Sommermond
schluckte schnell herunter und griff nach der Plastiktüte. „Ich hab‘ uns was mitgebracht.“
Ben beobachtete ihn und sah, wie er ein schwarzes Gerät aus der Tasche zog.
„Ne Playsi, Alter!“, sagte er dazu. „Ne Dreier.“
Bens Augenbrauen zogen sich kritisch zusammen. Er hatte nicht viel Ahnung von Spielkonsolen. Er beschäftigte sich lieber mit Büchern und bevorzugte es, mit Freunden Gesellschaftsspiele wie Monopoly zu spielen. Dabei konnte man sich nicht nur besser unterhalten, sondern hatte auch mehr Spaß.
Als Max seinen irritierten Blick sah, schüttete er den Inhalt des Plastikbeutels aufs Bett und begann damit, die schwarzen Kabel zwischen Konsole, Controllern und Spielhüllen zu sortieren.
„Eigentlich wollte ich ‘ne Wii mitbringen“, meinte er, „aber das wär in deinem Zustand wohl eher uncool.“
Ben beobachtete ihn. Wieder unter Freunden zu sein, tat ihm gut. Das spürte er.
„Wie is’n das nun genau passiert?“, fragte Max, während er die Konsole in die eine und die Controller in die andere Hand nahm. Er schritt zum Fernseher, legte die Sachen auf das Laminat und suchte nach den passenden Anschlüssen.
„Ich dachte, Nick hätte dir schon alles erzählt“, entgegnete Ben.
„Na ja, Mann! Nicht alles“, erwiderte Max flüchtig, während er mit einem der Kabel hinter dem Fernseher herumhantierte.
„Das war ein Unfall. Nichts weiter“, tat Ben ab. Er hatte keine Lust, das ganze Thema noch einmal aufzurollen.
„Mit Schussverletzung? Nee, ist klar!“, gab Max ironisch zurück und steckte die Controller in die Playstation.
Ben seufzte auf. Er wusste, dass er nicht drum herum kam, die Wahrheit zu erzählen. Also holte er tief Luft und begann: „Alex wollte ...“
Doch da fiel Max ihm schon ins Wort. Er war fertig mit der Installation, schob ein Spiel in das Laufwerk und kehrte zu seinem Stuhl zurück. „ Alex? Ist das dieser Kerl?“
„ Welcher Kerl?“, hakte Ben skeptisch nach.
„Na, dein neuer Kerl“, entgegnete Max, während er einen Controller auf Bens Bett legte und den anderen in seiner Hand behielt.
„Ja, ist er“, erwiderte Ben. „Und egal, was Nick erzählt hat. Vergiss das! Okay?“
Max nickte lässig. „Geht klar.“
„Also, willst du nun alle Details vom Unfall oder nicht?“
„Ehrlich gesagt“, entgegnete Max, „weiß ich das Wichtigste von Nick.“ Er pausierte kurz. „Verstehste? Und weil du anscheinend sowieso nicht drüber reden willst, lassen wir das einfach. Okay?“
„Aber du hast doch eben …“
Max machte eine abtuende Geste. „Lass uns lieber ‘n bisschen daddeln.“
Etwas widerwillig griff Ben nach dem schwarzen Controller und beobachtete, wie Max den Fernseher einschaltete und sich in dessen Menü zurecht suchte. Als er fertig war, leuchtete ihnen das Symbol einer Spielefirma entgegen. Max drückte weiter. Nach ein paar Sekunden erschien dann der Titel des Spiels: „Grand Theft Auto“
Zwar kannte Ben sich nicht in der fanatischen Spielewelt aus, aber dieser Titel sagte ihm etwas. Er musste irgendwann, irgendwo mal ein paar Infos darüber aufgeschnappt haben.
„Ist das dieses Spiel, in dem man wie ‘n Irrer rumläuft, Autos kaputtfährt und Leute erschießt?“, vergewisserte er sich.
„Jab“, erwiderte Max. „Und das ist der neuste Teil! Der soll verdammt geil sein! Geile Grafik, geile Story, geiler Sound.“
Ben warf ihm einen seitlichen Blick zu, in dem mehr Skepsis schwang als alles andere. Dennoch musste er grinsen, weil Max wie ein pubertierendes Mädchen klang, das von dem Erscheinen eines neuen Twilight-Teils mit ihrem geliebten Edward schwärmte.
„Reicht es, wenn ich zugucke?“, fragte Ben und schob seinen Controller zur Seite.
Max startete das Spiel. Als er bemerkte, dass es sowieso nur im 1-Player-Modus spielbar war, überspielte er dies mit gekonntem Charme. „Ja, klar. Also … äh … Ich dacht‘ nur, dir ‘nen Controler zu geben, lässt dich das Ganze hautnah erleben.“
„Schon klar …“ Ben schüttelte grinsend den Kopf.
Das Spiel begann mit einer Filmsequenz und Dialogen, denen Max aufmerksam lauschte. Erst als er endlich in die Rolle des Hauptdarstellers schlüpfen durfte, entspannten sich seine Gesichtsmuskeln.
Ben betrachtete das Spiel nur beiläufig. Er war mehr darauf konzentriert, sich Gedanken um Nick und Alex zu machen. Er schaffte es nicht, sie aus seinem Kopf zu streichen.
„Nick nervt total“, dachte er nach einer Weile laut.
„Hm?“, machte Max, während er
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