Sommerliebe eine Anthologie aus 8 sinnlich-romantischen, humorvollen und erotischen Gay -Love -Storys (German Edition)
zuckte, gefolgt von einem lauten Donnerschlag. Verdammt! Widerwillig drehte er um, stellte sich jedoch, so weit es ging, von Jörn entfernt an die gegenüberliegende Wand.
Eine Weile sagte keiner von ihnen ein Wort, bis Jörn das Schweigen brach. Dies zunächst so leise, dass der Regen fast seine Worte schluckte. „Meinst du, ich hab keine Komplexe? Meinst du, es ist schön, immer nur der kleine Bruder des ach so tollen Torben zu sein und nie an diesen heranzukommen, egal was man macht? Immer die zweite Wahl zu sein? Sogar du ...“ „Was ich?“, zischte Moritz, wirbelte zu ihm herum und war überrascht, wie nah Jörn ihm gekommen war. Sie trennten nur noch wenige Schritte.
„Ich hab gesehen, wie du ihn beobachtet hast.“
„Er springt halt klasse“, verteidigte sich Moritz aufgebracht.
„Ich meine damit nicht nur im Schwimmbad, sondern in der Schule und überall, wo du ihn siehst“, erwiderte Jörn leise und versetzte Moritz damit einen persönlichen Tiefschlag. Er war immer der Ansicht gewesen, vorsichtig zu sein. Dass niemand, und schon gar nicht Jörn, bemerkte, was mit ihm los war. So in die Ecke gedrängt, war es ihm nun egal, dass gerade die Welt unterging, denn seine persönliche lag bereits in Trümmern. Doch bevor er sich erneut umdrehen und die Flucht ergreifen konnte, packte Jörn ihn am Oberarm. Ungehalten machte er sich los und fauchte zurück: „Und selbst wenn? Was geht es dich an?“
„Du kapierst es wirklich nicht, oder?“, fragte Jörn ausdruckslos.
„Was kapiere ich nicht? Klar, ich bin nicht nur fett, sondern auch doof und ...“ Weiter kam er nicht, denn plötzlich verschlossen weiche, kühle Lippen die seinen. Sein Herz setzte vor Schreck aus, bevor es losgaloppierte und das Blut in seinen Ohren rauschen ließ.
Er küsste ihn. Ein anderer Junge küsste ihn. Jörn küsste ihn! Er taumelte leicht zurück, spürte die harte Wand in seinem Rücken und lehnte sich dagegen, da seine Knie nachzugeben drohten. Sanft saugte Jörn derweil an seiner Unterlippe und schickte damit ein Kribbeln durch seinen ganzen Körper. Moritz glaubte, es selbst in den Zehenspitzen zu spüren. Und erst als Jörn sich zaghaft zurückzog, ging Moritz auf, dass er starr wie eine Statue dagestanden hatte, dabei wollte er doch gar nicht, dass der Kuss endete. Schnell legte er eine Hand in Jörns Nacken und zog ihn zurück. Pressten nun schon fester ihre Münder aufeinander und das Prickeln begann von Neuem. Ein Seufzen entwich ihm, oder war es Jörn gewesen? Es war egal, alles, was in dem Moment zählte waren diese nun schon wärmeren Lippen, die leicht nach Vanille schmeckten. Als Jörn sich jedoch mit seiner Zunge vorwagte, zuckte Moritz erneut zurück, aber auch dieses Mal kam Jörn ihm nach. Zögerlich öffnete er die Lippen und kam der fremden Zunge ein wenig entgegen. Er fühlte sich so unbeholfen und hatte das Gefühl, alles falsch zu machen. Der Gedanke zusammen mit allen anderen verflüchtigte sich jedoch, als sich ihre Zungenspitzen zum ersten Mal trafen. Seine Finger krallten sich in Jörn Schultern, suchten Halt, denn seinen Beinen traute er nicht länger, während seine Zunge einfach Jörns Bewegungen nachahmte. So schlecht schien er sich nicht anzustellen, denn Jörn drängte sich stöhnend an ihn, seine Finger strichen seine Seite entlang, stahlen sich auf seinen Rücken und wanderten tiefer. Wabbelarsch , schoss es Moritz da durch den Kopf und er schob ihn ein Stück von sich weg. Widerstandslos wich Jörn einen kleinen Schritt zurück, sah ihm aber mit brennendem Blick in die Augen.
„Ich will nicht mehr die zweite Wahl sein“, murmelte er mit brüchiger Stimme, und nun rannte er in den Regen hinaus. Doch er kehrte nicht um.
Selbst am Abend hatte Moritz sich nicht beruhigt. Wie er nach Hause gekommen war, war ihm ein Rätsel. Nachdem ihn Jörn einfach stehen gelassen hatte, war er zunächst wie erstarrt an der Stelle verharrt. Nicht fähig, sich zu rühren, während sich seine Gedanken überschlugen. Irgendwann, der Regen hatte bereits aufgehört, war er zur Bushaltestelle getorkelt. Die Leute, die ihm begegneten, mussten ihn sicherlich für besoffen gehalten haben und ein bisschen fühlte er sich auch so. Teilweise war er genauso beschwingt wie nach einem Bier zu viel, doch leider schaltete sein Hirn nicht ebenso auf Sparflamme, sondern ratterte. Und er stellte sich selbst jetzt noch immer die gleichen Fragen.
Wie konnte der es wagen? Wie konnte der ihn einfach so küssen und
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