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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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seinen Spieler in ein Auto setzte und ihn wie jemand Besengtes durch die Gegend fahren ließ. Er fuhr ein paar Kurven, wich erschrockenen Passanten aus und hielt an einem Haus. „Als er das letzte Mal unser Thema war“, sagte er dann, „klang das noch anders.“
    Ben zuckte mit den Schultern. „Jetzt ist es aber so.“
    „Okay“, erwiderte Max, während er irgendwelche Typen abknallte.
    Ben verzog sein Gesicht. Er sah die Spielfigur, wie sie durch die Gegend rannte und wahllos alles und jeden erschoss. Dabei spürte er ein Brennen in sich aufsteigen. Die Grundidee des Spiels, das von Millionen Fans gespielt wurde, machte ihn nachdenklich. Ja, es war nur ein Spiel. Doch er selbst hatte die Realität erlebt, die diesem in manchen Zügen erschreckend ähnelte. Im Vergleich zu den meisten Fans wusste er, wie es war, angeschossen zu werden. Er kannte das Geräusch eines Schusses und das dazugehörige Gefühl von Panik.
    „Boah!“, stöhnte er deshalb. „Können wir nicht was anderes spielen?“
    „Ey!“, entgegnete Max und machte eine wilde Geste. „Das ist total geil, Mann!“
    Ben musterte ihn kritisch und stöhnte auf.
    „Erzähl mir lieber mal, wie dein Alex so ist!“, versuchte Max dann abzulenken.
    „Alle Details?“, hakte Ben nach.
    Max war hetero und hatte bislang immer dankend auf all die intimen Einzelheiten in schwulen Erzählungen verzichtet.
    „Nee“, sagte er und bestätigte damit Bens Vermutung. „Lass stecken!“
    Ben schmunzelte.
    Max alias Mann mit Knarre rannte über eine Straße, kletterte über die Leitplanke und sprang eine Brücke hinunter.
    „Und bei dir und Isa?“, fragte Ben. Isa war Isabelles Spitzname, den sie Max zu verdanken hatte, nachdem er Bella als zu kitschig deklariert hatte.
    „Alles bestens“, erwiderte Max. „Könnt‘ nicht besser laufen. Ehrlich!“
    Ben nickte.
    „Das ganze Rumgeliege macht mich echt fertig …“, stöhnte er dann.
    „Vermisst deinen Sport, was?“, fragte Max.
    Erneut nickte Ben und nahm die Spielsequenzen dabei nur nebensächlich wahr. Statt sich weiterhin über den Inhalt des Spiels zu ärgern, genoss er die Nähe zu jemand Vertrautem.
    „Und wie war das Praktikum so?“, fragte Max. „Hast du dich eigentlich schon für die Unikurse angemeldet?“
    „Das werd‘ ich morgen machen“, erwiderte Ben. „Und das Praktikum war ganz okay.“ Er dachte kurz nach, bevor er sich noch einmal korrigierte. „Nein. Eigentlich war es genial. Ich konnte echt viel lernen und hab‘ Alex kennengelernt. Nur das ganze Drumherum war eher unschön.“
    „Okay“, entgegnete Max.
    Seine Zunge klemmte zwischen seinen Lippen. Er sah hochkonzentriert aus.
    Ben merkte schnell, dass der Braunhaarige nicht multitaskingfähig war und beendete das Gespräch deshalb an dieser Stelle. Er schloss seinen Mund und rutschte in eine bequemere Position. Dann beobachtete er Max beim Spielen und amüsierte sich über die unartikulierten Fluchanfälle, die er zwischenzeitlich von sich gab.
    Eine ganze Zeit lang starrte Ben zum Fernseher. So lange, bis die animierte Grafik vor seinen Augen zu verschwimmen begann und sich zu einem wirren Komplex aus sich bewegenden Formen und Farben vermischte. Immer öfter fielen ihm die Augenlider zu, während das dumpfe Herumgeknalle aus den Lautsprechern des Fernsehers an ihm vorbeiglitt. Als sein Kopf immer schwerer wurde, stopfte er sich ein Kissen in den Nacken und lehnte sich dagegen. Dann schloss er seine Augen und entspannte sich.
    Nach einer Weile klang Max sehr fern, die Spielgeräusche noch wesentlich ferner – fast wie aus einer anderen Welt oder einem Traum. Bens Verstand bastelte sich aus ihnen eigene Sequenzen zusammen, die kaum Sinn ergaben und belanglos an seinem geistigen Auge vorbeizogen. Alles um ihn herum wurde leiser. Leiser und immer leiser. So lange, bis es plötzlich vollkommen still war. Das Einzige, was blieb, waren seine Gedanken, die in Form von Bildern durch seinen Kopf jagten und ihn in die Welt der Träume führten.
    ***
    „Ben?“
    Ben glaubte, er würde Alex hören, der ihn rief, weil er endlich zu ihm zurückgekehrt war. Doch dann wurde die Stimme klarer und damit wesentlich tiefer als die von Alex.
    „Ben? Hallo?“
    Eine große Hand rüttelte an ihm. Ben verzog sein Gesicht und wollte sich auf die andere Seite legen, merkte dabei aber, dass er halbsitzend eingeschlafen sein musste. Irritiert schlug er die Augen auf. Sein Nacken spannte.
    „Mann!“, begrüßte ihn Max. „Du hast das Geilste

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