Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade
und wandte das Gesicht ab, als mit einem Mal grelles Licht den Raum durchflutete. Neue Kräfte; nicht gerade die beste Zeit, um mich in die Schlacht zu stürzen. Ashlyn seufzte und Windstürme fegten Bücher aus den Regalen. Mit Mühe gelang es ihr, leise zu fragen: »Wo? Und wer kämpft?«
»In der Lagerhalle des Hofs der Finsternis, Mylady.« Die rehäugige Elfe trat zur Seite, als ein Fetzen des Vorhangs neben ihr zu Boden schwebte. »Die Meute hat den Kampf eröffnet, als Bananach sich selbst zur Königin der Finsternis erklärt hat … und die Gabrielle bat mich, dir zu sagen, dass die Kriegselfe Seth hat.«
»Sie hat Seth«, wiederholte Ashlyn mit einer Ruhe, die im krassen Widerspruch zu ihren Gefühlen stand. »Inwiefern hat sie ihn? Und wo?«
»In einem Käfig.« Die Elfe trat, noch während sie das sagte, einen Schritt zurück. »Gabrielle …«
»Gabrielle?«, unterbrach Tavish sie.
»Die Hundselfe, die Chela war. Der Gabriel ist tot, also ist sie die Gabrielle.« Die Elfe zitterte, als es im Raum zu regnen begann. »Ich kann nichts dafür, Sommerkönigin.«
»Ich bin nicht wütend auf dich«, murmelte Ashlyn. Sie brauchte jedes Quäntchen ihrer Selbstbeherrschung, um ihr Temperament in Schach zu halten.
Das ist jetzt wirklich der falsche Zeitpunkt.
»Der Regen ist kein Problem, meine Königin, aber das Sonnenlicht hier drinnen wird langsam für jeden gefährlich, der nicht von unserem Hof stammt«, bemerkte Tavish.
»Oh.« Ashlyn konzentrierte sich darauf, das Licht und die Hitze zu reduzieren. Sie atmete die Wärme mit regelmäßigen Atemzügen ein und schaute ihren Berater an, während Sonnenlicht auf ihrer Zunge pulsierte. Vorsichtig sagte sie: »Dann lasst uns das Licht dahin bringen, wo es der Richtigen gefährlich werden kann.«
Tavish nickte. »Die Wache des Sommers steht in einer Viertelstunde bereit.«
»Gut, aber ich breche in fünf Minuten auf, egal ob mit oder ohne Wache.« Ashlyn ging davon.
Die Sommerkönigin lief zurück in ihr Zimmer, um Jeans und Stiefel anzuziehen. Sich im Kampf die Füße zerquetschen zu lassen, war vermeidbar, und ihr nasses Kleid war nun wirklich nicht das Richtige, um sich darin zu bewegen. Oder zu kämpfen. Sie schälte sich aus den Klamotten und stieg rasch in ihre Jeans. Ich kann überhaupt nicht richtig kämpfen. Sie hatte zwar Unterricht bei Tavish genommen und mit der Wache trainiert, nachdem Donia sie angegriffen hatte. Aber das ist nicht dasselbe wie jahrhundertelange Erfahrung. Die Griffe ihrer Kommode wurden in ihrer Hand zu Asche. Oder überhaupt irgendwelche Erfahrung mit der ganzen Kraft des Sommers in mir. Asche fiel aus ihrer Hand zu Boden.
Siobhan kam herein. »Lass mich helfen.«
»Blödes Holz.« Ashlyn wischte sich die Hände an der Jeans ab.
Die neue Beraterin des Sommers zog die verkohlte Schublade heraus.
Ashlyn blinzelte die Tränen der Wut und Sorge weg, die ihr mit einem Mal in den Augen standen. »Was soll ich bloß tun? Ich hab das noch nicht im Griff.«
»Im Kampf brauchst du es auch gar nicht in Schach zu halten, Ashlyn.« Siobhan griff nach dem Messer, das zwischen den T-Shirts lag, zog die Hand aber sofort wieder zurück, als ihr klar wurde, dass es aus Stahl war.
»Lass nur. Das kann ich gefahrlos anfassen.« Ashlyn legte ihre Hand um den Griff. »Ich möchte, dass du hierbleibst.« Dann rief sie über ihre Schulter. »Zwei Minuten!«
»Ich kann auch kämpfen!« Siobhan sah ihre Königin wütend an. »Ich war …«
»Das bezweifle ich auch nicht.« Ashlyn band ihre Haare hastig zu einem Zopf zusammen. »Ich brauche jemanden, der sich hier um alles kümmert, wenn wir nicht … Wenn irgendwer an uns vorbeikommt, gibt es hier viele Elfen, die nicht zum Kämpfen gemacht sind. Du bist für sie verantwortlich, bis ich zurückkomme.«
Siobhan verbeugte sich. »Ich werde dich nicht enttäuschen.«
»Hoffentlich kommt es nicht dazu, aber …« Ashlyn schüttelte den Kopf und schaute dann ihre Freundin und Beraterin an. Sie holte tief Luft und nickte. »Ich schaffe das.«
»Ja, das tust du.« Siobhan drückte Ashlyns freie Hand. »Du bist die Sommerkönigin. Die erste Elfe seit neunhundert Jahren, die die gesamte Kraft des Sommers in sich vereint. Vertraue auf deinen Instinkt.«
Ashlyn lachte. »Mein Instinkt sagt mir, dass ich Bananach einäschern sollte. Der Sommer soll jauchzen und frohlocken. Aber meine Elfen bedrohen? Streit mit meinen Freunden anfangen? Seth wehtun? Das macht nicht gerade Spaß.«
»Ihm wird
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