Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
Aufmerksamkeit nicht.
Einen Moment lang hasste Donia sie. Wenn sie nicht hier wäre … Doch wenn Ashlyn nicht zur Sommerkönigin geworden wäre, hätte Keenan auf der Suche nach der, die ihn befreien würde, die nächste Sterbliche umworben.
Jetzt habe ich wenigstens einen Teil von ihm. Das ist besser als nichts. Das hatte sie sich anfangs gesagt, aber als er sich umdrehte, Ashlyns Hand nahm und die beiden den Weißdornmädchen zurück ins Haus folgten, fragte sich Donia, ob es wirklich besser war.
An diesem Abend ging Donia in der Illusion, allein zu sein, zum Cottage. Ohne Zweifel lief still und leise Evan hinter ihr. Wenn sie sich konzentrierte, würde sie die verwischten Flügel der Weißdornelfen sehen, das leise Glockenspiel der Wolfselfen hören. Vor einem Jahr noch hätten genau diese Dinge sie in Angst und Schrecken versetzt. Damals hatte Evan noch zu Keenans Elfen gehört; und die Elfen des Winterhofs waren immer Vorboten des Kampfes gewesen, Abgesandte der letzten Winterkönigin, die Drohungen und Warnungen mit sich brachten.
So vieles hatte sich verändert. Donia hatte sich verändert. Unverändert war jedoch ihre verzehrende Sehnsucht nach Keenans Aufmerksamkeit, seiner Anerkennung, seiner Berührung.
Gefrorene Tränen fielen klirrend zu Boden, während sie an die Auswirkungen dachte, die diese Sehnsucht auf ihr Leben hatte. Sie hatte ihre Sterblichkeit in der Hoffnung aufgegeben, dass sie seine gesuchte Königin war. Ich war es nicht. Sie hatte ihm dabei zugesehen, wie er auf der Suche nach seiner Königin unzählige Sterbliche umworben hatte, als hätte ihr das nicht jedes Mal wehgetan. Aber das tat es. Sie hätte durch die Hand seiner Mutter bereitwillig den Tod empfangen, um ihm dabei zu helfen, seine Königin zu finden. Aber ich bin nicht gestorben.
Stattdessen war sie nun das Oberhaupt des Hofs, der den seinen über Jahrhunderte in die Knie gezwungen und unterdrückt hatte – und ihre Elfen wollten auch, dass das so blieb. Ein allzu großer Klimawechsel war für keine von ihnen gut. Ihr Hof übte Druck aus in dieser Angelegenheit, forderte ein paar Machtdemonstrationen, die ihn daran erinnern sollten, dass sie noch immer stärker waren als er. Doch im Dunkeln, wenn sie zu zweit waren, flüsterte Keenan ihr süße Worte von Frieden und Gleichgewicht ins Ohr.
Ich stehe immer dazwischen … wegen ihm. Aber er würde mich sofort verlassen, wenn Ash seinem Werben nachgäbe.
Wütend auf sich selbst, weil sie sich bei diesem Thema aufhielt, weil sie überhaupt darüber nachdachte, zerdrückte Donia die Tränen, die ihr die Wangen hinabliefen. Er gehörte nicht ihr, würde ihr niemals wirklich gehören, und ob sie wollte oder nicht, diese unumstößliche Wahrheit versetzte sie in Angst und Schrecken.
Sie stieg die Stufen zu ihrer Veranda hinauf.
Und dort saß er, sein schönes Gesicht von Sorge zerfurcht, und wartete. Er streckte die Hände nach ihr aus. »Don?«
Aus seiner Stimme sprach all das Verlangen, das sie vorher für ihn empfunden hatte.
All ihre Klarsicht war dahin, als er seine Arme ausbreitete. Sie schmiegte sich an ihn und küsste ihn, ohne sich darum zu scheren, ihr Eis in Schach zu halten, ohne Rücksicht darauf, ob sie ihn damit verletzte.
Er wird aufhören.
Doch statt sie wegzustoßen, zog er sie näher an sich. Dieses grässliche Sonnenlicht in seiner Haut leuchtete heller auf. Die Schneeflocken, die rings um sie zu fallen begonnen hatten, verdampften zischend noch im Flug.
Sie stand mit dem Rücken zur Tür. Obwohl Donia sie noch nicht aufgeschlossen hatte, schwang sie auf. Ein Blick und sie begriff, dass Keenan das Schloss zum Schmelzen gebracht hatte.
Es ist noch nicht Sommersonnenwende. Wir sollten nicht … Dürfen nicht …
Da, wo er sie berührt hatte, bildeten sich Quaddeln auf ihrem Arm, Bläschen bedeckten ihre Lippen. Sie wühlte ihre Hand in seine Haare und zog ihn enger an sich. Auf seinem Hals breitete sich Raureif aus.
Er wird aufhören. Ich werde aufhören. Jetzt, jede Sekunde.
Sie waren auf dem Sofa, und über ihrem Kopf entzündeten sich winzige Feuer auf dem Polster. Sie ließ ihren Winter weiter ausgreifen, und es begann im Zimmer heftig zu schneien. Die Feuer zischten, als sie ausgelöscht wurden.
Ich bin stärker. Ich könnte aufhören.
Aber er berührte sie. Keenan war da und er berührte sie. Sie hörte nicht auf. Vielleicht konnten sie es schaffen; vielleicht würde es gut gehen. Sie schlug die Augen auf und sah ihn an, die Helligkeit
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