
»Um was?«
»Um dich.« Er kam näher, betrat ihre Sphäre, bedrängte sie. Selbst jetzt, wo sie ihm ebenbürtig war, respektierte er ihre Grenzen nicht. Keenan fuhr sich mit der Hand durch seine kupferfarbenen Haare. Und sie starrte sie an, starrte ihn an wie eine verzauberte Sterbliche.
»Machst du dir Sorgen um mich oder versuchst du, mir Vorschriften zu machen?« Sie blieb so ruhig wie der Winter, bevor der Sturm losbricht, doch sie spürte, wie Eis in ihrem Innern aufstob.
»Es ist ein Grund zur Sorge, wenn die Kriegselfe vor deiner Tür steht. Niall ist wütend auf mich und … ich möchte einfach nicht, dass sich irgendjemand vom Hof der Finsternis in deiner Nähe aufhält«, sagte Keenan.
»Es steht dir nicht an, das zu entscheiden. Das hier ist mein Hof, Keenan. Wenn ich mich dazu entschließe, Bananach anzuhören …«
» Tust du es denn?«
»Wenn Bananach oder Niall herkommen, werde ich mit ihnen genauso fertig wie mit Sorcha oder einer von den starken ungebundenen Elfen … oder dir.« Donias Stimme zeigte keinerlei Regung.
Sie machte den Weißdornmädchen ein Zeichen, worauf sie an die Tür kamen.
Die stets stummen Elfen schwebten nach draußen und sahen Donia erwartungsvoll an. Sie waren die Familie, die zu finden sie am kalten Winterhof nie erwartet hätte. Sie lächelte sie an, gab sich jedoch keinerlei Mühe, ihren Ärger zu verbergen, als sie sich wieder Keenan zuwandte: »Matrice wird dich hinausführen. Es sei denn, du wolltest noch etwas Persönliches besprechen?«
Wieder zuckten Blitze durch seine Augen und erleuchteten sein Gesicht mit diesem seltsamen hellen Lichtreflex. »Nein. Ich denke nicht.«
Matrice, die perfekte Beschützerin, kniff die Augen zusammen, als sie seinen Tonfall vernahm.
»Gut, wenn das Geschäftliche dann erledigt ist …« – Donia hielt ihre Hände ganz entspannt und weigerte sich, ihm zu zeigen, dass sie jetzt selbst versucht war, ihn zu berühren, um seine Wut zu besänftigen – »Matrice?«
Keenans Zorn legte sich für einen Moment. »Don?«
Da gab sie nach und berührte ihn am Arm, hasste sich aber dafür, dass – mal wieder – sie es war, die nach ihm gegriffen hatte. »Wenn du mich sehen möchtest – nicht die Winterkönigin, sondern mich –, bist du im Cottage willkommen. Ich bin später zu Hause.«
Er nickte, sagte jedoch nicht zu, versprach nichts. Das würde er auch nicht – es sei denn, seine echte Königin brauchte seine
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