Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
ihr zu lösen.
Ebenso wenig wie Ash.
Quinn räusperte sich, als er in den Raum trat. »Ich bringe dich zur Tür, wenn du bereit bist.«
Seth war nie bereit, sich von Ashlyn zu trennen, doch er sah auch keinen Sinn darin, herumzusitzen und sie mit Keenan tuscheln zu hören. Sie hatte Pflichten zu erfüllen; das mussten sie sich beide immer wieder vor Augen halten – selbst wenn diese Pflichten es mit sich brachten, dass sie spät nach Hause kam und Partys mit Keenan feierte. Sie hatte eine Aufgabe, die sie erfüllen musste.
Und Seth hatte … Ashlyn. Ja, das war es, was er hatte: Ashlyn, Ashlyns Welt, Ashlyns Bedürfnisse. Er existierte am Rande ihrer Welt, ohne Rolle, ohne Macht, und ohne den Wunsch, wegzugehen. Er wollte nirgendwo anders sein, aber er wusste auch nicht, wie er es schaffen sollte, auf Dauer in ihrer Welt zu bleiben.
Und sie will nicht darüber sprechen.
»Dann bis morgen.« Seth küsste Ashlyn noch einmal und folgte Quinn zur Tür.
Drei
Donia war in ihrem Haus – Beiras Haus –, als Keenan und Ashlyn sie aufstörten. Sie hielt sich nicht besonders gern dort auf, hatte sich aber angewöhnt, von hier aus ihren Geschäften nachzugehen, während sie alles Persönliche in ihr Cottage verlegte, einen Ort, zu dem nur Evan und einige ausgewählte Wachen Zutritt hatten.
Und Keenan. Immer wieder Keenan.
Keenans kupferfarbene Haare leuchteten wie ein Signalfeuer, als er durch die lächerlich reich verzierte Tür trat. Donia wäre am liebsten zu ihm hingegangen, nur ganz kurz, um so zu tun, als berechtigte das, was sie beide miteinander teilten, ihre jahrzehntelange gemeinsame Geschichte, sie zu solch ungezwungenem Verhalten. Doch das tat es nicht, schon gar nicht, wenn Ashlyn bei ihm war. Die Aufmerksamkeit, die Keenan jedem Gedanken und jeder Regung seiner Königin entgegenbrachte, grenzte an Besessenheit.
Würde Ash es mir verübeln, wenn ich zu ihm hinginge?
Bis zu einem gewissen Grad bezweifelte Donia das: Die Sommerkönigin selbst hatte Donias Rendezvous mit Keenan zur Wintersonnenwende arrangiert. Sie war diejenige gewesen, die darauf beharrte, dass Keenan Donia tatsächlich liebte, obwohl er es selbst nie ausgesprochen hatte. Dennoch würde Keenan in Ashlyns Gegenwart nicht mal die kleinste Gefühlsbekundung riskieren.
Sie standen verlegen im Foyer; entlang der Wände waren Kirchenbänke aufgestellt, auf denen einige Weißdornmädchen saßen und sie still beobachteten. Sasha, der auf dem Boden lag, hob den Kopf. Der Wolf warf einen kurzen Blick auf die Regenten des Sommerhofs, schloss die Augen und schlief wieder ein.
Evan dagegen war nicht so ruhig. Er trat näher an Donia heran. »Soll ich bei dir bleiben?«
Sie nickte stumm. Evan war in diesen Tagen ihr engster Freund; sie vermutete, dass er das schon seit Jahren war, nur hatte sie sich lange nicht eingestanden, dass sein ständiges Beschützerverhalten mehr war als bloße Pflichterfüllung. Sie hatte immer gedacht, er würde sie deshalb bewachen, weil so viele andere von Keenans Wachen Angst vor ihr hatten, doch als sie dann die neue Winterkönigin geworden war, hatte Evan Keenans Hof verlassen, um an ihrer Seite zu bleiben. Sie streckte den Arm aus und drückte seine Hand als eine stille Geste der Dankbarkeit.
»Die anderen?«, murmelte er.
»Sie bleiben hier drinnen. Wir gehen hinaus in den Garten.« Dann sagte sie lauter: »Wenn ihr mir folgen wollt?«
Keenan war jetzt neben Donia. Er berührte sie nicht, strich nicht einmal beiläufig über ihre Hand. Er öffnete die Tür, als sie sich ihr näherten. Er war mit diesem Haus ebenso vertraut wie sie. Es hatte seiner Mutter gehört, der letzten Winterkönigin, die hier gewohnt hatte. Nachdem er Donia und Ashlyn die Tür aufgehalten hatte, trat Keenan in den Garten hinaus. Schnee und Eis schmolzen, wenn er vorüberging. Besser, als den Sommerkönig und seine Königin im Haus zu haben, wo meine Elfen sind. Donia wollte ihre Elfen keinem Risiko aussetzen, denn während es Ashlyn bestimmt ganz gut gelingen würde, ihre Gefühle im Zaum zu halten, war Keenan selbst an seinen besten Tagen unberechenbar.
Donia wusste, dass sie Gewitter in seinen Augen wüten sehen würde, wenn sie ihn nur lange genug anschaute. Als sie noch zusammen gewesen waren, hatten diese Lichtblitze sie fasziniert. Jetzt wirkten sie zu hell, zu kurz, zu … einfach alles.
»Seid mir willkommen«, sagte Donia und zeigte auf eine der Holzbänke in ihrem Wintergarten. Es waren raffinierte Sitzmöbel, deren
Weitere Kostenlose Bücher