Sommerliebe eine Anthologie aus 8 sinnlich-romantischen, humorvollen und erotischen Gay -Love -Storys (German Edition)
seinen Erfolg und all die netten Annehmlichkeiten, die damit einhergingen, gewöhnt hatte, hatte er getan, was jeder vernünftige Mann an seiner Stelle getan hätte. Er kroch auf allen sprichwörtlichen Vieren und bettelte um Gnade. Aber Shontalle war noch nie eine gute Gewinnerin gewesen, Greg hatte genügend Runden Scrabble und Monopoly gegen sie verloren, um das zu wissen. Weshalb er auch nicht sonderlich überrascht gewesen war, dass sie Bedingungen an ihr Bleiben geknüpft hatte. Eine davon hatte gelautet, seine chronische Untervögelung zu beheben und mindestens zwei Wochen Urlaub an einem Ort nach Shontalles Wahl zu verbringen. Greg hatte es getragen wie ein Mann, wohl wissend, dass er bis zu den Ohren in der Gülle steckte. Seine Assistentin nämlich hatte eine merkwürdige Vorstellung von Erholung. Zum Beispiel eine tropische Insel, auf der man für viel Geld Sonne, Meer und diskrete Begleitung buchen konnte. Allein der Gedanke daran brachte Greg dazu, sich wie ein notgeiler Lüstling zu fühlen. Oder ein Verlierer, der es nicht auf die Reihe bekam, seine eigenen Dates zu organisieren und sich von seiner Assistentin dazu nötigen lassen musste.
So gesehen war Greg nicht sicher, ob er nun froh war, als das Flugzeug endlich landete oder eher nicht. Auf der einen Seite war er den Todespropheten vom Nachbarsitz los, der mit einem gemurmelten: "Oh mein Gott, Boden, guter, fester Boden – ich werde dich nie wieder verlassen", aus dem kleinen Flieger taumelte. Andererseits war er jetzt hier und es gab keine Möglichkeit, den Chauffeur zu übersehen, der im Bentley am Rand der staubigen Landebahn wartete. Alles, was fehlte, war das Pappschild mit seinem Namen darauf. Sehr diskret.
Eines allerdings musste er zugeben: Die Insel war traumhaft. Schon der kurze Weg zum Auto hinüber reichte, um einen ersten Eindruck von all ihren Wundern zu erhaschen. Milde, honigsüße Luft, goldenes Sonnenlicht, das durch Palmwedel gefiltert wurde, die sich in der warmen Brise wiegten, die vom beinahe unnatürlich türkisfarbenen Meer herüber wehte – der feuchte Sommertraum jedes schneegeschädigten Bewohners nördlicher Gefilde und Greg hatte zum ersten Mal, seit Shontalle die Insel erwähnt hatte, das Gefühl, dass das mit der Erholung vielleicht tatsächlich funktionieren konnte.
Das war, bevor er feststellte, dass sein I-Phone über keinerlei Empfang verfügte.
***
"Fantasie ist die einzige Waffe im Krieg gegen die Wirklichkeit, Mr. Atkins. Zumindest in diesem Punkt komme ich nicht umhin, Théophile Gautier zuzustimmen. Zu bewerten, wie wir diese Waffe einsetzen, ist eine Unsitte, die sich über die Jahrhunderte hinweg bedauerlicherweise eingebürgert hat. Hier auf La Florence versuchen wir, all das hinter uns zu lassen. Ich weiß, Sie haben Ihre Zweifel, Miss Harris war so umsichtig, uns darauf hinzuweisen, aber ich kann Ihnen versichern, dass an Ihrem Aufenthalt hier nichts Anrüchiges ist."
Victoria … O h, ich denke Nachnamen sind überbewertet, Mr. Atkins … lächelte huldvoll und lehnte sich in ihrem Korbsessel zurück. Heller Sonnenschein fiel in Kaskaden durch die Glasfenster des klimatisierten Wintergartens, der stilsicher mit zarten ArtDécoMöbeln und prächtigen Tropenpflanzen eingerichtet war. Er ergoss sich wie ein Wasserfall aus Licht über die Besitzerin der Insel und ließ sie seltsam alterslos, fast ätherisch wirken. Greg, nicht erst seit gestern im Werbe-Geschäft, erkannte einen Profi, wenn er ihm, oder in diesem Falle, ihr, gegenübersaß. Die Inszenierung war perfekt. Nichts an Victoria ließ an Puffmutter denken. "Sehen Sie", fuhr sie in diesem Moment fort, die Fingerspitzen aneinandergelegt. "Unsere Begleiter sind keine Prostituierten, ich würde jeden Gast, der mit dieser Erwartung nach La Florence kommt, sofort der Insel verweisen. Wir betrachten unsere Begleiter lieber als Alltags-Therapeuten, als jemanden, der unseren Gästen hilft, die Wunden zu heilen, die die Wirklichkeit geschlagen hat. Dabei achten wir natürlich darauf, dass sich die Bedürfnisse unserer Gäste und die unserer Begleiter ergänzen. Eric ist mithilfe der Daten, die Miss Harris uns hat zukommen lassen, speziell für Sie ausgewählt worden. Gebildet, an Kunst und Musik interessiert, attraktiv, brünett und selbstverständlich devot."
Greg hatte Schwierigkeiten, sich nicht an seinem Mineralwasser zu verschlucken und seine Miene unter
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