Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade
schloss sich fester um das Heft des ersten Schwerts, das ihr Gefährte ihr geschenkt hatte. Metall glitt laut über Metall, als sie es aus der Scheide zog.
Zückt eure Waffen, befahl sie.
Während die Meute ihr gehorchte, erhob Chela ihre Stimme und ihr Schwert: »Die Meute wird zum König der Finsternis stehen, egal, ob Gabriel sie anführt oder ich.« Chela beachtete die versammelten Elfen nicht, sondern erwiderte höhnisch Bananachs Blick. »Du bist die erklärte Feindin der Meute!«
»Du forderst mich heraus, Welpe?« Bananach legte den Kopf erst auf die eine und dann auf die andere Seite, als studierte sie Chela aufmerksam.
»Erklärst du dich zur Königin dieses Hofs?«
»Jawohl, das tue ich«, erwiderte Bananach.
»Dann fordert die Meute dich zum Kampf heraus.« Still fügte Chela für ihre Meute hinzu: Auf mein Wort hin … Haltet euch bereit …
»Das ist die letzte Verwarnung«, sagte Chela laut. »Die Meute ist hier, um den rechtmäßigen König der Finsternis zu unterstützen, wie es ihrem Eid entspricht. Jeder, der sich uns entgegenstellt, ist unser Feind.«
Sie ließ ihren Blick über die Versammelten schweifen und merkte sich jedes Gesicht und jeden Geruch.
Seht sie euch an. Prägt euch ihre Gesichter gut ein, sagte sie zur Meute. Sie stehen auf der Seite der Elfe, die unseren Gabriel, seine Tochter und Irial getötet hat. Keine Gnade. Keine Überlebenden.
Die amüsierte Miene wich nicht aus Bananachs Gesicht. Sie schaute nur Chela an, aber zu den versammelten Verrätern sagte sie: »Ihr habt mir Treue geschworen, und ich habe den Krieg erklärt. Sie stehen auf der Seite eurer Feinde, und als eure Königin befehle ich euch: Tötet sie alle.«
Jetzt, befahl Chela.
Dann stürzte Bananach sich in einer Wolke aus Federn und Krallen auf Chela, und es wurden keine Worte mehr gesprochen.
Hunde, Elfen und Rösser erfüllten die Lagerhalle mit ihren Schreien und ihrem Blut. Körper prallten aufeinander in einem Kampf, der allzu lange überfällig gewesen war.
Schickt die Boten zu den Elfenhöfen. Das ist das Ende.
Vierunddreißig
Keenan hatte sich gerade von Niall und Irial erklären lassen, dass sie Bananach – wahrscheinlich – doch töten konnten, da das Elfenreich verschlossen war. Ihnen war klar, dass Bananach niemals von selbst klein beigeben würde, aber sie nur im Vertrauen auf eine Auskunft des neuen Sehers umzubringen, erschien ein wenig gewagt.
»Ich bin nicht sicher, ob wir es wirklich schaffen, sie zu töten. Sie ist sehr stark«, sagte Irial. »Sie hat mich umgebracht und Devlin so schwer zugesetzt, als wäre er völlig untrainiert. Wir haben uns, die Hunde und wen immer wir von den anderen Höfen zusammenbekommen.«
»Können wir sie denn aufhalten?«, fragte Keenan.
Bevor irgendjemand antworten konnte, trat unangekündigt ein Distelelf in den verwüsteten Raum. »Mein König!« Er hatte einen anderen Elfen bei sich, den er halb schubste, halb hinter sich herzog. »Es ist Krieg.«
Bevor sie etwas erwidern konnten, sagte der Elf, der ins Zimmer geschleift worden war: »Die Meute hat sich in den Kampf gestürzt, Majestät.« Er blickte zwischen Niall und Keenan hin und her. »Die Meutefrau hat uns zu den drei Höfen ausgesandt. Sie kämpfen … Bananach sitzt auf dem Thron und hat sich zur Königin der Finsternis erklärt.«
»Sie hat was ?«, fragte Niall – oder vielleicht auch Irial.
Keenan unterdrückte ein Frösteln angesichts der Dunkelheit in dieser Stimme. Er hatte Niall schon wütend erlebt und wusste von den schrecklichen Dingen, zu denen beide Könige schon getrennt voneinander im Stande waren. Jetzt fragte er sich, was wohl passieren würde, wenn beide Temperamente im selben Körper vereint waren.
»Darauf haben wir eine Antwort.« Niall-Irial erhob sich. Der König der Finsternis nahm Leslies Hand, und die furchterregende Dunkelheit verschwand. »Bleibst du? Wenn alles …«
»Ich werde hier sein. Nicht für immer, aber für ein paar Tage, bis sich alles geklärt hat.« Das sterbliche Mädchen umarmte den König. »Geh und zeig’s ihr!«
Der König der Finsternis betrachtete Leslie mit einer Art Ehrfurcht und küsste sie dann rasch.
Er drehte sich Keenan zu. »Wirst du mitkämpfen? Bist du jetzt, wo du kein Sonnenlicht mehr in dir hast, überhaupt noch im Stande dazu?«
Statt einer Antwort füllte Keenan seine Augen mit dem Winter. »Im Umgang mit diesem neuen Element bin ich zwar noch nicht so geübt, aber wehrlos bin ich deshalb noch lange
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