Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade
Anschein von Zivilisiertheit war dahin, als er, ohne zu zögern, die nächste Elfe niedermetzelte. »Sie kannten das Risiko, als sie sich auf Bananachs Seite geschlagen haben. So wie unsere Elfen das Risiko kennen, das sie eingehen, wenn sie gegen sie kämpfen …«
Bei dieser Erinnerung – entweder meine Elfen oder die Elfen der Verrückten – wich Ashlyns Angst schlagartig wilder Entschlossenheit. Ich bin die Sommerkönigin. Dies sind meine Elfen. Sie erblickte Keenan, der von drei Ly Ergs umzingelt war – und sich tapfer behauptete. Meine Elfen und meine Freunde.
Mit einem konzentrierten Blick stieß sie einen brandheißen Sonnenstrahl in die Brust eines der Ly Ergs. Der Söldnerelf fiel, und Keenan grinste sie kurz an, bevor er den Kampf gegen die anderen beiden fortsetzte. Während Ashlyn zum Schlag gegen einen der verbliebenen Widersacher ansetzte, griffen vier ehemalige Dunkelelfen sie und Tavish an.
Sofort erschienen rechts und links von ihr weitere Wachen des Sommerhofs. Tavish stellte sich so gut es ging vor sie. So weit Ashlyns Augen reichten, kämpften Elfen um Leben und Tod, und irgendwo in diesem Morast der Gewalt saß Seth gefangen.
»Du übernimmst die Spitze«, sagte sie zu Tavish, während sie weitere aufrührerische Elfen mit ihren Sonnenstrahlen außer Gefecht setzte.
Tavish nickte einer der Wachen zu, und gemeinsam rückten sie durch das Zentrum der Schlacht vor, während der Rest von ihnen Bananachs Unterstützer angriff. Klingen aller Art blitzten in dem Sonnenlicht auf, das aus ihrer Haut strömte. Wenn nur Sommerelfen auf ihrer Seite gekämpft hätten, hätte sie ihr Licht mit ganzer Kraft scheinen lassen können, doch es kämpften ja auch Dunkelelfen gegen Bananach, die von ihrem Licht geblendet oder verwundet werden konnten.
Auch ein Sturm würde nicht nur die Ihren begünstigen.
Also einer nach dem anderen.
Sie wusste nicht, wie viele Elfen zwischen ihr und Seth standen oder wo sie überhaupt nach ihm suchen sollte, aber er war irgendwo dadrinnen.
Wie meine Elfen und meine Freunde.
Ashlyn, Tavish und die Ebereschenmänner rückten langsam vor, und währenddessen schoss sie Sonnenstrahlen ab und sandte Weinranken aus, die sich um ihre Feinde wanden. Das waren keine tödlichen Schläge, aber zum offensiven Töten war sie nicht gemacht. Die Defensive war etwas anderes. Außer wenn Seth etwas zugestoßen ist. Sie erbleichte, als ein Distelelf eine von Weinranken umschlungene Elfe aufspießte, kämpfte aber weiter. Gnade walten zu lassen, entsprach nicht gerade der Art der Dunkelelfen.
Und ich werde auch keine kennen, sollte Seth verletzt sein … oder Schlimmeres.
Sechsunddreißig
Der Winterhof kam als Letzter dazu. Donia erblickte vor sich Elfen vom Sommerhof und vom Hof der Finsternis. Das Getümmel zog sich von der Lagerhalle bis zum Ende der Straße und um den Block. Diverse Ebereschenmänner und Sommermädchen – Sommermädchen? – kämpften gegen den Feind. Andere zerrten Sterbliche vom Ort des blutigen Geschehens weg.
» Aus dem Weg, Sommer!« Donia zählte bis drei, damit die Elfen sich in Sicherheit bringen konnten, dann sandte sie fauchend ihren eisigen Atem durch die Straße, der die Sterblichen schnell und gründlich vertrieb. Das Eis aus Donias Lunge war nicht so stark, dass es die Sommerelfen ringsum hätte töten können, aber einige gerieten doch zumindest ins Straucheln.
»Winter, jetzt und hier .« Sie pustete noch einmal stärker Eis aus sich heraus und bedeckte damit den Boden. So hielt sie die Sterblichen davon ab, die Grenze zu dem unter den Elfen ausgebrochenen Krieg zu überschreiten.
Neben ihr standen einige der stärksten Weißdornelfen, Elfenbeinschwestern und Wolfselfen und warteten auf Anweisungen. Sie schenkte ihren Elfen ein eisiges Lächeln. »Der Winter zeigt gegenüber Bananach keine Gnade. Rückt ins Zentrum der Schlacht vor – aber nur, wenn der Rand auf diese Weise nicht durchlässig wird. Es darf niemand entkommen!«
Auf ihr Wort hin schwärmten alle bis auf Cwenhild aus, um Donias Botschaft an die Truppen weiterzutragen. Die Elfenbeinschwester wartete. Cwenhild war ohne jedes Zeremoniell und Brimborium in Evans Fußstapfen getreten und war nun Anführerin der Wache und Beraterin.
Donia sah sie fragend an.
Cwenhild zuckte mit den Schultern und sagte nur: »Ich beschütze meine Königin.«
»Ich werde in den Kampf ziehen.«
Cwenhild zuckte erneut mit den Schultern. »Sei’s drum.«
Donia mochte zwar keine jahrelange
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