Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade
worden. Sie würden nicht getrennt, sondern gemeinsam vorgehen. Das machte zwar viel aus, aber ein entthronter König der Finsternis, eine ungeübte Sommerkönigin und ein ehemaliger Sommerkönig waren nicht gerade die ideale Truppe, auch wenn sie zusammenarbeiteten.
Bleibt noch Donia …
In Gedanken war Keenan bei seiner Geliebten, während er mit den Dunkelelfen, die nicht zu Bananach übergelaufen waren, mit dem König der Finsternis, in dessen Körper der tote König wohnte, sowie einigen ungebundenen Elfen, die sich ihrer Gruppe angeschlossen hatten, durch Huntsdale lief.
Einen halben Block vom Kampfschauplatz entfernt mussten sie aufhören zu laufen. Selbst aus dieser Entfernung drang ein solcher Gefechtslärm zu ihnen, dass sich zahlreiche Sterbliche veranlasst fühlten, besorgt gen Himmel zu schauen, als braute sich über ihren Köpfen ein Gewitter zusammen. Seid dankbar, dass ihr das nicht sehen könnt, dachte er. Dann blies er einen Stoß kalte Luft in ihre Richtung in der Hoffnung, sie weiter von der Schlacht wegzutreiben, die sich bereits auf die Straße vor der Halle ausgedehnt hatte. Ein paar der Sterblichen eilten davon.
Der ehemalige Sommerkönig legte eine Hand auf den Arm seines früheren Beraters. »Ich bin kein Regent mehr. Vielleicht bewirkt ihre Selbsternennung zur Königin, dass ich nichts gegen sie ausrichten kann.«
»Sie ist keine Regentin«, knurrte Niall.
Dann stürmten Bananachs Truppen mit erhobenen Waffen auf sie zu.
Nialls Elfen bekämpften jene, die eigentlich zu ihm gehören sollten. Der Hof der Finsternis war durch Bananachs Intrigen geschwächt worden – so wie es dem Sommer ergangen wäre, wenn ich versucht hätte, dort zu bleiben.
Hundselfen und ihre Rösser hatten sich schon alle in die Schlacht gestürzt, aber viel zu viele Elfen waren zur Unterstützung Bananachs bereit. Keenan ließ seinen Blick über die riesige Zahl von Elfen schweifen.
Wo kommen die alle her?
Die Kriegselfe hatte sowohl ungebundene Elfen rekrutiert als auch Angehörige der anderen Höfe. Er sah Wolfselfen, Ebereschenmänner und auch Distelelfen Seite an Seite mit den Ly Ergs kämpfen. Ihm war nicht ganz klar, woran sie erkennen sollten, wer Freund war und wer Feind, doch eine Feindin stand fest – Bananach. Da bestand kein Zweifel. Allerdings mussten sie erst einmal bis zu ihr durchdringen.
»Viel Glück!«, rief Niall und stürzte sich ins Getümmel.
Jede Antwort, die Keenan hätte geben können, wäre in der Kakophonie der Gewalt untergegangen. Die loyalen Elfen prallten auf die, die versucht hatten, ihren König zu stürzen, und das Ergebnis war schon jetzt unübersehbar: Die Toten beider Seiten übersäten den Boden.
Die Sommerkönigin und Tavish waren noch drei Blocks von der Lagerhalle des Hofs der Finsternis entfernt, als Ashlyn endlich die Worte über die Lippen brachte, die auszusprechen ihr so schwerfiel: »Wenn sie ihm etwas antut oder … Schlimmeres, bringe ich sie um.«
»Sie muss auch dann gestoppt werden, wenn sie das nicht tut.« Tavish hielt trotz des immer höheren Tempos, in dem sie sich fortbewegte, Schritt.
Mit Ashlyns Selbstbeherrschung war es nicht so weit her, wie sie es gern gehabt hätte: Schnee schmolz hinter ihr zu Flutwellen; Bäume erblühten urplötzlich; Flüsse aus Schlamm wälzten sich durch die Straße.
Als sie fast da waren, fragte sie schließlich: »Willst du mir noch einen Rat erteilen?«
Er bedeutete ihr, einen Moment stehen zu bleiben. Während sich die Sommerwache hinter ihnen sammelte, sagte er nur: »Vertraue auf deinen Instinkt. Wenn wir sie nicht stoppen können, müssen wir dem Tod ins Gesicht sehen.«
Als Ashlyn die gegeneinander kämpfenden Dunkelelfen betrachtete, war sie sich nicht sicher, auf welche Seite ihr Hof sich überhaupt stellen musste. »Woher weiß ich, gegen wen ich kämpfen soll?«
Tavish hob sein Schwert. »Wenn dich jemand angreift, verteidige dich einfach.«
»Gut.« Sie trieb Sonnenlicht wie ein Messer in die Brust eines Elfen, der auf sie zugerannt kam. »Wie ist eigentlich der Plan? Du bist derjenige, der Erfahrung in so etwas hat.«
»Der Plan? Bananachs Reihen zu lichten, sie selbst möglichst außer Gefecht zu setzen oder zu töten, nicht zu sterben und Seth zu retten.« Tavish zog einem Ly Erg die Beine weg und schlitzte ihm dann die Kehle auf.
Dieser Anblick ließ sie innehalten. »Ist er …«
»Tot? Ja.« Tavish sah nun nicht mehr wie der diplomatische Berater aus, den sie kannte. Und auch der letzte
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