Sommerliebe eine Anthologie aus 8 sinnlich-romantischen, humorvollen und erotischen Gay -Love -Storys (German Edition)
verlieh, waren kurioserweise die Angeber auf den Drei- und Fünfmetertürmen, die er von seinem Platz aus - ganz zufällig natürlich - im Blick hatte und somit auch ihre gutgebauten Körper. Selbst wenn er keiner dieser Adonisse war, hieß es nicht, dass er sich solche Exemplare nicht gerne ansah. Nur musste er da immer aufpassen, dass sich nicht ein weiteres Ärgernis in Sachen Freibad zeigte und sich seine Badehose in ein Zelt verwandelte. Er könnte zwar behaupten, er habe dies einem Mädchen im knappen Bikini zu verdanken, aber dennoch war es peinlich und nicht gerade wünschenswert.
Besonders bei einem dieser Springturmgötter wurde es da das ein oder andere Mal recht heikel, sodass nur noch die dezente Rolle auf den Bauch half. Torben Dieken. Seine heimliche und große Liebe aus Kindergartenzeiten.
Schon damals hatte Moritz ihn angehimmelt, sich aber logischerweise nichts dabei gedacht. Er fand ihn einfach toll. Alles, was Torben machte, war phänomenal und wunderbar. Er backte die großartigsten Sandkuchen, konnte am schnellsten rennen und überhaupt war er sowieso der Allergrößte. Für Moritz war daher seine kleine Welt zusammengebrochen, als er eines Tages nach den Sommerferien in den Kindergarten kam und Torben verschwunden war. Die bis dato nette Frau Dorsch erklärte ihm später, dass Torben nun ja jetzt zur Schule ginge und daher nicht zurück käme. Von da an hieß die Erzieherin für ihn nur noch Fischkopp – was er natürlich niemals laut aussprach, seine Mutter hatte ihn schließlich anständig erzogen – und er fand sie grässlich! Wie konnten die es wagen, seinen Torben einfach in die blöde Schule zu verschleppen? Das konnten die doch nicht tun. Aber sie konnten und selbst, dass er ihm bereits in einem Jahr folgen würde, tröstete ihn zu der Zeit wenig.
An diesem Spielchen änderte sich in den darauf folgenden Jahren nichts. Torben war ihm stets - weil er natürlich ein fabelhafter Schüler war und niemals sitzen blieb und Moritz selbst ein viel zu schlechter, um eine Klasse zu überspringen - eine Nasenlänge voraus. Und so hatte er auch vor gut einem Monat als Erster sein Abi gemacht und Moritz nicht den blassesten Schimmer, wohin er nun entschwinden würde. Nur eins wusste er, es war vorbei mit dem heimlichen Anschmachten auf dem Schulflur, dem Herzrasen, wenn Torben einmal zu nah an ihm vorüberschwebte und er seinen Duft aufschnappte. Um so erfreuter war er daher gewesen, als er Torben letzte Woche hier entdeckte. Anscheinend hatte er noch eine kleine Schonfrist bis zu seinem endgültigen Torbenentzug bekommen.
Ein dumpfer Aufprall, gefolgt von einem Schmerz im linken Oberarm riss ihn aus seinen Erinnerungen. Autsch! Irritiert blickte er zur Seite und sah zuerst den Fußball, der wenige Meter neben ihm im Gras lag, an, und dann die schmerzende Stelle, die sich bereits rot verfärbte.
„Oh sorry!“, rief da schon eine Männerstimme und Moritz sah auf. Irgendwie kam ihm der Kerl mit den dunkelblonden Wuschelhaaren bekannt vor, aber er brauchte einen Moment, bis es klick machte. Jörn Dieken, der ein Jahr jüngere Bruder seines Angebeteten.
Jörn war ein halbes Jahr jünger als er selbst, gerade vor ein paar Wochen achtzehn geworden und eine Stufe unter ihm. Das mit dem Geburtstag wusste Moritz deshalb so genau, weil er seltsamerweise eine Einladung zur Party in seinem Schließfach gefunden hatte. Er war natürlich nicht hingegangen, war sowieso Verarsche gewesen, und alle hätten sich sicherlich kringelig gelacht, wenn er darauf hereingefallen wäre. Warum sollte Jörn Dieken ihn einladen? Sie kannten sich ja gar nicht. „Das wollte ich echt nicht“, meinte dieser betreten und schnappte sich seinen Ball. Super, davon hatte er jetzt auch nix.
„Macht nichts“, murmelte Moritz dennoch und rieb sich über die lädierte Stelle. Nichts, bis auf einen blauen Fleck in der Größe einer Wassermelone. Wenn man kein Talent für den Ballsport hatte, sollte man gefälligst seine Hände und Füße von Selbigem lassen und nicht arme kleine Spanner abschießen. Jörn schien noch etwas sagen zu wollen, doch da rief bereits einer seiner Kumpels nach ihm. „Ey Jörn, was ist jetzt?!“
„Komm ja schon“, brüllte dieser quer über die Wiese zurück. Na hoffentlich, dachte Moritz genervt und schielte zum Sprungturm. Mist, jetzt hatte er Torben verpasst. Und alles nur, weil dessen kleiner Bruder heute kein Zielwasser getrunken hatte. Oder hatte er das vielleicht doch und die Kerle machten
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