Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
Vom Netzwerk:
sie ansehen, schaffte es aber nur, nachdenklich an ihr vorbeizuschauen.
    „Danke“, murmelte er.
    Im Augenwinkel sah er sie nicken.
    „Meld dich, wenn du noch was brauchst“, sagte sie noch, bevor sie zur Tür ging, sie öffnete und ihm einen letzten besorgten Blick zuwarf. Dann trat sie in den Flur und zog die Tür hinter sich zu.
    Ben starrte auf das helle Holz und wusste nicht, an was er zuerst denken sollte. Er blieb noch eine ganze Weile wie erstarrt stehen, bevor ihn plötzlich eine ungeheure Hektik packte. Er schob das Handtuch von seinem Becken, warf es in die Ecke und fischte sich seine restlichen Klamotten. Schnell zog er sie über. Die zweite Socke zupfte er nur flüchtig zurecht, während er auf einem Bein zur Tür humpelte. Als er fertig war, riss er die Tür auf und eilte durch den Flur in sein Zimmer. Das erste, was ihm dort auffiel, während er sich an die Worte seiner Mutter erinnerte, war das neue Essenstablett neben seinem Bett, auf dem eine frische Flasche Wasser, ein Teller mit belegten Broten und eine Schüssel Salat standen.
    Doch Ben hatte keinen Hunger. Schneller, als es ihm seine Schmerzen erlaubten, stürzte er zum Bett. Dort hob er hastig das Kopfkissen und zog die Decke zur Seite. Als sein Handy dabei zu Boden plumpste, ließ er die Decke fallen, bückte sich und hob es auf. Er nahm sich nicht einmal die Zeit, sich zu setzen. Stattdessen blieb er stehen, wählte Jos Nummer und schritt mit jedem Freizeichen ungeduldiger im Zimmer auf und ab.
    Es dauerte ganze fünf Pieptöne, bis Ben das erwartete Klicken vernahm, das ihm verdeutlichte, dass jemand abgenommen hatte.
    „Tannenberger?“, meldete sich Jo.
    „Ich bin’s“, entgegnete Ben und sprach dabei strenger als gewollt. „Ben.“
    „Oh!“, erwiderte Jo.
    „Du hattest angerufen?“
    „Ja, ja, genau“, gab Jo zurück und klang halb abwesend.
    „Was gibt es denn?“, fragte Ben. „Hat Alex sich gemeldet? Ist er wieder da? Geht’s ihm gut?“ Er pausierte kurz, holte tief Luft und versuchte seine Aufregung unter Kontrolle zu bekommen. „Ich dachte, du wolltest dich nicht bei mir melden.“
    „Nun ja“, erwiderte Jo. „Das hatte ich auch eigentlich nicht vor. Nun gibt es da aber gewisse Beweggründe, die mich letztendlich dazu veranlasst haben.“
    „ Gewisse Gründe? “, hakte Ben nach. „Was ist denn passiert?“
    „Alex ist vor ein paar Stunden nach Hause gekommen“, antwortete Jo.
    Bens Herz machte einen kurzen Sprung, landete aber unsanft, als ihn das Brennen in seinem Magen an Jos erste Worte erinnerte.
    „Und?“, wollte er schnellstmöglich wissen. „Was ist denn?“
    „Tja“, machte Jo. Ben konnte sich nur zu gut vorstellen, wie er eine ausholende Geste dazu machte. „Er ist wie ausgewechselt. Er hat kurz rasierte Haare und an seinem –“
    „Er hat was ?“, unterbrach ihn Ben. „ Kurze Haare? “ Er stockte einen Moment. „Wie kurz denn?“
    Er hatte Alex‘ Haare geliebt. Sie waren eines der markantesten und zugleich schönsten Merkmale des Blonden gewesen und hatten ihn ungemein attraktiv gemacht.
    „Sehr kurz“, gab Jo zurück. „Und an seinem Hinterkopf prangt ein Bluterguss. Auch sein Gesicht sieht lädiert aus.“
    Ben nahm die Worte auf. Er musste sich erst einmal sammeln. Er konnte kaum glauben, was er da hörte. Mit aller Kraft versuchte er sich den eben beschriebenen Alex vorzustellen, schaffte es aber nicht. Immer wieder überdeckte das Foto, das er sich aus dessen Album geliehen hatte, den Versuch der gedanklichen Ausführung.
    „Das waren die … “, murmelte er geistesabwesend. „ Die haben ihn so zugerichtet.“
    Jo schien sofort zu wissen, wen Ben meinte.
    „Na, die werden ihm wohl kaum die Haare rasiert haben“, entgegnete er.
    „Wer denn sonst?“, platzte es aus Ben. „Was soll deiner Meinung nach sonst vorgefallen sein?“
    Jo schwieg eine gefühlte Minute, bevor er laut aufstöhnte.
    „Was weiß denn ich? Vermutlich hat er zu viel getrunken und sich mit irgendwem geprügelt. Das mit den Haaren kann ich mir natürlich auch nicht erklären.“ Er pausierte rhetorisch. „Mensch, Ben! Was ist denn nur zwischen euch vorgefallen, dass jetzt wieder so ein Theater losgeht?“
    Ben konnte nicht glauben, wie Jo über die Sache sprach. Ernsthaft besorgt schien er nicht zu sein.
    „Nichts!“, verteidigte sich Ben. „Da war nur die Sache mit der Kripo. Und das hast du ja mitbekommen.“
    Jo seufzte erneut.
    „Ben, ich hätte nie gedacht, dass ich dir das mal sage, aber

Weitere Kostenlose Bücher