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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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verpasst!“
    „Wie, wo, was?“, stotterte Ben.
    Er richtete sich ein Stück auf und bog seinen Rücken kräftig durch. Dabei zog ein kurzer Schmerz durch seinen Brustbereich. Mit Zeigefinger und Daumen massierte er sich die Augenpartie, bevor er seine Augen halbwegs geöffnet hielt.
    Vor ihm flackerte noch immer der Fernseher, auf dessen Monitor noch das Spielmenü zu sehen war.
    „Mann, echt…“, beschwerte sich Max. „Da pennste einfach weg. Geht gar nicht.“
    Ben blickte irritiert zu ihm auf. Sein Verstand wachte um ein paar Minuten verzögert auf.
    „Da will man dir was Gutes und du…“, murmelte Max, stand auf und schaltete die Konsole aus.
    Ben wusste, dass er nur beleidigt spielte. Er selbst gähnte ausgiebig.
    „Sorry“, erwiderte er dann. „Ich bin einfach noch zu fertig.“
    Max schloss die Konsole ab und wickelte die Kabel um die beiden Controler. Dann kam er zum Bett zurück, griff nach dem Plastikbeutel und verstaute den ganzen Kram.
    „Schon klar“, gab er zurück und lächelte. „Mach dir keinen Kopf!“
    Ben nickte.
    „Aber ich muss jetzt los“, fuhr Max fort. „Isa zwingt mich ins Kino.“
    Bei diesen Worten erschrak Ben etwas. Er hatte überhaupt kein Zeitgefühl. Hektisch und noch schlaftrunken suchte er zwischen Decke und Kissen nach seinem Handy.
    „Halb sechs“, nahm ihm Max die Arbeit ab.
    „ Halb sechs? “, wiederholte Ben. Seine Stimme klang dabei höher als üblich. Er konnte kaum fassen, wie lange er geschlafen hatte.
    Max nickte. Er schob noch die Spielhüllen in die Tüte und richtete sich anschließend auf. Dann trat er etwas näher ans Bett, streckte seine Hand nach der von Ben, um ihr einen verabschiedenden Klatsch zu verpassen, und schritt zur Tür.
    „Also dann!“, sagte er. „Bis die Tage!“
    „Ja“, erwiderte Ben. „Und danke für deinen Besuch.“
    „Ich hab‘ zu danken“, erwiderte Max grinsend, „für die geile Pizza.“
    Ben warf einen Blick zur Seite. Der Teller war leer.
    „Bedank dich bei meiner Mum!“, entgegnete er.
    Als Antwort nickte Max noch ein letztes Mal, bevor er schließlich aus dem Zimmer trat und die Tür hinter sich zuzog.
    Ben blieb etwas verunsichert zurück. Ihm wurde bewusst, dass er mit dem Vor- und Nachmittag fast den ganzen Tag verpennt hatte. Das konnte er nur schlecht mit seinem Gewissen vereinbaren. Deshalb nahm er sich vor, jedenfalls in den Abendstunden noch ein paar Dinge zu erledigen. Als erstes wollte er duschen gehen. Er fühlte sich dreckig und ungepflegt. Außerdem musste der Verband gewechselt werden. Dafür hatten sie ihm im Krankenhaus ein paar Mullbinden mitgegeben.
    Er atmete ein letztes Mal tief durch, bevor er sich schließlich aus dem Bett erhob und zur Tür taumelte. Dort blieb er verwirrt stehen. Erst als ihm einfiel, was er vergessen hatte, stolperte er ein paar Schritte rückwärts, bog zu seinem Schrank und kramte sich frische Kleidung heraus. Mit ihr in beiden Händen trat er zur Tür zurück und verließ sein Zimmer. Er durchquerte den kurzen Flur, der im Vergleich zu den Fluren der Villa einem kleinen Kämmerchen glich, und öffnete die Badezimmertür. Er schaltete das Licht an und legte seine Klamotten auf den Klodeckel. Dann schritt er zum Waschbecken und betrachtete sich in den drei schmalen Spiegeln des gefächerten Badezimmerschränkchens. Er sah verschlafen, aber gleichzeitig völlig übermüdet aus. Er war blass und unter seinen Augen hingen tiefe, schwarze Ringe.
    „Scheiße …“, nuschelte er, bevor er sich vom Spiegel abwandte und sich flüchtig im Bad umsah.
    In der Dusche stand alles bereit: Duschgel, Shampoo, Rasierer. Über einer Stange hing ein frisches Handtuch und auf dem Waschbeckenrand lagen die Mullbinden, daneben eine Salbe. Seine Mutter schien alles perfekt organisiert zu haben.
    Das Bad war nicht groß. Im Vergleich zu denen der Villa war es sogar sehr klein. Klein und schlicht. Weiße Fliesen zogen sich über Boden und Wände und wurden an dessen Hälfte von einer weißen Raufasertapete abgelöst. Auf der schmalen Fensterbank standen drei Kakteen inmitten von dekorativen Herzmuscheln. Waschbecken, Klo und Dusche waren hell beige. Eine Badewanne gab es nicht.
    Gedankenverloren schob Ben die in knisterndem Plastik verpackten Verbände hin und her. Dann griff er mit überkreuzten Armen nach dem Bund seines T-Shirts und zog es über seinen Kopf. Als ihn dabei ein unangenehmes Ziehen durchzog, verzerrte sich sein Gesicht vor Schmerz. Ben biss sich auf die Unterlippe und

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